Am 29. April 2025 kamen Vertreter von 38 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO online zu einer Sitzung zusammen, um Rückmeldungen zum ersten Entwurf des zweiten Europäischen Arbeitsprogramms (EPW 2) zu geben, das als strategischer und operativer Rahmen als Orientierungshilfe für die Arbeit der Länder und von WHO/Europa im Gesundheitsbereich in den Jahren 2026 bis 2030 dienen soll.
Auf dieser vierten Tagung äußerten sich die Ansprechpersonen für das EPW 2 sowie die nationalen Ansprechpartner anerkennend über den laufenden Konsultationsprozess zur Entwicklung des Rahmens sowie über die Struktur des Dokuments und den Ansatz, der im Dokument dargelegt ist.
Die Teilnehmer unterstrichen ihre Unterstützung für die Sonderinitiativen für die primäre Gesundheitsversorgung und die Stärkung der Reaktion der Gesundheitssysteme zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen und betonten die nationalen Verpflichtungen in diesen Bereichen. Mehrere Ansprechpartner lobten zudem den bereichsübergreifenden Ansatz für die primäre Gesundheitsversorgung, der im EPW 2 zur Unterstützung anderer Funktionen festgelegt wurde.
Weitere Überlegungen betrafen die Notwendigkeit, zusätzlich zu den bereits im Entwurf formulierten grundlegenden Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit – Wiederherstellung des Vertrauens in die Wissenschaft, Führungskompetenz und strategische Partnerschaften sowie gezielte Nutzung von Innovationen – mehr Gewicht auf die gesellschaftliche Teilhabe und die ressortübergreifende Zusammenarbeit zu legen. Ferner wurde allgemein darum gebeten, das Potenzial der Nutzung vorhandener Länderkapazitäten zu betonen.
Zusammen mit den schriftlichen Beiträgen der Mitgliedstaaten werden diese Rückmeldungen in die nächste Fassung des EPW 2-Dokuments einfließen, für das im Sommer die nächste Konsultation anberaumt ist.
Eine endgültige Fassung des EPW 2 soll den Mitgliedstaaten auf der vom 28. bis 30. Oktober 2025 stattfindenden 75. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa zur Annahme vorgelegt werden.
Vorrangige Handlungsfelder im EPW 2
Während der Sitzung am 29. April erläuterte die oberste Leitungsebene von WHO/Europa kurz, wie WHO/Europa in fünf vorrangigen Handlungsfeldern vorgehen wird.
Ihor Perehinets, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region der WHO, erläuterte den gefahrenübergreifenden Ansatz für Notlagen und wie die WHO eng mit Regierungen zusammenarbeitet, um die Gesundheitssicherheit sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene zu gewährleisten, wobei er die Bedeutung von Partnerschaften mit der Europäischen Union und der Östlichen Partnerschaft sowie den Mitgliedstaaten hervorhob.
Allison Ekberg von der Sonderinitiative für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation gab einen Überblick über die Anstrengungen zur Verhinderung der 1,8 Mio. vermeidbaren Todesfälle, die in der Europäischen Region der WHO auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen sind, einschließlich der für die Länder geleisteten Unterstützung bei der Entwicklung von Strategien zur Verringerung nichtübertragbarer Krankheiten und zur Reduzierung vermeidbarer Todesfälle.
Robb Butler, Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten, Umwelt und Gesundheit, erläuterte die Schwerpunktlegung von WHO/Europa auf die Stärkung der Klimaresilienz in den Gesundheitssystemen, indem die Gesundheit in den Mittelpunkt der Klimapolitik gestellt wird und die Zusagen aus der Erklärung von Budapest durch die neue Paneuropäische Kommission Klima und Gesundheit umgesetzt werden.
Natasha Azzopardi Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder, wies auf die Bedeutung der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden sowohl für Kinder als auch für ältere Menschen hin. Dr. Muscat erkannte an, dass die Alterung der Bevölkerung in der Region ein Erfolg im Bereich der öffentlichen Gesundheit sei, der gefeiert werden müsse, wies aber auch auf die Herausforderungen hin, die sich daraus ergeben, u. a. die Notwendigkeit sicherzustellen, dass die Gesundheitssysteme zukunftssicher sind, sich ggf. neue Technologien zunutze machen und für alle zugänglich und erschwinglich sind.
Über das EPW 2
Das EPW 2 ist ein strategischer und operativer Rahmen, der eine Zukunftsvision für Gesundheit und Wohlbefinden in der Region bietet. Es enthält eine Reihe gemeinsamer Maßnahmen für von den Ländern gesteuerte Fortschritte und spezifische vorrangige Maßnahmen für WHO/Europa zur Unterstützung der Mitgliedstaaten sowie institutionelle Veränderungen, die WHO/Europa vornehmen wird, um das EPW 2 wirksam umzusetzen. Das EPW 2 setzt das Vierzehnte Allgemeine Arbeitsprogramm der WHO (2025–2028) in konkrete Maßnahmen für die Region um.
Durch gezielte Maßnahmen in fünf miteinander verknüpften Bereichen im Zeitraum 2026–2030 – Maximierung der Gesundheitssicherheit, Bekämpfung von nichtübertragbaren Krankheiten, Leben und Altern bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit sowie Vorantreiben von Klimamaßnahmen und Gesundheitssystemen der Zukunft – wird erwartet, dass der Rahmen die Region auf den richtigen Kurs bringt, um die weitreichenden, sich auf die Gesundheit auswirkenden Trends, noch jahrzehntelang zu bewältigen.
Aufbauend auf dem ersten Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 hatten die Mitgliedstaaten den Wunsch geäußert, dass das EPW 2 im Rahmen einer breit angelegten Konsultation ausgearbeitet und von Ländern und WHO/Europa gleichermaßen getragen wird.
Um sicherzustellen, dass der Rahmen den unterschiedlichen Bedürfnissen der 53 Länder in der Region gerecht wird, wurden von den Mitgliedstaaten Ansprechpersonen ernannt, die ihre nationalen gesundheitsbezogenen Perspektiven und Prioritäten vertreten und dafür sorgen, dass die Ausarbeitung des EPW 2 ein wahrhaft kooperativer Prozess ist.