Nenad Knezović begann seine berufliche Laufbahn in der Logistik als Krankenwagenfahrer für das Klinische Zentrum Serbiens. 2021 nahm er eine Stelle als Fahrer des Fuhrparks der Schaltzentrale des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen in der Balkanregion an. Mit rund 26 090 gefahrenen Kilometern, um Experten der WHO zum gewünschten Ort zu bringen, und zahllosen Stunden, die er weit weg von seiner Familie verbringt, sprach Nenad kurz vor einem wohlverdienten Urlaub mit uns.
Was hat Sie an einer Tätigkeit bei der WHO gereizt?
Nachdem ich sowohl im Sicherheitsbereich als auch beim Militär und im Anschluss daran einige Jahre als Krankenwagenfahrer gearbeitet hatte, wechselte ich zu einer privatwirtschaftlichen Firma, die einen Limousinenservice betreibt. Diese Firma hatte auch Verträge mit unterschiedlichen Organisationen der Vereinten Nationen in Serbien und, um es kurz zu machen, letztendlich fuhr ich viele Bedienstete der Vereinten Nationen zu ihren Missionen. Irgendwann suchte die WHO einen Fahrer und ich ergriff die Gelegenheit, und jetzt bin ich seit eineinhalb Jahren bei der WHO und der Schaltzentrale des Programms für gesundheitliche Notlagen in der Balkanregion.
Was bringt die Arbeit im Fuhrpark mit sich?
Kurz gesagt, unser Fuhrpark – der aus meinem Kollegen in Pristina und mir besteht – bietet Beförderungsdienste und logistische Unterstützung für fachliche Unterstützungsmissionen in Albanien, Bosnien und Herzegowina, der Republik Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und dem Kosovo*. Wir stellen sicher, dass die Experten unserer Schaltzentrale an ihr Ziel gelangen, ob für Schulungen, Vorsorge- oder Notfallmissionen oder Missionen für den Kapazitätsaufbau zur Unterstützung der Länder. Im März 2022 verbrachten wir einen ganzen Monat in der Republik Moldau und kamen am Ende auf fast 5000 gefahrene Kilometer. Im Juli wurde ich auf Anfrage des Repräsentanten der WHO in der Ukraine an unser WHO-Team in Lwiw ausgeliehen, da sie dringend Fahrer brauchten. In der Ukraine ist meine Arbeit wirklich an der Basis der Maßnahmen angesiedelt: sie deckt alles ab vom Chauffieren unseres fachkundigen Personals zu Lagereinrichtungen für Hilfsgüterlieferungen bis hin zum Fahren unseres Shuttles dreimal pro Woche zwischen Lwiw in der Ukraine und Czechów in Polen. Als Fahrer des Shuttles hole ich Kollegen ab, deren Mission in Lwiw abgeschlossen ist, und fahre sie nach Czechów. Dort wiederum hole ich Experten ab, die gerade eine neue Mission in Lwiw beginnen.
Wie sorgen Sie nach Stunden hinter dem Steuer für ihre eigene Gesundheit?
Ich unternehme gerne ausgedehnte Spaziergänge, wir haben einen schönen Wald in der Nähe meines Wohnortes. Ich gönne mir auch Massagen, um meinem Rücken etwas Gutes zu tun. Zeit mit der Familie ist besonders wichtig für mich, da ich so viel Zeit weit weg von ihnen verbringe. Manchmal bin ich nur einen Tag lang zu Hause, bevor ich wieder los muss. Wenn ich also zu Hause bin, lesen wir Bücher, machen Spaziergänge, spielen... Meine Kinder sind acht und sechs Jahre alt – die Zeit, die wir zusammen verbringen, ist also sehr kostbar. Wenn ich fort bin, vermissen sie mich natürlich sehr, aber wir telefonieren jeden Tag. Diese täglichen Telefonate waren besonders wichtig während meiner Mission in der Ukraine. Sie wissen natürlich, dass dort Krieg herrscht – man kann den Nachrichten ja nicht wirklich entgehen –, und sie haben sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Aber wir haben oft darüber gesprochen, und ich habe jeden Tag angerufen, um sie zu beruhigen. Und sie wissen, dass ich „als Fahrer für Ärzte arbeite, damit sie Menschen helfen können“.
Das ist wirklich eine nette und inspirierende Beschreibung. Wie ist es mit Ihnen – was inspiriert Sie?
