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Was Sie über die neue COVID-19-Variante Omikron wissen sollten

3 December 2021
Pressemitteilung
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Am 26. November stufte der Fachliche Beirat der WHO zur Entwicklung des SARS-CoV-2-Virus (TAG-VE) die erstmals zwei Tage zuvor in Südafrika nachgewiesene Variante B.1.1.529 als besorgniserregende Variante mit der Bezeichnung „Omikron“ ein.

Wissenswertes

Je weiter COVID-19 zirkuliert, desto mehr Chancen hat das Virus, sich zu verändern, und desto mehr neue Mutationen können wir erwarten. Beispiele hierfür sind die Varianten Delta und Omikron.

Omikron ist eine besorgniserregende Variante, da sie Dutzende Mutationen aufweist, die sich auf die Verhaltensweise des Virus auswirken können. Aufgrund des Mutationsprofils müssen die möglichen Auswirkungen dieser Variante weiter untersucht werden.

Während wir darauf warten, mehr über Omikron zu erfahren, bestimmt die Delta-Variante in der Europäischen Region der WHO weiterhin das Infektionsgeschehen, und ihre Bekämpfung sollte daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt nach wie vor unsere Priorität bleiben.

Die gegenwärtigen Impfstoffe bieten Schutz vor schweren und tödlichen Verläufen der bisherigen Varianten von COVID-19, einschließlich der Delta-Variante. Trotz sich noch veränderndem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch vor schweren Krankheitsverläufen aufgrund der Omikron-Variante schützen.

Das Wichtigste, was die Menschen tun können, um das Virus an seinem Ursprung zu stoppen, ist sich so schnell wie möglich vollständig gegen das Virus impfen zu lassen und sich weiterhin mit allen erprobten Maßnahmen zu schützen.

Wir haben mit Dr. Richard Pebody, dem Leiter des Teams für hochgefährliche Erreger und der Säule für Surveillance und Laboruntersuchungen des für den COVID-19-Ausbruch zuständigen Ereignis‑Management-Teams (IMST) bei WHO/Europa, gesprochen, um mehr über die Variante herauszufinden und zu erfahren, warum sie besorgniserregend ist und was zu ihrer Eindämmung unternommen werden kann.

Warum ist Omikron eine besorgniserregende Variante?

Alle Viren, auch das COVID-19 verursachende Virus, verändern sich mit der Zeit, das ist ein natürliches Phänomen. Einige Mutationen oder Kombinationen von Mutationen können sich jedoch auf die Verhaltensweise des Virus auswirken. Omikron wurde als besorgniserregend eingestuft, da es eine große Anzahl von Mutationen aufweist, von denen einige mit einer möglicherweise erhöhten Übertragbarkeit und einer möglichen Immunevasion in Verbindung gebracht werden – damit meinen wir, dass die Möglichkeit besteht, sich selbst dann mit der Variante zu infizieren, wenn man eine gewisse natürliche Immunität infolge einer vorherigen COVID-19-Infektion oder aufgrund einer COVID-19-Impfung entwickelt hat. Gleichzeitig gibt es Mutationen, die nie zuvor dokumentiert wurden. Aus diesem Grund muss die Omikron-Variante untersucht werden, damit wir ihre möglichen Auswirkungen besser verstehen.

Wann stuft die WHO eine Variante als besorgniserregend ein?

Die WHO stuft eine Variante als besorgniserregend ein, wenn das fragliche Virus nachweislich mit einer oder mehreren der folgenden für die globale öffentliche Gesundheit relevanten Veränderungen assoziiert wird:

  • einer erhöhten Übertragbarkeit oder einer nachteiligen Veränderung der Epidemiologie von COVID-19;
  • einer erhöhten Virulenz oder einer veränderten klinischen Präsentation der durch das Virus verursachten Krankheit;
  • einer verringerten Wirksamkeit der zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und der Gesellschaft ergriffenen Maßnahmen bzw. der vorhandenen Diagnostika, Impfstoffe und Therapeutika.

Was ist derzeit über die Variante bekannt?

Wir wissen, dass die Variante sich in einer Provinz Südafrikas recht schnell ausgebreitet hat und dass auch in anderen Teilen der Welt, einschließlich der Europäischen Region, bereits Fälle gemeldet wurden. In den kommenden Tagen und Wochen werden voraussichtlich noch mehr Omikron-Fälle aus den Ländern gemeldet, sobald diese anfangen, genauer nach der Variante zu suchen.

