WHO/Aidana Yergaliyeva
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Das Unerwartete erwarten: Ein Jahr bei der WHO als Freiwillige Kommunikationsspezialisten der Vereinten Nationen

4 April 2022
Pressemitteilung
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Anfang 2021 verstärkte eine Gruppe engagierter Kommunikationsspezialisten sieben WHO-Länderbüros in unterschiedlichen Ecken der Europäischen Region der WHO. Sie waren jedoch nicht nur kompetente Kommunikatoren – sie alle traten den Teams in den WHO-Länderbüros im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Vereinten Nationen (UNV) bei, das vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) verwaltet wird. 

Als Aidana Yergaliyeva (Kasachstan), Dayanch Hojageldiyev (Turkmenistan), Malika Djalalova (Usbekistan), Sara Kajevikj (Nordmazedonien), Parandzem Paryan (Armenien), Faris Mahmutovic (Bosnien und Herzegowina) und Rusudan Khotivari (Georgien) ihren Teams beitraten, befanden sich viele Länder aufgrund der COVID-19-Pandemie in einer sehr schwierigen Lage – und in vielen ist dies nach wie vor der Fall. Doch das schreckte die Freiwilligen nicht ab. Einige hatten bereits aus erster Hand Erfahrungen mit dem Virus gemacht: Malika Djalalova, Kommunikationsspezialistin für das Länderbüro in Usbekistan, infizierte sich nur zwei Wochen nach ihrer Bewerbung um die Position mit dem neuartigen Coronavirus. „Es war in der Tat ein wenig paradox“, erklärt sie. „Es hatte aber im Nachhinein auch etwas Positives, denn die Nachforschungen, die ich während meiner Erkrankung über COVID-19 anstellte, waren für meinen späteren Job in der Tat sehr wertvoll. Der WHO während der Pandemie beizutreten, machte den Job nur noch interessanter. Ich habe mich riesig gefreut.“

Eine Feuertaufe

Das „UNV-Dream-Team“, wie sie genannt wurden, musste sich schnell mit der Fachterminologie der WHO zu zahlreichen gesundheitsbezogenen Themen sowie mit dem Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ vertraut machen, das WHO/Europa als Vision und Fahrplan für mehr Gesundheit für alle Bürger in der Europäischen Region dient. Zusätzlich zur Terminologie stellten auch die aufgrund von COVID-19 verhängten Beschränkungen die Freiwilligen vor Herausforderungen.

„Als ich den Job antrat, arbeiteten alle aufgrund der COVID-19-Beschränkungen von zu Hause aus“, erklärt Parandzem Paryan, Kommunikationsspezialistin in Armenien. „Persönlich habe ich meine Kollegen erst sechs Monate nach meinem Einstieg kennen gelernt. Die interne Kommunikation war daher manchmal schwieriger als die externe, doch mein Team war super und hat mich sehr unterstützt. Und auch der Kontakt zum WHO Regionalbüro in Kopenhagen war sehr gut.“ 

Anfangs hatten einige der UNV aufgrund des Stempels als Freiwillige mit falschen Vorstellungen bezüglich ihrer Fähigkeiten zu kämpfen. 

„Das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen bietet eine großartige Gelegenheit für Berufstätige, wertvolle Erfahrungen im System der Vereinten Nationen zu sammeln“, erläutert Faith Vorting, Leitende Kommunikationsberaterin im Büro des Regionaldirektors (RDD), die die Federführung über das Pilotprojekt zur Anwerbung von UNV übernommen hatte. „Um als UNV in Frage zu kommen, müssen die Kandidaten überzeugende Erfahrungen vorweisen können und sie müssen ein Auswahlverfahren durchlaufen. Im Laufe des Jahres haben sie Länderbüros, die nicht selbst über spezielle Mitarbeiter im Bereich der Kommunikation verfügen, auf entscheidende Weise bei der Kommunikation unterstützt und sind sehr rasch Teil des umfassenderen regionsweiten Kommunikationsteams geworden.“ 

Navigieren, kommunizieren...

Alle Kommunikationsspezialisten aus dem Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen haben sich auf strategische Weise darum bemüht, sowohl die Sichtbarkeit ihres jeweiligen WHO-Länderbüros als auch die Präsenz von Fragen der öffentlichen Gesundheit in nationalen Schlagzeilen zu verbessern. 

„Am besten hat mir der strategische Teil meiner Arbeit gefallen: die Sichtbarkeit verbessern, sicherstellen, dass unsere Botschaften Gehör finden, unser Netzwerk mit der Medienlandschaft im Land stärken“, erklärt Sara Kajevikj, Kommunikationsspezialistin in Nordmazedonien.

