Das zentralasiatische Tadschikistan ist aufgrund seiner gebirgigen Landschaft und Geologie sowie seines Klimas besonders anfällig für Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdrutsche, Lawinen und Erdbeben, die zahlreiche Menschen obdachlos machen können. Außerdem hat das Land eine fast 1400 km lange Grenze mit Afghanistan, wo sich die Sicherheitslage in jüngster Zeit verschlechtert hat, was eine große Anzahl von Bürgern dazu veranlassen könnte, ihr Land zu verlassen und in Tadschikistan und anderen Nachbarländern Zuflucht zu suchen.
Die Bereitschaftsplanung für solche Fälle und die Fähigkeit, auf die grundlegenden Bedürfnisse vertriebener Menschen zu reagieren, werden von den tadschikischen Behörden sehr ernst genommen.
Mit Unterstützung durch die WHO wurde in einer vorübergehenden Flüchtlingseinrichtung im grenznahen Bezirk Jaloliddin Balkhi in der Region Khatlon eine neue Gesundheitsstation eröffnet. Die in der Flüchtlingseinrichtung mit einer Kapazität von 500 Personen untergebrachten Menschen können grundlegende Vorsorgeuntersuchungen und andere ärztliche Untersuchungen sowie andere unentbehrliche Gesundheitsleistungen wie Impfungen in Anspruch nehmen. Die Gesundheitsstation wird als erste Anlaufstelle dienen, von der die Patienten bei schwereren medizinischen Problemen an Gesundheitseinrichtungen im Bezirk überwiesen werden können.
Die Einrichtung der neuen Gesundheitsstation wurde durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) ermöglicht und ist Teil deutlich breiter angelegter Anstrengungen in Tadschikistan zur Stärkung von Notfallvorsorge und -bewältigung.
Nach seinem dreitägigen Besuch in dem Land und der Teilnahme an der Eröffnung der Gesundheitsstation sagte Dr. Gundo Weiler, Leiter der Abteilung Länderunterstützung, Vorsorge- und Sofortmaßnahmen für Notlagen bei WHO/Europa: „Ich gratuliere Tadschikistan zu seinen Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine Vielzahl möglicher künftiger Notlagen, indem es Vorkehrungen für Binnenvertriebene und für Flüchtlinge aus dem Ausland trifft. Die Eröffnung der Gesundheitsstation verdeutlicht, was erreicht werden kann, wenn die Behörden eines Landes mit anderen Partnern im Entwicklungsbereich zusammenarbeiten.“
Die Rolle der WHO in Tadschikistan
Die WHO hat bei der Koordinierung der Notfallvorsorge für den Gesundheitsbereich in Tadschikistan die Federführung inne und arbeitet eng mit anderen Organisationen der Vereinten Nationen sowie mit örtlichen und internationalen nichtstaatlichen Organisationen zusammen. Dabei ermittelt sie gezielt Defizite in der Planung des Landes für Notlagen und bemüht sich um Optimierung der Fähigkeiten und Ressourcen von Partnern zur Beseitigung solcher Defizite.
Die WHO investiert auch in die Vorbereitung der Bevölkerung von Aufnahmeländern, indem sie in diesem Fall beim Aufbau von Kapazitäten in örtlichen Gesundheitseinrichtungen für die Entgegennahme von Überweisungen aus der Gesundheitsstation der Flüchtlingseinrichtung behilflich ist. Zusammen mit der Regierung und anderen Partnern plant die WHO die Durchführung von Simulationsübungen, die den Kommunalbehörden die Vorbereitung auf einen möglichen Zustrom von Flüchtlingen erleichtern sollen.
Neben diesen Maßnahmen hat die WHO auch medizinische Notfall-Kits für Tadschikistan beschafft. Jedes Kit reicht aus für die Behandlung von 10 000 Menschen gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Verletzungen für die Dauer von drei Monaten.