Wir lassen Vorsicht walten, indem wir auf diese neue besorgniserregende Variante aufmerksam machen, doch müssen wir uns auch die Zeit nehmen zu sehen, wie sie sich weltweit verhalten wird. Die WHO arbeitet eng mit Wissenschaftlern in Südafrika und auf der ganzen Welt zusammen, die derzeit zahlreiche Aspekte der Omikron-Variante untersuchen, und wird die Erkenntnisse dieser Untersuchungen veröffentlichen, sobald sie zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass wir es bereits mit einer hochansteckenden Variante zu tun haben – der Delta-Variante –, die derzeit für fast alle Fälle in unserer Region verantwortlich ist. Die Verhinderung der Übertragung von Delta sollte derzeit nach wie vor unsere Priorität bleiben.

Welche Botschaft haben Sie für die Menschen und Regierungen in unserer Region?

Wie bereits erwähnt ist es die Delta-Variante, die das Infektionsgeschehen in der Europäischen Region bestimmt, daher sollte ihrer Bekämpfung derzeit Priorität eingeräumt werden. Die vorhandenen Schutzmaßnahmen, einschließlich Impfungen, haben sich als wirksam gegenüber allen gegenwärtigen COVID-19-Varianten erwiesen.

Derzeit ist die Europäische Region erneut das Epizentrum der Pandemie. Unlängst entfielen über zwei Drittel der weltweiten Fallzahlen und Todesfälle auf die Europäische Region. In den letzten zwei Monaten haben sich die Fallzahlen und die Zahl der Todesfälle in der Region verdoppelt, wodurch unsere Gesundheitssysteme einer erheblichen Belastung ausgesetzt werden.

Je weiter COVID-19 zirkuliert, desto mehr Mutationschancen hat das Virus. Die Delta- und Omikron-Varianten sind dafür gute Beispiele. Daher ist es entscheidend, dass wir alle dazu beitragen, dass die Zirkulation des Virus an seinem Ursprung gestoppt wird.

Was können wir als Einzelne tun, um die Zirkulation des Virus zu stoppen?

Wir verfügen über eine Reihe von erwiesenen Maßnahmen, die wir auch weiterhin anwenden sollten, um uns vor COVID-19 und all seinen Varianten zu schützen, namentlich:

  • Sich impfen lassen, um sich vor schweren Krankheitsverläufen und Tod zu schützen – eine neue Studie schätzt, dass unter den über 60-Jährigen seit der Bereitstellung der COVID-19-Impfungen in 33 Ländern in allen Teilen der Europäischen Region 470 000 Menschenleben gerettet werden konnten. Darüber hinaus verringern die Impfstoffe die Zirkulation des Virus und damit die Chancen auf neue Mutationen, die uns noch schwerer treffen könnten. Überall auf der Welt müssen sich daher mehr Menschen impfen lassen.
  • Die routinemäßige Kombination von Impfmaßnahmen mit anderen Schutzmaßnahmen, um unser Risiko einer Exposition weiter einzudämmen und eine Weiterübertragung des Virus auf andere zu verhindern. Hierzu zählen etwa:
    • das Tragen einer gut sitzenden Maske;
    • die physische Distanzwahrung von mindestens 1 Meter;
    • eine verbesserte Belüftung von Innenräumen;
    • das Meiden von geschlossenen, beengten oder überfüllten Räumlichkeiten;
    • regelmäßiges Händewaschen;
    • Husten oder Niesen in den gebeugten Ellenbogen oder ein Taschentuch.

Was empfehlen Sie den Menschen in allen Teilen der Region im Hinblick auf die bevorstehenden Feiertage angesichts dieser neuen Variante?

Die Weihnachtszeit ist eine Zeit für Familie, Gemeinschaft und Erneuerung, und dies ist nun das zweite Jahr, in dem wir dazu aufgefordert werden, Vorsicht walten zu lassen und mit Umsicht zu handeln. Zusammenkünfte in Innenräumen, selbst in kleineren Gruppen, können dem Virus Gelegenheit bieten zu gedeihen. Zusammenkünfte und Feierlichkeiten sollten nach Möglichkeit draußen abgehalten werden, und die Teilnehmer sollten Schutzmasken tragen und Distanz zueinander wahren. Bei Zusammenkünften in Innenräumen ist es entscheidend, die Größe der Gruppe zu begrenzen und eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten, um die Expositionsgefahr zu verringern. Dies lässt sich durch das Öffnen einer Tür oder eines Fensters gewährleisten, wenn dies sicher ist.

