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WHO/Europa und WHO/EMRO streben gemeinsam eine Stärkung der Reaktion der Gesundheitssysteme auf Gewalt gegen Frauen an

3 January 2024
Pressemitteilung
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Die WHO-Regionalbüros für Europa und den östlichen Mittelmeerraum haben eine gemeinsame Initiative gestartet, um die Fähigkeiten des Gesundheitspersonals für die Versorgung von Frauen zu verbessern, die körperliche bzw. sexuelle Gewalt erlebt haben. 

Frauen und Mädchen sind weltweit verschiedenen Formen von Gewalt wie häuslicher Misshandlung, Vergewaltigung und anderen Formen sexueller Gewalt, emotionaler bzw. psychologischer Misshandlung sowie Menschenhandel ausgesetzt. Diese Gewalt ist in Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und in Diskriminierung innerhalb gesellschaftlicher Strukturen begründet. 

Gesundheitsfachkräfte sind oft die ersten Ansprechpartner bei Gewalt gegen Frauen und müssen sich oft um die unmittelbaren emotionalen bzw. psychologischen und physischen Gesundheitsbedürfnisse sowie um die weitere Sicherheit und Betreuung von weiblichen Überlebenden kümmern. 

Diese „Ausbildung von Ausbildern“ zielte darauf ab, den Leitern von Gesundheitseinrichtungen, Beamten des Gesundheitsministeriums sowie Vertretern der Zivilgesellschaft und gemeinnützigen Organisationen, die für die Ausbildung von Gesundheitspersonal zuständig sind, praktische Kenntnisse zu vermitteln. 

„Diese Zusammenarbeit zwischen zwei WHO-Regionen bietet den Teilnehmern eine günstige Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und neue Netzwerke in zwei ganz unterschiedlichen Umfeldern zu schaffen“, sagt Melanie Hyde, Expertin für die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt bei WHO/Europa. „Die Aufnahme der Teilnehmer in eine von der WHO betreute Wissensgemeinschaft wird die Länder bei der Einführung der Schulung unterstützen und – besonders wichtig – es uns ermöglichen zu messen, wie dies die Reaktion der Gesundheitssysteme auf geschlechtsspezifische Gewalt stärkt.“ 

Kapazitätsaufbau in den Gesundheitssystemen 

Die Schulung, die Anfang des Jahres in Tunis stattfand, stützte sich auf vorhandene Instrumente und Leitlinien der WHO und sollte Gesundheitsfachkräfte aus zwölf Ländern der beiden Regionen dazu befähigen, auf alle Formen von Gewalt gegen Frauen zu reagieren. 

Allein in der Europäischen Region der WHO hat jede vierte Frau im Alter zwischen 15 und 49 Jahren in ihrem Leben schon körperliche bzw. sexuelle Gewalt in der Partnerschaft oder sexuelle Gewalt durch andere Personen oder beides erlebt. 

Die Gewalt hat tiefe und lang anhaltende Auswirkungen auf die überlebenden Frauen. Außerdem beeinträchtigt sie den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt und führt so zu einem Verlust an Humankapital und Lebensqualität. Humanitäre Krisen und Gesundheitskrisen verschärfen diese Probleme noch weiter und führen zu neuen Dimensionen der Gewalt. 

„Trotz der vielen Herausforderungen für die Region Östlicher Mittelmeerraum war die Durchführung dieser Schulung in Tunis ein entscheidender Beitrag zur Förderung eines nachhaltigen Ansatzes für die Reaktion der Gesundheitssysteme auf geschlechtsspezifische Gewalt“, erklärt Anna Rita Ronzoni, Fachreferentin für den Bereich geschlechtsspezifische Gewalt in Notlagen in der Region Östlicher Mittelmeerraum. 

Die Initiative stützte sich auf ein Handbuch für Führungskräfte im Gesundheitswesen mit dem Titel „Stärkung der Gesundheitssysteme zur Versorgung von Frauen, die Gewalt durch Intimpartner oder sexueller Gewalt ausgesetzt sind“, einen umfassenden Ratgeber, der wesentliche Erkenntnisse und Strategien für das Gesundheitspersonal beinhaltet. 

Das Handbuch bietet Führungskräften im Gesundheitswesen eine praktische Anleitung für die Konzeption und Planung von Leistungsangeboten, die den unmittelbaren emotionalen bzw. psychologischen und physischen Gesundheitsbedürfnissen sowie der weiteren Sicherheit und Betreuung von Frauen, die Gewalt ausgesetzt waren, gerecht werden. Es beinhaltet einfache Schritte, praktische Tipps und Arbeitshilfen für die Planung und Verwaltung von Dienstleistungen.