Am Internationalen Frauentag möchten wir die Leistungen von drei bemerkenswerten Frauen würdigen, die in der globalen Gesundheitspolitik an vorderster Front tätig sind. Margaux Meslé, Ana Paula Coutinho Rehse und Harsh Lata arbeiten für das Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen, das im Zentrum der weltweiten Koordinierung, Vorbereitung und Reaktion auf Krankheitsausbrüche und andere Notlagen steht. Ihre Wege in die Wissenschaft, ihre Herausforderungen und ihre Ratschläge für künftige Generationen sind ermutigend und aufschlussreich.
Margaux Meslé: leidenschaftliches Engagement für die Krankheitsüberwachung
Margaux Meslé, die ursprünglich aus Frankreich stammt und jetzt in den Niederlanden lebt, hat ihre berufliche Laufbahn der Erforschung der Ausbreitung von Infektionskrankheiten gewidmet. Als Wissenschaftlerin bei der WHO arbeitet sie an der Überwachung von Atemwegsviren wie SARS-CoV-2, Influenza und Respiratorischen Synzytial-Viren. „Ich war schon immer ein neugieriger Mensch“, sagt sie. „Ich will immer Antworten finden.“
Margaux' Interesse an Infektionskrankheiten erwachte, als sie darüber las, wie die Bevölkerung im Mittelalter von der Pest dezimiert wurde. „Ich war völlig sprachlos. Wie konnte so etwas geschehen? Wie kann etwas so Kleines, das man nicht einmal sehen kann, eine so verheerende Wirkung haben?“, erinnert sie sich. Diese Faszination führte dazu, dass sie über die weltweite Ausbreitung von Infektionskrankheiten durch den Flugverkehr promovierte.
Der Einstieg bei der WHO zu Beginn der COVID-19-Pandemie war schwierig, aber, wie Margaux erklärt, „etwas mit der Welt teilen zu können, das öffentlich zugänglich ist und in politische und andere Entscheidungsprozesse auf nationaler, regionsweiter und globaler Ebene einfließt, das ist äußerst befriedigend.“
Trotz des Drucks findet Margaux einen Ausgleich durch Sport und Bogenschießen. „Wenn man im Kopf nicht entspannt ist, zeigt sich das an der Schießlinie. Ich habe im Laufe der Jahre viel daran gearbeitet, dass ich alles voneinander trennen kann.“
Für junge Frauen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, hat Margaux einen einfachen Ratschlag: „Trau dich und glaube an dich selbst. Wer es nicht probiert, bekommt nichts.“
Ana Paula Coutinho Rehse: für eine sichere Gesundheitsversorgung
Ana Paula Coutinho Rehse. Foto: WHO
Ana Paula Coutinho Rehse arbeitet bei WHO/Europa im Bereich der Infektionsprävention und -bekämpfung, um die Sicherheit im Gesundheitswesen zu gewährleisten. Ursprünglich als Krankenschwester ausgebildet, begann ihre Karriere im Bereich der globalen Gesundheit vor 20 Jahren während eines Ausbruchs des Marburg-Virus in Angola.
„Es war eine der besten beruflichen Erfahrungen meines Lebens, weil ich mit meinem Wissen wirklich etwas beitragen konnte“, erzählt sie. „Selbst wenn man im Auftrag der WHO in den entlegensten Gegenden arbeitet, kann man doch diese Durchschlagskraft sehen, mit der man die besten verfügbaren Leute zusammenbringen und intelligente Lösungen für die Teams vor Ort finden kann.
Ana Paulas Leidenschaft für die Gesundheit erwachte in ihrer Kindheit, als sie in ihrer Heimatstadt in Brasilien Zeugin einer Impfkampagne für Hunde und Katzen wurde. Damals erkannte sie, dass es eine enge Verbindung zwischen der Gesundheit von Mensch und Tier gibt.
Ihre Familie spielte auf ihrem Weg eine entscheidende Rolle. „Mein Vater war der Erste, der mich wirklich ermutigt hat, das zu werden, was ich sein wollte“, erzählt sie. „Wie du zum Respekt und zur Selbstbestimmung für beide Geschlechter stehst, hat mit deiner Familie zu tun.“
Sie appelliert dringend an junge Wissenschaftlerinnen, sich Wissen und Veränderungen zu eigen zu machen. „Urteile nicht, sei klug und lerne. Wenn du irgendwann in deiner Karriere feststellst, dass dir etwas keine Freude macht, dann ändere etwas daran.“
Harsh Lata: eine Krankheitsdetektivin, die nicht den Erwartungen entspricht
Harsh Lata. Foto: WHO
Harsh Lata, Fachreferentin beim Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen, bezeichnet sich selbst als „Krankheitsdetektivin“. Sie analysiert riesige Mengen von Gesundheitsdaten, um neu entstehende Gefahren für die öffentliche Gesundheit zu erkennen und zu bewerten, von COVID-19 bis zu Poliomyelitis.
Ihr Weg in die Wissenschaft war äußerst ungewöhnlich. Sie wuchs in einem Teil Indiens auf, in dem Mädchen vom Studium abgehalten wurden. Doch ihr Vater war ihr größter Unterstützer und besorgte ihr gebrauchte medizinische Bücher, als sie ihm erzählte, dass sie Medizin studieren wolle.
Harsh wurde von Kalpana Chawla inspiriert, der ersten Frau indischer Herkunft im Weltraum. „Ich sah sie im nationalen Fernsehen und dachte: Wahnsinn, eine Astronautin, eine Frau!“
Es war nicht leicht, die Hindernisse in der Wissenschaft zu überwinden. An ihrem ersten Tag bei der WHO nahm Harsh an einer Sitzung zum Thema Ebola teil; der Raum war mit hochrangigen männlichen Experten gefüllt, und die meisten Frauen standen im Hintergrund. Doch dann brachte eine Kollegin die Frauen nach vorne und half ihnen, einen Platz zu finden, mit der Begründung: „Wenn wir keinen Platz am Tisch haben, wie können wir dann erwarten, dass wir mitreden dürfen?“
Ihr Rat an junge Frauen? „Lass dir von niemandem vorschreiben, was du tun kannst. Wie man so schön sagt, sind Talente gleichmäßig verteilt, aber Chancen nicht. Wenn du also diese Chancen nicht findest, dann schaffe sie dir selbst, wenn niemand bereit ist, sie dir zu geben.“
Befähigung der nächsten Generation
Die Geschichten von Margaux, Ana Paula und Harsh zeugen von ihrer Widerstandsfähigkeit, Intelligenz und Leidenschaft. Ihr Werdegang beweist, dass Frauen mit Entschlossenheit und der nötigen Unterstützung Barrieren überwinden und in der globalen Gesundheitspolitik nachhaltigen Einfluss ausüben können. Am diesjährigen Internationalen Frauentag feiern wir ihren Beitrag und möchten künftige Generationen ermutigen, in ihre Fußstapfen zu treten.
Sie können Margaux, Ana Paula und Harsh in einer Folge des Podcasts „Health in Europe“ hören, die anlässlich des Internationalen Frauentags 2025 produziert wurde. Hören Sie sich über den Link die vollständige Folge an.