Darja Pajk arbeitet als Ergotherapeutin in einer Langzeitpflegeeinrichtung für Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen in Slowenien. Sie lebt mit einem schweren Hörverlust auf beiden Ohren.
Ihre Cochlea-Implantate (chirurgisch implantierte Hörgeräte, die Menschen mit erheblichem Hörverlust ein Gefühl für Klang vermitteln), die hübsch mit Musiknoten verziert sind, helfen ihr, mit ihrem Hörverlust zurechtzukommen.
Cochlea-Implantate machen für Darja einen großen Unterschied. Doch wie alle Menschen, die Hörgeräte benutzen, verpasst sie manchmal Teile von Gesprächen, besonders in lauten Umgebungen. Die Jahre, in denen sie sehr stark durch ihren Hörverlust beeinträchtigt war und der Nutzen ihrer Hörgeräte nicht ausreichte, waren extrem schwierig für sie, besonders auf der Arbeit.
Mit einem Lächeln in den Augen erzählt Darja, dass einige Patienten in der Langzeitpflegeeinrichtung, in der sie arbeitet, sich schneller an ihren Hörverlust gewöhnten als ihre Kollegen. Darja weist darauf hin, dass ihre Kollegen, die in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen ausgebildet sind, immer noch Schwierigkeiten hätten und Zeit bräuchten, um sich auf die Behinderung einer Kollegin einzustellen.
Eine persönliche Reise zur Befähigung zum selbstbestimmten Handeln
Darja nutzt seit fast 30 Jahren Hörgeräte – zunächst konventionelle Hörgeräte und jetzt Cochlea-Implantate. Sie setzt sich für die Rechte von Menschen mit Hörverlust in Slowenien und ganz Europa ein.
Aber das war nicht immer so. Darja erläutert, dass es Jahre der Selbstreflexion und des Aufbaus von eigener Stärke brauchte, um dorthin zu gelangen, wo sie jetzt ist. Der Beitritt zu Organisationen für Hörgeschädigte half ihr, die nötige Stärke zu erlangen, um zur Fürsprecherin zu werden.
Sie ist zu einer Referenz an ihrem Arbeitsplatz geworden. Kollegen wenden sich an Darja, wenn sie in der Langzeitpflegeeinrichtung mit Problemen in der Kommunikation mit Patienten zu kämpfen haben. Kollegen wenden sich sogar an sie, wenn sie selbst Probleme mit ihrem Gehör haben. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung mit Hörverlust hilft Darja dabei, Hörangebote und Anpassungen vorzuschlagen, die die Kommunikation zwischen Menschen erleichtern.
Empathie wird nie aus der Mode kommen
Die Hörtechnologie hat Darjas Leben verändert, doch sie weist darauf hin, dass sie nicht die Lösung für alles ist. Manchmal begleitet sie Patienten zu Terminen und stellt fest, dass Gesundheitsfachkräfte und -einrichtungen nicht immer auf Menschen mit Hörverlust Rücksicht nehmen.
„Damit die Versorgung von Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten integrativ ist, müssen Gesundheits- und Sozialarbeiter Einfühlungsvermögen zeigen. Technologie kann kaputt gehen, veralten oder zu kompliziert oder teuer sein. Aber wenn Einfühlungsvermögen vorhanden ist, folgt entsprechendes Entgegenkommen auf ganz natürliche Weise“, erklärt Darja.
Aufklärung von Mitarbeitern des Gesundheits- und Sozialwesens
Darja ist der Meinung, dass Mitarbeiter des Gesundheits- und Sozialwesens systematisch über Hör- und Sehverlust und deren Auswirkungen auf die Menschen aufgeklärt und im Umgang mit diesen Leiden geschult werden müssten. Sie träumt von einer Zeit, in der Menschen mit gelebter Erfahrung einen festen Bestandteil des Ausbildungsteams für Gesundheitsfachkräfte darstellen, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in den Ausbildungsprogrammen des Gesundheits- und Sozialwesens wahrhaft zu verankern.
„Es muss nicht viel Zeit in Anspruch nehmen – eine Stunde würde schon reichen. Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen müssen verstehen, dass diese Leiden weit verbreitet sind. Das Beste, was sie tun können, ist zu fragen, wie sie sich auf jeden Einzelnen einstellen können, denn keine zwei Menschen haben die gleichen Bedürfnisse“, fügt sie hinzu.
Unterstützung von WHO/Europa
Ohren- und Hörprobleme zählen zu den verbreitetsten gesundheitlichen Problemen. In der Europäischen Region der WHO leben etwa 190 Mio. Menschen mit Hörverlust oder Taubheit. WHO/Europa unterstützt seine Mitgliedstaaten durch die Förderung der Ohr- und Hörversorgung in der primären Gesundheitsversorgung und durch das Bemühen um eine Welt, in der Menschen mit Behinderungen in der gesamten Region die bestmögliche Gesundheit genießen.
WHO/Europa erkennt die entscheidende Rolle des Gesundheits- und Pflegepersonals in starken und widerstandsfähigen Gesundheitssystemen an und weiß um die Bedeutung von Investitionen in ihre Aus- und Weiterbildung sowie in die Optimierung des Arbeitskräfteangebots. Richtig geschulte, unterstützte und geschützte formelle Pflegekräfte, die in der Langzeitpflege tätig sind, wie etwa Darja, erhöhen die Versorgungsqualität für die Nutzer.