Catherine Boellingers Wurzeln liegen in der französischen Region Lothringen, aber sie verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in Lateinamerika, da ihr Vater beruflich auf der anderen Seite des Atlantiks tätig war. Von Ecuador, Mexiko, Chile und Spanien kehrte sie nach Frankreich zurück, um in Paris zu studieren. Auch wenn ihre Leidenschaft für Sprachen sie leicht auch anderswohin hätte führen können, landete sie doch schließlich in Kopenhagen, wo sie nun bei WHO/Europa für das Referat Publikationen arbeitet.
Von Lateinamerika über Frankreich nach Kopenhagen: Das ist ein ziemlicher Kontrast.
Ja, schon, aber ich war an solche Kontraste schon gewöhnt. Als wir noch in Lateinamerika lebten, kehrten wir regelmäßig in unser kleines Dorf in Lothringen zurück, für die Ferien und so. Der Kontrast zu Mexiko Stadt war natürlich ungeheuer, aber andererseits auch bereichernd. Ich habe in Paris studiert und einen Abschluss in spanischer Sprache und Literatur und in Französisch für das Lehrfach erworben. Danach war ich jeweils ein paar Monate im Jahr als Sekretärin und Hilfsübersetzerin beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag tätig, und das hat mir für meine Bewerbung bei der WHO sehr geholfen!
Warum haben Sie sich bei der WHO beworben?
2015 stieß ich auf eine interessante Stellenanzeige im Sprachendienst der WHO in Kopenhagen, und zwar in letzter Minute. Ich reichte meine Bewerbung buchstäblich ungefähr eine Stunde vor Ablauf der Frist ein. Ich kam in die engere Wahl und wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Es war das erste Mal, dass ich ein kompetenzbasiertes Vorstellungsgespräch erlebte, wie es bei den Vereinten Nationen üblich ist. Ich habe danach meinen Freund angerufen und hatte meine Zweifel, ob ich es geschafft hätte. Ich hatte das Gefühl, es war so gut gegangen, dass es einfach zu gut war, um wahr zu sein!
Worauf kommt es bei Ihrer Arbeit für die WHO an?
Ich habe innerhalb der WHO in verschiedenen Teams gearbeitet – zum Beispiel als Korrekturleserin im französischen Übersetzerteam. In meiner jetzigen Position im Referat Publikationen habe ich eine Vielzahl von Aufgaben. Zu meinen Hauptaufgaben gehört es, die Publikationen zu überprüfen, damit die Dokumente den Qualitätsnormen der WHO für die Veröffentlichung entsprechen. Wir arbeiten dabei mit verschiedenen Fachreferaten zusammen und beraten sie in Bezug auf ihre geplanten Produkte. Wenn die Publikationen fertig für die Veröffentlichung sind, archivieren und präsentieren wir sie im Institutionellen Repositorium der WHO für den Informationsaustausch (IRIS), eine Aufgabe, die viel Konzentration erfordert – einen ganz anderen Teil des Gehirns als bei der Kommunikation mit den Kollegen.
Wir erhalten auch Genehmigungsanträge oder Anfragen von außerhalb der WHO, von Partnern, Organisationen oder Studenten, die unsere Materialien verwenden oder übersetzen wollen. Mir gefällt diese Vogelperspektive auf die gesamte Arbeit der WHO im Bereich der Publikationen.
Zwischen meinen verschiedenen Positionen konnte ich mir auch eine Auszeit zum Studieren nehmen, in der ich mit ausschließlich auf Kunst konzentrierte, eine Leidenschaft von mir.
Klingt interessant!
Ja! 2019 schrieb ich mich in Viborg in Jütland für einen Kurs in Kunst und Animation ein, wo ich sowohl klassische Kunst als auch Illustration studierte. Ich habe schon immer viel gezeichnet. Mein Bruder arbeitet in der Animationsfilmbranche, und meine Eltern interessieren sich sehr für Kunst: also gibt es in unserer Familie ein großes gemeinsames Interesse. Heute mache ich das nebenbei. Aber ich habe es nie beruflich gemacht. Ich habe das Gefühl, da ginge ein Teil der Freiheit verloren, die ich mit dieser Leidenschaft verbinde. Aber vielleicht irgendwann mal! Es ist auf jeden Fall ein sehr „ernstes“ Hobby, kann man sagen.
Vor dem ersten Lockdown habe ich eine zeitlang viel in Cafés und überhaupt in der Stadt gezeichnet. Während der Pandemie habe ich mich mehr darauf konzentriert, digitale Techniken zu üben, und jetzt bin ich echt begeistert von Gouachemalerei, das ist langsamer, meditativer.
Apropos Meditation: Was tun Sie für ihre Gesundheit?
Ich versuche mich möglichst ausgewogen zu ernähren, und ich koche gern. Ich halte mich nicht für den sportlichen Typ, aber ich bewege mich gern: Ich gehe viel zu Fuß, und ich finde die dänische Art der Fortbewegung mit dem Fahrrad einfach toll. Obwohl Radfahren für die Dänen ja gar nicht als Sport zählt! Doch nach Hause radeln, an der frischen Luft und weg vom Bildschirm, das ist so erfrischend, und auch ein schöner Übergang vom Arbeits- ins Privatleben.
Zeit für Ihre drei Tipps – Lieblingsmusik, -film und -buch!
Mein Filmtipp wäre ein großartiger dänischer Zeichentrickfilm, der mit Originaltitel „Flugt“ heißt. Er handelt von einem afghanischen Flüchtling namens Amin, von seiner Flucht aus seinem Land und seiner Entwurzelung. Ein toller Film! Bei Musik mag ich viele verschiedene Stile, aber im Augenblick höre ich viel von den Beatles, und der Song „While my guitar gently weeps“ gehört zu meinen absoluten Lieblingsliedern. Schließlich mein Buchtipp, ein graphischer Roman von Jiro Taniguchi, einem japanischen Mangazeichner. Titel: „Eine entfernte Nachbarschaft“. Eine wunderschöne Geschichte über Kindheit und Erinnerungen, ein bisschen melancholisch, aber sehr poetisch. Ich kann jedem nur empfehlen, die Welt dieses Autors zu entdecken.
Büro des Regionaldirektors (RDD) – Referat Publikationen (COM)
- Zahl der Mitarbeiter: 4
- Das Referat Publikationen ist bei WHO/Europa für die internen Publikationen zuständig.
- Wenn eine Publikation fertig für die Veröffentlichung ist, wird sie vom Team in IRIS archiviert.
- Das Team bearbeitet auch Anträge auf Genehmigung zur Zitierung, Wiedergabe oder Übersetzung der Publikationen von WHO/Europa und beantwortet Fragen der Allgemeinheit zu den Publikationen.