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Gesichter der WHO – Andreea Popescu, Nationale Fachreferentin, WHO-Länderbüro Rumänien

4 April 2023
Nach zehn Jahren als politische Beraterin, die an politischen Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit und Wahlkämpfen auf nationaler Ebene beteiligt war, kam Andreea Popescu inmitten einer nationalen Masernepidemie zum WHO-Länderbüro in Rumänien. In diesem Interview spricht sie über das 75-jährige Bestehen der WHO, ihre eigene Lernkurve bei der Organisation und die Notwendigkeit umzudenken, ihre Leidenschaft für Bücher und die Stadt ihrer Träume.

Wie sind Sie zur WHO gekommen?

Aufgrund der Masernepidemie im Jahr 2017 brauchte das Gesundheitsministerium Unterstützung, und ich kam zur WHO, um als Kommunikationsberaterin eng mit dem Ministerium zusammenzuarbeiten und für Vertrauen in die Impfung zu werben. Seitdem habe ich beim Länderbüro in verschiedenen Bereichen gearbeitet und mich mit der medizinischen Grundversorgung, mit der Tuberkuloseversorgung und mit übertragbaren Krankheiten wie HIV und COVID-19 beschäftigt. Heute bin ich Nationale Fachreferentin und mit der Organisation „glücklich verheiratet“.

Von politischen Kampagnen zu Werben für Gesundheit.

Ja, so kann man das sagen! Aber für den Wechsel zur WHO musste ich umdenken. Ich kannte die Bürokratie, die Verwaltungen, die kommunalen und zentralen Behörden und die Verfahren. Ich musste mehr über das Gesundheitswesen erfahren und aus einer sehr theoretischen Perspektive heraus verstehen, wie die Gesundheit in das Bild passt. Ich habe wirklich gelernt, sozusagen aus dem Erfahrungsschatz meiner Kolleginnen und Kollegen bei der WHO zu schöpfen. Das war echt anstrengend, aber eine großartige Erfahrung – ich hatte das Gefühl, dass man in mich investiert und mir die Chance gibt, etwas zu bewirken. 

Nennen Sie uns ein Beispiel, bei dem Ihre Arbeit einen Unterschied gemacht hat.

Also, zum Beispiel das nationale Projekt, das wir für die Tuberkuloseversorgung gestartet haben. Es war mit einem Wechsel von einem stationären zu einem ambulanten Versorgungsmodell verbunden, bei dem die Behandlung deutlich patientenorientierter ist. Wir haben diese systematische Umstellung in der Tuberkuloseversorgung trotz der COVID-19-Pandemie, trotz begrenzter Ressourcen und vor dem Hintergrund eines eher unbeständigen politischen Umfelds erreicht. Außerdem arbeiten wir nur selten an einem einzigen, sondern meist an mehreren Projekten; wir jonglieren mit vielen Bällen und sind ständig in Alarmbereitschaft. Ein Großteil unserer Arbeit ist langfristig angelegt, und es gibt nicht unbedingt so viele schnelle Erfolge. 

Am 7. April, dem Weltgesundheitstag, wird die WHO 75 Jahre – ein guter Zeitpunkt, um über ihre Erfolge nachzudenken.

Natürlich! Dank der nationalen und internationalen Zusammenarbeit und der Wissenschaft haben wir einen weiten Weg zurückgelegt. Nehmen Sie zum Beispiel die Antibiotika: Vor ihrer Entdeckung konnte jede kleine Wunde ein Todesurteil bedeuten. Oder, aus weiblicher Sicht, die Antibabypille, die den Frauen die Macht über ihren eigenen Körper gibt und es den Eltern ermöglicht, genügend Zeit zwischen Schwangerschaften einzuplanen. Letzten Endes geht es bei diesen Erfolgen um Wissenschaft und Teamarbeit, und wie ich bereits sagte, handelt es sich oft um langfristige Arbeit. Es ist auch sehr lohnend, sich an unsere gemeinsamen Erfolge zu erinnern und sie zu feiern, nach drei entbehrungsreichen Jahren COVID-19-Pandemie. 

Was machen Sie außerhalb der Arbeit?

Ich gelte wohl als extrovertiert. Ich treffe gerne Leute und bin gerne unter Leuten, aber mir sind kleine Partys lieber als große Menschenmengen. Ich gehöre zu einem Buchclub mit etwa 15 oder 20 Personen, die sich regelmäßig treffen. Außerdem reise ich unheimlich gern. Meine Freunde beschreiben mich als bockig [kindisch mürrisch oder schlecht gelaunt] und ataraxisch [beruhigend, besänftigend].

Ich musste das nachschlagen. Apropos Reisen: Welches ist Ihre Lieblingsstadt?

Wahrscheinlich Buenos Aires. Seit meiner Jugend träume ich davon, als Diplomatin in Buenos Aires zu leben. Ich möchte einmal in Buenos Aires sterben. Ich weiß nicht, warum – wahrscheinlich bin ich von manchen Büchern beeinflusst, und ich fühle mich schon immer zu Lateinamerika hingezogen. 

Sprechen wir über Bücher. Was war das letzte Buch, das Sie so richtig gefesselt hat?

Piranesi von Susanna Clarke. Der Raum ist fantastisch, faszinierend und geheimnisvoll, und die Art und Weise, wie sie die gesamte Architektur darstellt, ist einfach poetisch. Das Buch ist voll von symbolischen Archetypen, und obwohl es leicht zu lesen ist, muss man auf die tieferen Bedeutungen achten. Ich liebe schräge Lektüre mit vielen Bedeutungsebenen, die in der Handlung versteckt sind. 

Letzte Frage: Wenn Sie eine übernatürliche Fähigkeit haben könnten, welche wäre das?

Ich mag alles, was schnell ist. Ich arbeite gern schnell. Ich füge gern Dinge zusammen. Ich glaube, Teleportation wäre mein Ding – meine Arbeit wirklich schnell erledigen und mit unglaublicher Geschwindigkeit an tolle Orte reisen.  

WHO-Länderbüro in Rumänien

  • Zahl der Mitarbeiter: 30. Wir haben zehn Mitarbeiter mit festem oder befristetem Arbeitsvertrag, außerdem langfristig beschäftigte Berater und UN-Freiwillige im Einsatz.
  • Das Büro nahm im Januar 1991 seine Arbeit auf.
  • Das WHO-Länderbüro in Rumänien mobilisiert und vermittelt Fachwissen zu einer Vielzahl von Themen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen fördern, und unterstützt das Gesundheitsministerium und die rumänische Regierung bei der Kontextualisierung der Gesundheitspolitik, der Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung und der Reaktion auf gesundheitliche Notlagen. 
  • Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine unterstützt das Länderbüro die rumänische Regierung auch bei der Bereitstellung der gesundheitlichen Grundversorgung der Flüchtlinge, die sich im Land niedergelassen haben oder sich auf der Durchreise befinden. 
  • Im März 2023 unterstützte das Länderbüro eine von WHO/Europa ausgerichtete Hochrangige Tagung der Europäischen Region zum Thema Gesundheits- und Pflegepersonal, um in der gesamten Region staatliche Maßnahmen zur Unterstützung und zum Schutz aller Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegewesen anzustoßen. Als Ergebnis wurde die Erklärung von Bukarest über Gesundheits- und Pflegepersonal angenommen, in der politische Maßnahmen und ein Engagement für die Stärkung der Gesundheitsberufe gefordert und konkrete Schritte zur Verwirklichung dieses Ziels in verschiedenen Politikbereichen skizziert werden.