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Standardisiertes Paket gemeindenaher Leistungen zur Verbesserung der Ergebnisse der Tuberkulosebehandlung

4 July 2023
Pressemitteilung
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Zur Beendigung der Tuberkulose bis 2030 sind nicht nur leistungsfähige Gesundheitssysteme erforderlich, sondern auch Investitionen in eine auf Menschenrechte gestützte, patientengerechte Gesundheitsversorgung. In einem bedeutenden Schritt in Richtung dieses Ziels hat WHO/Europa ein bahnbrechendes standardisiertes Paket gemeindenaher Unterstützungsangebote präsentiert. Die Initiative zielt darauf ab, die Resultate im Bereich Tuberkulose zu verbessern und einen Beitrag zu der globalen Aufgabe der Eradikation der Krankheit zu leisten.

Standardisiertes Paket gemeindenaher Leistungen

Das Paket wurde von dem Projekt „Förderung einer patientengerechten und hochwertigen Tuberkuloseversorgung: TB-REP“ entwickelt, das vom Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria finanziert wird. Die Zielsetzung des Projektes lautet, den Ländern Osteuropas und Zentralasiens bei der Einführung eines neuen Versorgungsmodells zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung von Fällen medikamentenresistenter Tuberkulose zu helfen.

In dem Paket wird ein besonderes Augenmerk auf wesentliche Zielgruppen gelegt, die oft besonders anfällig sind. Das Paket enthält Empfehlungen für eine Reihe von gemeindenahen Angeboten, die darauf zugeschnitten sind, diese Bevölkerungsgruppen wirksam zu erreichen und ihren komplexen und umfassenden Bedürfnissen gerecht zu werden.

Mit dem Schwerpunkt auf der Einbeziehung betroffener Gruppen und zivilgesellschaftlicher Akteure in die Leistungserbringung beinhaltet das Paket praktische Instrumente zur Umsetzung von Standards für gemeindenahe, nicht-medizinische Leistungen. Diese Angebote sollen die Bemühungen der Gesundheitsanbieter ergänzen und den Schwerpunkt von medizinischen Einrichtungen auf die spezifischen Bedürfnisse der von Tuberkulose betroffenen Menschen an ihrem Wohnort verlagern.

Politische Entscheidungsträger und Programmleiter auf nationaler Ebene sowie Vertreter der Zivilgesellschaft können den Leitfaden dazu nutzen, die Bereitstellung von Leistungsangeboten für die betroffenen Gruppen zu regeln und die Kosten für ihre Einführung effektiv zu ermitteln.

„Die Einbindung von Organisationen der Zivilgesellschaft kann einen Unterschied bewirken, wenn sie durch den Nachweis der Wirksamkeit gestützt wird. Die Verknüpfung der Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen mit den Standard-Indikatoren für Tuberkulose, die sorgfältige Bewertung der Pilotprojekte und die umsichtige Verwaltung der Kosten können den Kampf gegen die Tuberkulose erheblich voranbringen“, betonte Dumitru Laticevschi, Regionalbeauftragter beim Team Osteuropa und Zentralasien des Globalen Fonds.

Die Einführung dieses Pakets markiert einen Paradigmenwechsel in der Tuberkulosebehandlung. Durch die Einbeziehung gemeindenaher Leistungsangebote trägt die Initiative dem vielschichtigen Charakter der Krankheit und den Herausforderungen Rechnung, vor denen Tuberkulosepatienten, und insbesondere Angehörige wesentlicher gefährdeter Gruppen, stehen. Die Bereitstellung von Leistungen ermöglicht nicht nur einen zeitnahen Zugang zur Versorgung, sondern wirkt auch der Stigmatisierung und Diskriminierung entgegen, die der Tuberkulose immer noch anhaften.

Patientengerechte Versorgung mit Unterstützung durch das lokale Umfeld

Die Leistungen können von Leistungsanbietern im Gesundheitswesen und von Sozialarbeitern erbracht werden, am besten jedoch von Personen, die die besonderen Umstände der Tuberkulosepatienten verstehen – Mitglieder derselben örtlichen Gemeinschaft, Menschen, die die Behandlung und Unterstützungsgruppen durchlaufen haben. Dieser Ansatz steht im Einklang mit dem von WHO/Europa befürworteten Modell der patientenorientierten Versorgung.

Um das Potenzial der gemeindenahen Tuberkuloseversorgung voll auszuschöpfen, kommt es entscheidend darauf an, klare organisatorische Rahmen und Regelungen zu schaffen. Das neue Paket ist ein wertvolles Mittel, das zivilgesellschaftlichen Organisationen bei der sinnvollen Planung, Umsetzung und Evaluation dieser Angebote behilflich sein kann. Darüber hinaus bietet es nationalen Tuberkuloseprogrammen und den Regierungen eine Anleitung für Investitionen in und die Eingliederung von gemeindenahen Leistungsangeboten in die Grundversorgung von Tuberkulosepatienten.

„Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass die Probleme bei der Tuberkulosebekämpfung auf Landesebene nur durch gemeinsame Anstrengungen des Staates, der Gesundheitseinrichtungen, der Kommunen und der einzelnen Bürger gelöst werden können“, betonte Ainura Ibraimova, die für das Projekt „Tuberkulose heilen“ der Internationalen Entwicklungsbehörde der Vereinigten Staaten in Kirgisistan arbeitet. Ainura war auch ein Mitglied der Gruppe, die das Paket überprüfte.

Sie fügte hinzu: „Dieses Dokument enthält erstmals eine Liste von Leistungen, die an lokale Gemeinschaften und nichtstaatliche Organisationen delegiert werden können, wodurch die Lücke bei der Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden Versorgung von Tuberkulosepatienten in den Ländern geschlossen wird.“ 

Ein Schritt näher zu einer Welt ohne Tuberkulose

Die Europäische Region der WHO hat erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung der Tuberkulose erzielt. Dennoch tragen die Hochprävalenzländer in der Region immer noch einen Großteil der Krankheitslast, vor allem mit Blick auf die resistenten Formen, und die Europäische Region bleibt hinter den Zielvorgaben der Endspielstrategie für Tuberkulose zurück. 

Mit der Einführung des standardisierten Pakets gemeindenaher Leistungen verstärkt WHO/Europa seine Anstrengungen zur Eradikation der Tuberkulose. Diese Initiative stellt das ganzheitliche Wohlbefinden der von der Krankheit betroffenen Menschen in den Vordergrund und wirbt für integrative Versorgungsmodelle; damit ist sie ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer tuberkulosefreien Welt.