Um zu gewährleisten, dass Länder besser auf künftige gesundheitliche Notlagen auf See und an Grenzübergangsstellen, wie etwa Häfen, vorbereitet sind, hat die WHO ein zweiteiliges Schulungsprogramm für Ausbilder und erfahrene Schiffshygieneinspektoren aus Ländern der WHO Region Östlicher Mittelmeerraum und der Europäischen Region der WHO organisiert. Durchgeführt wurde die Schulung von den beiden WHO-Regionalbüros in Kooperation mit dem Programm für die Bereitschaftsplanung der Länder für gesundheitliche Notlagen und IGV des WHO Hauptbüros sowie dem WHO-Kooperationszentrum für die Internationalen Gesundheitsvorschriften: Grenzübergangsstellen an der Universität Thessalien (Griechenland).
Dr. Barbara Mouchtouri, Dozentin für Hygiene und Epidemiologie, vom WHO Kooperationszentrum erläutert den Nutzen des Schulungsprogramms: „Dieser neue zweistufige Schulungsansatz wurde von der WHO eingeführt, um nicht nur einen Wissensaustausch zu ermöglichen, sondern auch das Ausbilder-Netzwerk zu erweitern und so einen Wissenstransfer anzuregen und zu den Bemühungen der Mitgliedstaaten zur Verhinderung internationaler Risiken für die öffentliche Gesundheit in der Seeschifffahrt beizutragen. Es ist maßgeblich, dass Inspektoren von Schiffen, die auf internationalen Gewässern unterwegs sind, auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, da sie gemeinsame Ziele verfolgen und die gleichen Kompetenzen aufweisen müssen. Zudem wird so gewährleistet, dass bei Schiffsinspektionen einheitliche Standards zur Anwendung kommen.“
Gemäß der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) (2005) müssen Eigner von Schiffen, die auf internationalen Gewässern unterwegs sind, ihre Hygienezertifikate alle sechs Monate erneuern und damit erklären lassen, dass ihre Schiffe keine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit ihrer Crew, Passagiere, Fracht oder Anlaufhäfen darstellen.
Diese Zertifikate stellen eine international anerkannte Bescheinigung der Hygiene- und Sanitärverhältnisse an Bord eines Schiffes dar, wodurch der internationale Warenverkehr unterstützt, die Standardisierung des Inspektionsprozesses gewährleistet und eine einheitliche und leicht verständliche Kommunikation von Risiken ermöglicht wird.
Während der aktuellen COVID-19-Pandemie wurde von über zwei Dritteln der Länder weltweit zeitweise der internationale Verkehr beschränkt, u. a. durch die Schließung von Häfen, was zu erheblichen Verzögerungen und einem Rückgang der Zahl der ausgestellten maßgeblichen Hygienezertifikate für Schiffe führte. Nachdem im Frühjahr 2022 in vielen Häfen die Inspektionen wiederaufgenommen wurden, besteht nun in vielen Ländern ein dringender Bedarf für die Ausbildung von Inspektoren.
Daher wurden zwölf erfahrene Schiffshygieneinspektoren aus neun Ländern ausgewählt, um an einer zweiteiligen intensiven Präsenzschulung teilzunehmen, deren erster Teil im Juli 2022 in Tanger (Marokko) und deren zweiter Teil im Oktober in Piräus (Griechenland) durchgeführt wurde. Der Inhalt der Schulung orientierte sich an dem „WHO-Handbuch für die Inspektion von Schiffen und die Ausstellung von Schiffshygienezertifikaten“ und umfasste praktische Inspektionen unterschiedlicher Arten von Schiffen.
Nach Abschluss des Kurses wurden die Teilnehmer anhand einer praktischen Inspektion eines Schiffes in Piräus und eines schriftlichen Tests beurteilt. Nach dieser gründlichen Prüfung ihres erworbenen Wissens werden die erfolgreichen Teilnehmer nun in die regionsweiten und globalen Ausbilderverzeichnisse für die Schiffsinspektion und die Ausstellung von Schiffshygienezertifikaten aufgenommen.
Dr. Nidia Maria García Marín, Leiterin des Bereichs auslandsbezogene Gesundheit im Hafen von Santa Cruz de Tenerife, war eine der Teilnehmerinnen, die das Programm erfolgreich abschloss.
„Diese zwei Schulungen waren für meine Arbeit äußerst nützlich, so etwa der Wissensaustausch mit internationalen Kollegen. Nachdem ich von der ersten Schulung zurückkam, begann ich, mein neu erworbenes Wissen an Kollegen weiter zu vermitteln. Das WHO-Schulungsprogramm für Schiffshygiene ermutigt und befähigt mich, nun meinerseits neue Hygieneinspektoren auszubilden oder Kollegen in Spanien oder andernorts mit aktuellen Informationen zu versorgen.“