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Neuer Bericht von WHO/Europa verdeutlicht direkten Zusammenhang zwischen COVID-19 und einer Zunahme der Adipositas bei Kindern im schulpflichtigen Alter

1 May 2024
Medienmitteilung
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Kopenhagen, 1. Mai 2024 

Ein neuer Bericht von WHO/Europa bestätigt eine lang gehegte Vermutung: dass es einen Zusammenhang zwischen der COVID-19-Pandemie und einer erhöhten Prävalenz der Adipositas unter Kindern in der Altersgruppe von 7 bis 9 Jahren gibt. 

In dieser Publikation, die den Titel „Bericht über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Alltag und Verhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter: Ergebnisse aus 17 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO“ trägt, werden Forschungsergebnisse vorgestellt, die belegen, dass die Pandemie zu mehr Bildschirmzeit und weniger Bewegung geführt hat, was sich in einer Zunahme der Zahl übergewichtiger Kinder in der genannten Altersgruppe widerspiegelt.

Gesundheitliche Trends bei Kindern – die wichtigsten Fakten

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass während der Pandemie:

  • • 36 % der Kinder unter der Woche mehr Zeit vor dem Fernseher, mit Online-Spielen oder mit sozialen Medien, und 34 % am Wochenende mehr von ihrer Freizeit am Bildschirm verbrachten;
  • • 28 % der Kinder an Wochentagen und 23 % an Wochenenden weniger Zeit im Freien verbrachten;
  • • Familien nach eigenen Angaben mehr zuhause zubereitete Mahlzeiten verzehrten (30 %), häufiger als Familie am Tisch saßen (29 %), mehr Großeinkäufe tätigten (28 %) und häufiger Mahlzeiten mit Kindern zubereiteten (26 %);
  • • 42 % der Kinder ihre Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden niedriger einstuften;
  • • ein Fünftel der Kinder sich häufiger niedergeschlagen fühlte; und
  • • ein Viertel der Kinder sich häufiger einsam fühlte.

Lehren für die Länder

Dr. Kremlin Wickramasinghe, Regionalbeauftragter für Ernährung, Bewegung und Adipositas bei WHO/Europa, erklärte: „Dieser Bericht zeichnet ein nuanciertes Bild – in einigen Ländern gab es positive Veränderungen, wie z. B. mehr Familien, die gemeinsam essen, aber es gab auch besorgniserregende Ergebnisse, etwa eine Zunahme ungesunder Ernährungsgewohnheiten und sitzender Tätigkeiten.“

Er hob hervor: „Wir können es uns nicht leisten, diese Trends zu ignorieren. In unserer Region leidet jedes dritte Kind an Übergewicht oder Adipositas, und der Verzehr von Obst und Gemüse ist schon jetzt gering. Ich hoffe, dass dieser Bericht ein Alarmsignal auslöst und uns dazu veranlasst, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Ernährungs- und Bewegungsmuster in der Europäischen Region zu verbessern, insbesondere durch die Schaffung eines Umfelds, das gesunde Verhaltensweisen fördert.“ 

Dr. Ana Rito, Leiterin des WHO-Kooperationszentrums für Ernährung und Adipositas im Kindesalter und eine der Autorinnen des Berichts, fügte hinzu: „Die Ergebnisse dieser Studie geben uns zum ersten Mal einen Einblick in die körperlichen und psychischen Folgen der Pandemie für Kinder im Schulalter, wobei der Schwerpunkt auf der langfristigen Hochrisikokrankheit Adipositas liegt. Wenn wir der Region und den Mitgliedstaaten konkrete Belege für problematische pandemiebedingte Verhaltensänderungen liefern, können wir künftige Gesundheitskrisen mit mehr Strategie und Mitgefühl angehen.“ 

Die Pandemie hat die Dringlichkeit einer Bekämpfung der Adipositas im Kindesalter verdeutlicht. Die Länder der Europäischen Region müssen sich besser aufstellen, indem sie bei Kindern in allen Entwicklungsstadien vor allem auf gesunde Ernährung und auf Bewegungsförderung setzen. Dies erfordert eine umfassende, ressortübergreifende und verbindliche Gesetzgebung, die Kinder zu jeder Zeit und in jeder Situation schützt. Die WHO empfiehlt u. a. Werbebeschränkungen für und Steuern auf ungesunde Produkte, eindeutige Nährwertkennzeichnungen auf Lebensmitteln sowie Schulprogramme zur Verbesserung der Ernährung und Bewegungsförderung. 

Die Daten aus dem neuen Bericht der WHO können zur Gestaltung und Verbesserung aktueller Konzepte in der gesamten Europäischen Region und zur Ausgestaltung dringend benötigter Pläne für künftige Notlagen und Pandemien herangezogen werden, die eine Unterbrechung der Bildungsprozesse oder die Schließung von Schulen zur Folge haben können.