„Wir haben das Gefühl, dass wir nicht vergessen werden und dass unsere Arbeit sichtbar ist. Diese Schulungen bieten uns auch moralische Unterstützung.“
Dies sind die Worte von Dr. Halyna Shyshova vom Donezker Regionalzentrum für Krankheitsbekämpfung in der Ukraine. Dr. Shyshova absolvierte in den Jahren 2023 und 2024 verschiedene von der WHO unterstützte Kurse im Rahmen eines transformativen dreijährigen von der EU finanzierten Projekts von WHO/Europa. Ein Hauptziel dieser Initiative ist die Verbesserung der impfbezogenen Kenntnisse und Fähigkeiten des Gesundheitspersonals.
„Ich verfolge ein zweifaches Hauptziel: zum einen zu gewährleisten, dass mindestens 95 % der Kinder gegen vermeidbare Krankheiten geimpft sind, und zum anderen, damit zur Verhinderung von Krankheitsfällen und Ausbrüchen von Krankheiten wie Polio, Masern und Diphtherie beizutragen“, sagt sie und betont die Dringlichkeit von Impfmaßnahmen in der Bevölkerung, die trotz der schwierigen Lebensbedingungen weiterhin in den vom Krieg betroffenen Gebieten der Ukraine lebt.
Dr. Shyshova sieht sich bei ihrer täglichen Arbeit mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert. Sie arbeitet in einer Region, die größtenteils besetzt ist, und wo eine Frontlinie in der Nähe der Stadt Sloviansk verläuft, die regelmäßig bombardiert wird, doch Dr. Shyshova bleibt standhaft und lässt sich nicht beirren.
Unbeirrt
Unbeirrt hat Dr. Shyshova ihr gesamtes Leben der Förderung des Wohlergehens der Menschen in der Oblast (Provinz) Donezk gewidmet, indem sie sich für den Einsatz von Impfstoffen einsetzt.
Die jüngste Fortbildung, an der Dr. Shyshova teilgenommen hat und die von der WHO in der Ukraine gemeinsam mit dem ukrainischen Zentrum für öffentliche Gesundheit organisiert wurde, richtete sich an Führungskräfte der mittleren Ebene des nationalen Impfprogramms und half den Teilnehmern, ihr Wissen zu vertiefen, neue Fähigkeiten zu erwerben und zu lernen, wie man Schulungen mit Fachkollegen durchführt.
Dr. Shyshova ist nun besser gerüstet, dieses Wissen an ihre Kollegen weiterzugeben. „Alle Ärzte, für die ich Schulungen durchführe, sind sehr daran interessiert, sich neues Wissen anzueignen und sich praktisch weiterzubilden. Wir erhalten immer viele Fragen zur Mikroplanung, zur Überwachung, zur Organisation einer mobilen Impfstelle, zur Kühlkette, zur Injektionssicherheit usw.“, erzählt Dr. Shyshova.
Im Rahmen des Projekts, das sich neben der Ukraine auch auf fünf Länder der Östlichen Partnerschaft erstreckt und sich auf die Steigerung der Akzeptanz von COVID-19-Impfstoffen sowie anderer Impfstoffe konzentriert, hat die Ukraine erhebliche Fortschritte bei der Stärkung der Routineimpfsysteme erzielt.
Stärkung des Gesundheitspersonals mit Unterstützung der EU
Die EU finanziert in der Ukraine eine Vielzahl von Aktivitäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit, von Schulungen bis hin zur Übersetzung von Hilfsmitteln für das Gesundheitspersonal.
„Ich weiß die ins Ukrainische übersetzten Module und Lehrbücher über Impfungen sehr zu schätzen. Sie waren äußerst hilfreich, um die Lücken in meinem Wissen zu schließen. Ohne sie hätte ich nicht studieren und mein Fachwissen erweitern können“, erklärt Dr. Shyshova.
Im Rahmen des EU-Projekts führte Dr. Shyshova zwei Schulungen in Sloviansk und eine in der Stadt Kramatorsk (beide in der Oblast Donezk) für 52 Hausärzte und Pflegefachkräfte durch.
Die Tatsache, dass die für Februar dieses Jahres geplanten Schulungen in der Stadt Lyman (ebenfalls in Donezk) abgesagt werden mussten, spricht Bände über das Sicherheitsumfeld, in dem das ukrainische Gesundheitspersonal tätig ist; ebenso wie die Tatsache, dass die Orte, an denen Dr. Shyshova Schulungen abhält, über Bombenschutzräume und einen klaren Evakuierungsplan für den Fall einer sich rasch verschlechternden Sicherheitslage verfügen müssen.
Ich musste arbeiten und den Menschen helfen
„Wie habe ich den Beginn des Krieges erlebt?“, fügt sie hinzu. „Am Morgen des 24. Februar 2022 erhielt ich einen Anruf von der Arbeit und meine Kollegen fragten mich, wo ich sei. Ich antwortete, dass ich auf dem Weg zur Arbeit sei. Dann sagten sie: ,Wenn du die Stadt noch nicht erreicht hast, fahr zurück! Die Autobahn ist blockiert. Der Krieg hat begonnen.‘“
Für Dr. Shyshova war es ein Schock.
„Ich hatte mich noch nicht vollständig von den Ereignissen des Jahres 2014 erholt“, sagt sie. „Ich hatte gerade die Reparaturen zu Hause abgeschlossen und das Dach repariert. Und jetzt fing alles von vorne an. Zu Beginn des Krieges verließ ich die Region für ein paar Monate. Freiwillige halfen mir bei meiner Evakuierung. Der Auslöser für meine Flucht war ein direkter Raketeneinschlag auf dem Bahnhof von Kramatorsk im April 2022. Trotz allem kehrte ich bald wieder zurück, denn ich musste arbeiten und den Menschen helfen“, erinnert sich Dr. Shyshova.
Das wichtigste Ziel – Menschenleben zu retten
Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine, sagt mit Blick auf das Erreichte, dass der Beitrag der EU zum ukrainischen Gesundheitssystem nicht hoch genug eingeschätzt werden könne.
„Mit gemeinsamen Kräften gelingt es uns, sowohl das medizinische Personal als auch die Patienten während eines ausgewachsenen Krieges zu unterstützen“, sagt er. „Viele engagierte Ärzte, Sanitäter und Pflegekräfte – Menschen wie Halyna Shyshova – arbeiten weiterhin unter extrem schwierigen und oft gefährlichen Bedingungen. Daher ist es äußerst wichtig, die medizinischen Fachkräfte weiterhin mit allem zu versorgen, was sie brauchen, einschließlich fachlicher und beratender Unterstützung, um ihr wichtigstes Ziel zu erreichen: Menschenleben zu retten“, schließt Dr. Habicht.