Die Unterstützung älterer Menschen während der COVID-19-Pandemie geht uns alle an

3 April 2020
Pressemitteilung
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Die COVID-19-Pandemie hat weltweit drastische Folgen für die Bevölkerung. In vielen Ländern sind jetzt ältere Menschen am stärksten gefährdet und stehen vor den größten Herausforderungen. Zwar können sich alle Altersgruppen mit COVID-19 infizieren, doch steigt bei älteren Menschen aufgrund altersbedingter physiologischer Veränderungen und möglicher Vorerkrankungen die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs.

„Unterstützung und Schutz von allein zuhause lebenden älteren Menschen gehen uns alle an,” sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, heute bei einer virtuellen Informationsveranstaltung für die Presse. „Ich erinnere die Regierungen und die zuständigen Behörden daran, dass alle Gemeinden dabei unterstützt werden müssen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um ältere Menschen mit dem Nötigen zu versorgen. Alle älteren Menschen sollten während dieser Zeit mit Achtung und Würde behandelt werden. Denken Sie daran: Wir wollen niemanden zurücklassen.“

In seiner einleitenden Erklärung nannte Dr. Kluge einige Eckdaten zur Entwicklung von COVID-19 in der älteren Bevölkerung. „Ältere Erwachsene tragen bei einer COVID-19-Infektion ein signifikant höheres Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs. Dies ist eine wichtige Beobachtung für die Europäische Region: von den 30 Ländern mit dem höchsten Anteil älterer Menschen liegen mit einer Ausnahme (Japan) alle in der Europäischen Region. Darunter sind auch die Länder, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind.“

Über 95% dieser Todesfälle sind in der Altersgruppe über 60 Jahre aufgetreten. Mehr als 50% aller Todesfälle waren über 80 Jahre alt. Es hat sich auch herausgestellt, dass acht von zehn Todesfällen auf Personen mit mindestens einer Vorerkrankung entfallen, insbesondere Personen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, Bluthochdruck und Diabetes, aber auch Personen mit bestimmten anderen chronischen Erkrankungen.

Zusammen mit einem Podium von Experten – Manfred Huber, Koordinator für gesundes Altern, Behinderung und Langzeitpflege beim WHO-Regionalbüro für Europa; Catherine Smallwood, Leitende Notlagenbeauftragte beim WHO-Regionalbüro für Europa; und Alana Officer, Leiterin des Referats Demografische Veränderungen und gesundes Altern beim WHO-Hauptbüro – beantwortete Dr. Kluge Fragen über die Herausforderungen für die ältere Bevölkerung und ihre Pfleger und Betreuer angesichts des COVID-19-Ausbruchs.

Die Unterstützung für ältere Menschen und ihre Angehörigen und Betreuer ist ein wesentlicher Bestandteil einer umfassenden Antwort der Länder auf die Pandemie. Bei Isolation und Quarantäne brauchen ältere Menschen einen sicheren Zugang zu nährstoffreichen Lebensmitteln, zu Grundversorgungsgütern, zu Geld und zu Medikamenten zur Förderung der körperlichen Gesundheit, aber auch einen Zugang zu sozialen Angeboten. Die Verbreitung korrekter Informationen trägt entscheidend dazu bei, dass ältere Menschen klare Botschaften und Orientierungshilfe dazu erhalten, wie sie während der Pandemie ihre körperliche und psychische Gesundheit bewahren können und wie sie sich bei einer Erkrankung verhalten sollen.

In den Antworten der Podiumsteilnehmer kam die Bedeutung der Aufrechterhaltung gesunder Lebensgewohnheiten während der Selbstquarantäne oder Isolation zum Ausdruck. In Bezug auf ihre tägliche Routine, eine aktive Teilhabe und eine nährstoffreiche, ausgewogene Ernährung sind ältere Menschen oft auf Unterstützung durch ihr Umfeld sowie Pfleger oder Betreuer angewiesen. In besorgniserregenden Zeiten ist auch die psychische Gesundheit ein wesentlicher Aspekt. Die Suche nach Möglichkeiten, sozial den Anschluss zu halten, ist für diese Altersgruppe besonders wichtig, da ältere Menschen oft keinen so leichten Zugang zur digitalen Welt haben. Deshalb richtete Dr. Kluge einen speziellen Appell an die jüngeren Zuhörer: „Wenn es die Sicherheit eurer Großeltern erfordert, dass ihr sie nicht persönlich besucht, dann sprecht doch mit ihnen, und zwar jeden Tag, damit sie sich nicht allein gelassen fühlen. Räumlicher Abstand bedeutet nicht soziale Isolation.“

Die Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen spielen eine entscheidende Rolle bei der Langzeitpflege und -betreuung älterer Menschen. „Bereits vor der COVID-19-Pandemie mussten sie unter problematischen Bedingungen arbeiten, ob im gemeindenahen Umfeld oder in Pflegeeinrichtungen. ... Die aktuelle Situation erinnert uns schmerzlich daran, dass wir Gelder für unentbehrliche Leistungen nicht kürzen dürfen“, betonte Dr. Kluge. „Unsere Heldinnen und Helden, die an vorderster Linie tätigen Pflegekräfte und Ärzte, geben jeden Tag alles, und wir müssen dafür sorgen, dass sie die richtigen Informationen und die benötigte Ausbildung und Schutzkleidung erhalten.“

Abschließend fasste Dr. Kluge nochmals seine drei zentralen Botschaften zusammen und unterstrich, dass die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie eine gemeinsame Aufgabe sei:

  • Auch wenn ältere Menschen am stärksten durch COVID-19 gefährdet sind, müssen wir alle unabhängig vom Alter solidarisch handeln, um eine weitere Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verhindern.
  • Es kommt entscheidend darauf an, dass wir alle Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen uneingeschränkt unterstützen, insbesondere all jene, die Gesundheits- und Sozialleistungen für ältere Menschen erbringen.
  • Unterstützung und Schutz von allein zuhause lebenden älteren Menschen gehen uns alle an.