Während wir uns in diesem Winter auf eine drohende Energiekrise zubewegen, möchte ich eine der zentralen Lehren aus der Pandemiebekämpfung in Erinnerung rufen: Und zwar die Notwendigkeit eines zweigleisigen Ansatzes – das Eingehen auf unmittelbare Bedürfnisse in Krisenzeiten und die Gewährleistung, dass unentbehrliche Angebote aufrechterhalten werden – bei gleichzeitiger Planung und besserer Vorsorge für künftige Krisen.
Eine ähnliche zweigleisige Modalität lässt sich auch auf die Energiekrise anwenden, bei der Gesundheit ein zentrales Element darstellt.
Der erste Pfad besteht darin, die unmittelbare Notlage im Winter vorherzusehen und dabei den Schutz und die Rettung von Menschenleben in den Mittelpunkt zu rücken. Dies umfasst die Gewährleistung einer ununterbrochenen Energieversorgung, um die Funktionsfähigkeit von Gesundheits- sowie anderen unentbehrlichen sozialen Angeboten sicherzustellen und die am stärksten gefährdeten Menschen vor den gesundheitlichen Auswirkungen einer Energiearmut zu schützen. In diesem Zusammenhang müssen wir auf eine steigende Zahl von Krankenhauseinweisungen und steigende Anforderungen an Praxen und Notaufnahmen sowie Sozialdienste vorbereitet sein.
Der zweite Pfad besteht parallel dazu darin, die Umstellung auf saubere, erneuerbare Energien stark zu beschleunigen, d. h. dem Klimawandel entgegenzuwirken und diesen abzuschwächen und gleichzeitig z. B. die Luftverschmutzung einzudämmen, die jedes Jahr weltweit schätzungsweise 7 Millionen Menschenleben fordert, davon allein in Europa 550.000.
Wir erkennen würdigend an, dass die Europäische Union das Thema Gesundheit in ihren sogenannten Grünen Deal einbezogen hat, und dass die Ministerpräsidenten der Westbalkanländer sich zum Fahrplan für Gesundheit und Wohlbefinden bekennen, in dem sie anerkennen, dass Investitionen in die Gesundheit für Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung sorgen, sodass z. B. jeder in nichtübertragbare Krankheiten investierte Euro einen siebenfachen wirtschaftlichen Nutzen bringt.
COVID-19 hat uns gelehrt, dass Gesundheit vielleicht nicht alles sein mag, aber dass ohne Gesundheit nichts geht.
Im Namen von WHO/Europa danke ich Ihnen, dass Sie dem Thema Gesundheit hier beim Berliner Prozess und darüber hinaus einen solch hohen Stellenwert eingeräumt haben.