Ähnlich war es auch für Faris Mahmutovic, Kommunikationsspezialist in Bosnien und Herzegowina. „Mein größter Erfolg war es, die bessere Sichtbarkeit und zunehmende Präsenz des Länderbüros in den Medien zu verfolgen und zu sehen, inwiefern die Projekte zur Verbesserung der Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung sich unmittelbar auf die COVID-19-Impfkampagne auswirkten.“ 

Für Rusudan Khotivari, Kommunikationsspezialistin in Georgien, war einer der Höhepunkte die Veröffentlichung des WHO-Berichts zur finanziellen Absicherung im Juli 2021. „Der Bericht war sehr technisch. Unsere Bemühungen, komplizierte Terminologie in eine Sprache zu übersetzen, die von einem größeren Publikum leicht verstanden wird, hat sich definitiv ausgezahlt“, erklärt Rusudan. „In dem Bericht geht es um die Auswirkungen von und die Belastung durch hohe Zahlungen aus eigener Tasche für ganz normale Menschen, die die Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen möchten, und er hat viel Aufmerksamkeit in den Medien erhalten und viel Resonanz in der Öffentlichkeit, von Influenzern und Politikern erfahren.“

...und Neuerungen einführen

Aidana Yergaliyeva, Kommunikationsspezialistin in Kasachstan, beschloss, die Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere im Hinblick auf Kinder, durch ein ungewöhnliches Produkt zur Schärfung des Bewusstseins für COVID-19 zu ergänzen. Zusammen mit ihren Kollegen kam sie auf die Idee, ein Comicbuch zu entwickeln. Das Buch mit dem Titel „Weiße Umhänge: Kampf gegen das Unsichtbare“ – eine Geschichte über wissenschaftliche Superhelden im Kampf gegen COVID-19 – soll im ersten Quartal des Jahres 2022 veröffentlicht werden.

Zu wissen, dass keine zwei Tage gleich ablaufen, wusste Aidana während ihrer Zeit im Länderbüro sehr zu schätzen. Eines Tages, als sie draußen ihre Fototechnik übte, machte sie zufällig ein paar Fotos eines Hundes der Rasse Akita Inu. 

„Ich zeigte dem Hundebesitzer meine Fotos“, erzählt Aidana. „Das führte dazu, dass sie als Teil einer Ausstellung genutzt wurden, die viel Aufmerksamkeit in den Medien erhielt und dazu beitrug, das Bewusstsein für streunende Hunde und die Rechte von Tieren in Kasachstan zu schärfen. Die Ausstellung wurde auch von der Arbeitsgruppe des Senats besucht, die damit beauftragt war, ein neues Gesetz über die verantwortungsvolle Behandlung von Tieren auszuarbeiten – ein Thema das natürlich auch eng mit Zoonosen verbunden ist. Damit habe ich also vielleicht nicht nur zur Verbesserung des gesundheitsbezogenen Bewusstseins, sondern auch zum Bewusstsein für die Rechte von Tieren beigetragen.“

Die wichtigsten Fakten zum Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen im Überblick

  • Die internationale Freiwilligenarbeit ist aus der Not und der Anteilnahme nach den Verwüstungen des Ersten Weltkriegs entstanden.
  • Im Jahr 1968 war der Schah von Iran, Mohammed Reza Pahlavi, der Erste, der auf die Notwendigkeit eines formellen Freiwilligenprogramms der Vereinten Nationen (UNV) aufmerksam machte.
  • 1970 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen dafür, eine internationale Gruppe von Freiwilligen innerhalb des Systems der Vereinten Nationen mit dem Namen „United Nations Volunteers“ (Freiwillige der Vereinten Nationen) einzurichten (Resolution 2659 der Generalversammlung der Vereinten Nationen).
  • Anfang der 1990-er Jahre beteiligten sich Freiwillige der Vereinten Nationen an mehreren Friedensmissionen, in deren Rahmen für ehemalige Soldaten Unterkünfte bereitgestellt, Bildungsmaßnahmen gefördert und Unterstützung bei der Reintegration geleistet wurden. Bei den damit verbundenen Friedensprozessen und Wahlverfahren leisteten sie zudem Wahlhilfe.
  • Seit seiner Einrichtung hat das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen Zehntausende Freiwillige mit über 150 Nationalitäten in über 130 Länder entsandt und beschäftigt jedes Jahr über 11 000 Freiwillige online für Aufgaben, die aus der Ferne durchgeführt werden.
  • Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie waren viele Freiwillige der Vereinten Nationen an vorderster Front in die ergriffenen Gegenmaßnahmen eingebunden, haben beim Schutz der Gemeinschaften geholfen, zur Bewusstseinsstärkung beigetragen und beim Wiederaufbau unterstützt. Damit haben sie durch ihre Unterstützung eine wichtige Rolle bei der Reaktion der Vereinten Nationen auf die Pandemie gespielt.