Es ist toll, Teil dieses Teams zu sein, mit solch großartigen Kollegen und einem Vorgesetzten, der sich für einen einsetzt, einen motiviert und anspornt – im Arbeitsalltag, aber auch im Hinblick auf die berufliche Weiterentwicklung – und sicherstellt, dass man sich bei Bedarf einen Tag Urlaub gönnt. Zudem mag ich an diesem Job, dass jeder Tag anders ist. Und bisher hatte ich immer Glück auf meinen Fahrten – ich hatte nicht einmal eine Reifenpanne. Toi, toi, toi.
Die meisten von uns haben von den Eltern gelernt, nicht die Autotüren zuzuschlagen oder mit den Schuhen auf dem Sitz zu sitzen. Gibt es irgendwelche strengen Regeln in Ihrem Auto?
Ich bin sehr entgegenkommend, versprochen. Wir haben immer einen Vorrat an Snacks im Auto für die langen Fahrten. Man muss schließlich an die Blutzuckerwerte seiner Kollegen denken, richtig? Also, auch wenn ich mein Auto gerne sauberhalte, bin ich diesbezüglich doch sehr entspannt. Manchmal hören wir auch Musik, entweder den örtlichen Radiosender – was wirklich interessant ist, denn man bekommt einen guten Eindruck vom Land – oder über einen USB-Stick mit unterschiedlichen Songs für jeden Geschmack.
Apropos Musik: Was ist Ihr Lieblingssong?
„Desert Rose“ von Sting featuring Cheb Mami. Das ist ein großartiger Song, und Sting ist ein toller Musiker.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Es heißt „2034: A Novel of the Next World War“ von Elliot Ackerman und James Stavridis. Es ist ein sehr beunruhigendes, düsteres Buch über die Geopolitik, die Rolle der ganzen Technologie, mit der wir uns umgeben, und die Folgen eines möglichen Aufeinanderprallens von Supermächten. Es beschreibt, wie unsere Zukunft aussehen könnte. Es bringt einen wirklich zum Nachdenken.
Wenn Sie eine – lebende oder historische – Person zum Abendessen und zu einem interessanten Gespräch einladen dürften, wer wäre das?
Nikola Tesla. Ich würde gerne wissen, wie er zu seinen ganzen Einfällen gekommen ist – wie er sich seine ganzen Erfindungen mit elektronischen Geräten ausgedacht hat, wie etwa den Wechselstrom, den Wechselstrommotor oder den Hochspannungstransformator... Wie kam er auf die Idee? Das würde ich ihn gerne fragen.Eine letzte Frage: Wohin fahren Sie als nächstes?
Ich fahre morgen nach Hause. Aber meine nächste Mission geht nach Montenegro, es sei denn, es gibt eine Planänderung.
* Alle in diesem Artikel enthaltenen Verweise auf das Kosovo sind im Zusammenhang mit der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu verstehen.
Die Schaltzentrale des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen in der Balkanregion
- Zahl der Mitarbeiter: 8
- Die Schaltzentrale des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen in der Balkanregion wurde 2018 als Teil des WHO-Regionalbüros für Europa eingerichtet. In Zusammenarbeit mit bestehenden subregionalen Netzwerken koordiniert und erleichtert die Schaltzentrale die Aktivitäten von WHO/Europa mit Bezug zu gesundheitlichen Notlagen in Albanien, Bosnien und Herzegowina, der Republik Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und dem Kosovo* für eine Gesamtbevölkerung von über 21 Millionen Menschen über eine Landmasse von 165 786 km2.
- Die Schaltzentrale überwacht, unterstützt und stärkt die Kapazitäten für die Notfallvorsorge und die COVID-19-Reaktion und geht auf entsprechende Bedürfnisse ein, und zwar durch fachliche Unterstützungsmissionen, Schulungen und Kapazitätsaufbau. Zudem unterstützt sie die WHO-Länderbüros dabei, Mitarbeiter zu organisieren und mit neuen Aufgaben zu betrauen, um so für eine bessere Unterstützung der jeweiligen Ansprechpersonen zu sorgen. Die Nähe der in Schaltzentralen der WHO tätigen Teams zu den Ländern, für die sie arbeiten, ermöglicht eine rasche und flexible Reaktion.
- Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat das Team der Schaltzentrale des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen in der Balkanregion auf entscheidende Weise zur Zusammenarbeit der WHO mit Regierungen und Partnerorganisationen in den Nachbarländern der Ukraine beigetragen, die Bedürfnisse der ankommenden Flüchtlinge bei ihrer Einreise in die Nachbarländer überwacht und auf diese reagiert und gewährleistet, dass die Kapazitäten der Gesundheitssysteme und die entsprechenden Angebote auf große Zahlen von Flüchtlingen ausgelegt sind und diese Zugang zu den Gesundheitssystemen und entsprechenden Angeboten erhalten.