Influenza-Epidemien sind ein vertrautes, jährlich wiederkehrendes Ereignis; das Neue im Jahr 2020 ist die COVID-19-Pandemie. Viele Gesundheitssysteme sind bereits an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gelangt und haben keine Zeit oder Kapazitäten für die Versorgung von Influenza-Patienten. Die beiden Krankheiten sind oft nur schwer allein aufgrund ihrer Symptomatik voneinander zu unterscheiden, sodass ein Labortest erforderlich ist. Die Folgen einer gleichzeitigen Infektion mit Influenza und COVID-19 sind noch unklar, doch die Wichtigkeit der Vermeidung einer Grippeinfektion ist nun mehr denn je eine Gewissheit. Der wirksamste Weg zur Vermeidung einer Grippeinfektion ist eine Impfung.
Sichere Verabreichung von Grippeimpfungen
„In dieser Grippesaison ist die Gewährleistung der Sicherheit im Impfbetrieb ein wesentliches Anliegen“, erklärt Dr. Richard Pebody, Leiter des Teams für hochgefährliche Erreger beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Den Ländern stehen verschiedene Optionen für eine sichere Verabreichung zur Verfügung: von der Drive-through-Impfung bis zu mobilen Kliniken. Es kommt darauf an, dass die Menschen beim Warten auf die Impfung Abstand halten und dass für das Tragen von Masken und die Bereitstellung von Einrichtungen für Händewaschen oder Händedesinfektion geworben wird.
Gesundheitsfachkräfte und ältere Menschen als vorrangige Empfänger der Grippeimpfung
Um den Ländern dabei behilflich zu sein, Impfungen für die Gruppen bereitzustellen, die sie am meisten benötigen, hat der Strategische Beirat für Immunisierungsfragen (SAGE) empfohlen, in Ländern mit begrenzten Vorräten an Grippeimpfstoff bestimmten Gruppen bei der Impfung Vorrang einzuräumen.
Das Gesundheitspersonal ist in Bezug auf Influenza einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt und muss geschützt werden. Eine Impfung gegen Influenza schützt nicht nur das Gesundheitspersonal, sondern auch ihre Familien und ihre Patienten, die oft besonders anfällig sind. Diese wichtige Gruppe umfasst Pflegekräfte in Krankenhäusern und Einrichtungen der Langzeitpflege sowie im gemeindenahen Bereich. Impfungen tragen auch zur Verringerung der Zahl der Krankheitstage bei, was während einer Pandemie besonders wichtig ist, um die Widerstandsfähigkeit des Gesundheitswesens sicherzustellen.
Im kommenden Winter sind ältere Erwachsene einem doppelten Risiko – COVID-19 und Influenza – ausgesetzt, die beide bei Personen über 65 Jahren zu schwereren Krankheitsverläufen führen. Dabei sollten ältere Erwachsene Vorrang erhalten, insbesondere solche, die sich in Einrichtungen der Langzeitpflege, in Tageskrankenhäusern oder in häuslicher Pflege befinden.
Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen und Kinder unter fünf Jahren bleiben auch weiterhin wesentliche Zielgruppen für die Grippeimpfung und sollten nach Maßgabe der nationalen Impfvorschriften Impfungen angeboten bekommen, sofern es die Versorgungslage ermöglicht.
Grippe-Sensibilisierungskampagne 2020 beginnt
Die Grippe-Sensibilisierungskampagne 2020 läuft in der gesamten Europäischen Region der WHO am 5. Oktober an und soll in den Ländern die Werbung für Grippeimpfungen fördern und die Menschen in der gesamten Europäischen Region zu mündigen Entscheidungen befähigen, die ihnen die Vermeidung einer Grippeinfektion ermöglichen. Die diesjährige Kampagne zielt vor allem auf eine Förderung von Impfmaßnahmen für die wichtigsten vorrangigen Gruppen – Gesundheitspersonal und ältere Menschen – sowie auf die Werbung für andere Interventionen wie Hand- und Atemhygiene ab.