Der anhaltende Krieg in der Ukraine bringt weiterhin täglich Zerstörung und den Verlust von Menschenleben mit sich. Die anhaltende Krise hat schwere Auswirkungen auf das Gesundheitswesen des Landes, die zu einer Unterbrechung der grundlegenden primären Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung entlang der Frontlinie geführt haben. Die erschütternde Bilanz: Seit dem 24. Februar 2022 verzeichnet die WHO über 1200 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen. Um den kontinuierlichen Zugang zur primären Gesundheitsversorgung in Gebieten zu gewährleisten, in denen die Einrichtungen schwer oder irreparabel zerstört worden sind, errichtet die WHO in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium modulare Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung.
Eine Lösung für Sofortmaßnahmen und Wiederaufbau
Modulare Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung sind vorgefertigte Gesundheitseinrichtungen, die vor Ort schnell aufgebaut werden können. Sie bieten eine schnelle Lösung bei akutem Bedarf und gehören zu den wichtigsten Projekten der WHO für Sofortmaßnahmen und Wiederaufbau mit dem Ziel, die Infrastruktur der primären Gesundheitsversorgung in der Ukraine zu erweitern. Obwohl es sich letztlich um eine vorübergehende Lösung handelt, können die Module bis zu zehn Jahre lang als Ersatz für beschädigte Anlagen dienen.
„Modulare Kliniken dienen als vorübergehender Ersatz für beschädigte Einrichtungen in den vom Krieg am stärksten betroffenen Gebieten und stellen eine Infrastruktur zur Verfügung, in der Ärzte und Pflegekräfte eine grundlegende primäre Gesundheitsversorgung dort anbieten können, wo der Bedarf am größten ist, insbesondere für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Diese Initiative reiht sich in die umfassenderen Maßnahmen der humanitären Hilfe und die Bemühungen der Vereinten Nationen ein, die Bevölkerung an vorderster Front zu stärken und einen von dieser selbst gesteuerten Wiederaufbau zu erleichtern, indem die Lücke beim Zugang zur lebenswichtigen primären Gesundheitsversorgung geschlossen wird, die einen grundlegenden Schritt hin zur Wiederherstellung der Normalität darstellt. Für uns ist das eine echte Verbindung zwischen der Akutversorgung und einer frühzeitigen Erholung im Dienste der Gesundheit“, sagte Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine.
Derzeit werden im Rahmen des Projekts 14 modulare Kliniken der primären Gesundheitsversorgung in vier von den Behörden festgelegten Regionen (Charkiw, Cherson, Mykolaiw und Sumy) betrieben. Davon sind fünf Anlagen bereits voll in Betrieb, drei werden derzeit installiert und weitere drei befinden sich noch in der Planungsphase. Ferner gibt es noch drei Anlagen, die als Reserve für Notlagen bereitstehen.
Modulare Kliniken können innerhalb von nur 10 bis 14 Tagen zusammengebaut und installiert werden, wobei je nach Anzahl der benötigten Patientenzimmer eine unterschiedliche Anzahl von vorgefertigten Modulen verwendet wird. Alle Kliniken sind mit den wichtigsten Einrichtungen wie Strom, Sanitäranlagen, Kanalisationsanschluss sowie Warte- und Sprechzimmern für Patienten ausgestattet. Generatoren und Ventilatoren sollen ein günstiges Umfeld für die medizinische Versorgung schaffen.
Kliniken für den Bedarf vor Ort ausgestattet
Am 3. Oktober 2023 wurde im Rahmen dieser Initiative eine neue modulare Klinik für die primäre Gesundheitsversorgung in dem Dorf Khukra in der Region Sumy eingerichtet. Wie die anderen modularen Kliniken wird auch dieses neu errichtete Gebäude als ambulante Gesundheitseinrichtung die primäre Gesundheitsversorgung von über 3000 Menschen ermöglichen.
Die modulare Klinik in Khukra besteht aus acht vorgefertigten Modulen, die zu einer voll funktionsfähigen Gesundheitseinrichtung mit vier Räumen für die Aufnahme von Patienten und einer Kapazität für gleichzeitig elf Mitarbeiter des Gesundheitswesens kombiniert wurden. Diese Klinik wird wie andere mit Ärzten und Pflegekräften besetzt sein, die zuvor in beschädigten oder zerstörten Einrichtungen tätig waren, um die Kontinuität der primären Gesundheitsversorgung in der Region zu gewährleisten.
„Wir befinden uns bei allen modularen Kliniken in Sumy in der Endphase der Installation, und sie werden bald voll funktionsfähig sein und ab kommendem Herbst Patienten aufnehmen können. Diese nachhaltige und dennoch schnelle Lösung soll eine wirksame Notfallhilfe und eine qualifizierte primäre Gesundheitsversorgung gewährleisten“, sagte Emanuele Bruni, Vorfallsmanager beim WHO-Länderbüro in der Ukraine.
Gewährleistung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung in den am stärksten vom Krieg betroffenen Gebieten
„Dank der tatkräftigen Unterstützung und Zusammenarbeit mit der WHO und anderen internationalen Partnern gelingt es uns, Schritt für Schritt voranzukommen und die zerstörten Krankenhäuser wieder aufzubauen, sodass die Patienten uneingeschränkten Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung haben. Die Einrichtung modularer Kliniken ist für uns ein sehr wichtiges Kooperationsprojekt, das auf sofortige reale Ergebnisse für unsere Patienten abzielt“, sagte Maryna Slobodnichenko, Stellvertretende Gesundheitsministerin mit Zuständigkeit für europäische Integration.
Im Rahmen der ersten Phase des Projektes wird in der Region Sumy die dritte Anlage eingerichtet. Weitere acht Module werden demnächst installiert, wie auf der Prioritätenliste des Gesundheitsministeriums für die am stärksten betroffenen Regionen angegeben.
„Der Krieg in der Ukraine hat verheerende Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und schränkt den Zugang der Bevölkerung entlang der Front zur gesundheitlichen Grundversorgung stark ein. Mit dieser Initiative setzt sich die WHO unermüdlich für die Wiederherstellung der lebenswichtigem primären Gesundheitsversorgung ein. Trotz der zahlreichen Herausforderungen und der Tatsache, dass die Zahl der Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen höher ist als bei jeder anderen humanitären Notlage weltweit, setzt sich die WHO weiterhin für diese wichtige Unterstützung für die Ukraine ein“, erklärt Gerald Rockenschaub, Direktor für gesundheitliche Notlagen in der Europäischen Region bei WHO/Europa.
Der Humanitäre Fonds für die Ukraine (UHF) und die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (GD ECHO) leisten die notwendige finanzielle Unterstützung für dieses Projekt.