Alle Präventionsmaßnahmen, die sich gegen Delta als wirksam erwiesen haben, sind anhand der gegenwärtig vorliegenden Daten auch gegen Omikron weiterhin wirksam. Durch eine vollständige Impfung und die Einhaltung aller weiteren Schutzmaßnahmen wird das Infektionsrisiko minimiert.

Was können Regierungen und Behörden tun?

Die WHO empfiehlt den Ländern in der Region, zur Eindämmung aller Varianten die COVID-19-Impfungen voranzutreiben und zu beschleunigen und die Schutzmaßnahmen zu verschärfen. Dies umfasst:

  • die Fortsetzung der Impfungen, insbesondere unter jenen, die am stärksten gefährdet sind, und die Bereitstellung von Auffrischungsimpfungen für die in Frage kommenden Bevölkerungsgruppen;
  • eine verstärkte Einhaltung der Schutzmaßnahmen durch alle Einzelpersonen;
  • die Ergreifung sozialer Maßnahmen zur Verhinderung großer Menschenansammlungen und von Zusammenkünften in beengten Räumlichkeiten;
  • die Aktivierung und vorrangige Durchführung von Falluntersuchungen und die Ermittlung von Kontaktpersonen bei sämtlichen COVID-19-Fällen, auch in Verbindung mit Omikron;
  • die verstärkte Durchführung von Tests (und Sequenzierungen) und deren kostenlose Bereitstellung für Menschen mit Symptomen;
  • die Ermittlung von Notfallkapazitäten in den Gesundheitssystemen.

Darüber hinaus sollten die Länder Fälle und Fallhäufungen von COVID-19 und seinen Varianten zeitnah an die WHO und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) melden, um zu gewährleisten, dass wir über ein aktuelles Bild der Lage verfügen und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wirksam sind.

Lockdowns sollten nur als letztes Mittel verhängt werden, da sie hohe Kosten verursachen. Falls eine Regierung beschließt, derart strenge Beschränkungen zu verhängen, sollten diese so zielgerichtet wie möglich gestaltet werden und die Zeit zum Aufbau von Kapazitäten im öffentlichen Gesundheitswesen genutzt werden.

Welche Reiseempfehlungen würden Sie den Menschen im Hinblick auf das Auftreten von Omikron geben?

Richtlinien bezüglich Reisebeschränkungen sind nationale Entscheidungen und jedes Land sollte im Hinblick auf die Umsetzung derartiger Maßnahmen eine Risiko-Nutzen-Abwägung durchführen.

Menschen, die sich unwohl fühlen, die nicht vollständig geimpft sind oder nicht nachweislich von einer früheren Infektion genesen sind und ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf infolge von COVID-19 aufweisen, einschließlich Menschen über 60 Jahre und Menschen mit Vorerkrankungen (wie Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes), wird geraten, Reisen in Gebiete, in denen das Virus kursiert, zu verschieben. Alle Reisenden werden daran erinnert, auf Anzeichen und Symptome von COVID-19 zu achten, sich impfen zu lassen, sobald sie an der Reihe sind, und sich jederzeit und unabhängig von ihrem Impfstatus an die verhängten Schutzmaßnahmen zu halten.

Unbedingt notwendigen internationalen Reisen, wie Reisen aufgrund von Notfällen und humanitären Missionen, Reisen unentbehrlichen Personals, Rückführungen und die Beförderung unentbehrlicher Hilfsgüter, sollte nach wie vor jederzeit während der COVID-19-Pandemie Vorrang eingeräumt werden.

Was unternimmt die WHO im Hinblick auf die Omikron-Variante?

Die WHO prüft zusammen mit Ländern und Partnerorganisationen die möglichen Auswirkungen dieser neuen Variante auf unsere vorhandenen Präventionsmaßnahmen, und insbesondere die Impfstoffe. In Laboren wird untersucht, wie wirksam die vorhandenen COVID-19-Impfstoffe gegen die neue Variante sind. Doch wir schauen uns auch die Epidemiologie und den Impfstatus von Menschen an, die sich mit der Omikron-Variante infiziert haben.

Hier in der Europäischen Region haben wir umgehend ein spezielles Team innerhalb des IMST eingerichtet, das mit der Bewältigung der von Omikron ausgehenden neuen Herausforderung betraut ist. Das Team wird:

  • die Folgen für die Europäische Region untersuchen;
  • Empfehlungen an mögliche Szenarien anpassen;
  • Daten aus den Mitgliedstaaten über Fälle von B.1.1.529 (Omikron-Variante) sammeln;
  • zentrale Botschaften für öffentliche Mitteilungen ausarbeiten.