Die Grippesaison hat in der Europäischen Region der WHO in diesem Winter früh begonnen, und auch die Zahl der Fälle von respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) und COVID-19 steigt. Zusammen haben sie das Potenzial, zu einer schweren Belastung für Gesundheitssysteme und Bevölkerung zu werden.
Wir sprachen mit zwei Mitarbeiterinnen von KoiSPE Athina-Elpis, einer Kooperative im Zentrum von Athen, um von ihnen zu erfahren, was das für sie und ihr Land bedeuten könnte und warum sie Impfungen für so wichtig halten.
Eleni Douna ist eine Betriebsärztin innerhalb der Organisation, die gegründet wurde, um Menschen mit psychosozialen Problemen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft durch Erwerbsarbeit behilflich zu sein. Zu ihren Aufgaben gehört
die Verabreichung von Impfungen zum Schutz der Gesundheit der Beschäftigten von KoiSPE Athina-Elpis.
„Ein rapider Anstieg der Fallzahlen von COVID-19 in Verbindung mit einer Grippeepidemie ist für uns etwas gänzlich Neues ... In den vergangenen beiden Jahren hatten wir wegen all der strengen Maßnahmen gegen COVID-19 und der Lockdowns keine nennenswerte Grippeepidemie. In diesem Jahr werden wir nahezu sicher erleben, dass beide gleichzeitig auftreten. Das ist besorgniserregend, aber es gibt Mittel zur Bekämpfung beider Krankheiten“, sagt Dr. Douna.
In Griechenland lag während der Grippesaison 2021–2022 die Durchimpfung gegen Influenza beim Gesundheitspersonal in Krankenhäusern des nationalen Gesundheitswesens (ESY) bei nur 36% und in Zentren der primären Gesundheitsversorgung bei 57%. Auch wenn es keine offiziellen Aufzeichnungen über die Impfraten in der Allgemeinbevölkerung gibt, so deuten doch Untersuchungen über Einstellungen zur Grippeimpfung darauf hin, dass die Inanspruchnahme hier ebenfalls gering sein dürfte.
Dennoch arbeiten Ärzte wie Dr. Douna nach Kräften darauf hin, das Gesundheitspersonal und andere Bürger zur Impfung zu bewegen. Sie ist zuversichtlich, dass sich in diesem Jahr mehr Menschen impfen lassen werden.
„Ich glaube, dass mehr Menschen zur Impfung kommen, weil der Impfstoff jetzt für die am stärksten gefährdeten Gruppen rezeptfrei ist.“
Mit Stand vom Dezember 2022 können sich in Griechenland Senioren ab 60, chronisch Kranke, Gesundheitsfachkräfte, Studenten, Kinder und Schwangere landesweit in Apotheken und Gesundheitszentren kostenlos und ohne Rezept gegen Grippe impfen lassen. Darüber hinaus können sich andere gegen Rezept bei ihrem Hausarzt kostenlos impfen lassen.
Ein Lichtblick während der COVID-19-Pandemie
Neratzoula Vasileiadou, die ebenfalls für KoiSPE Athina-Elpis arbeitet, sprach mit uns, als sie zur Grippeimpfung zu Dr. Douna ging. Neratzoula bekommt schon zum zehnten Male hintereinander ihre jährliche Impfung.
„Mit der Impfung fühle ich mich sicher: ich weiß, sie schützt meine Gesundheit. In meinem Bekanntenkreis lassen sich alle impfen: meine Familie, Verwandte, Freunde, alle.“
Sie glaubt auch, dass andere Menschen sich jetzt eher gegen Grippe impfen lassen, nachdem sie während der COVID-19-Pandemie erlebt haben, welchen Unterschied Impfungen beim Schutz menschlichen Lebens ausmachen.
„COVID-19 hat die Meinungen über Impfungen positiv beeinflusst. Ich glaube, die Menschen haben ihre Bedeutung erkannt und folgen eher dem Rat der Gesundheitsbehörden, sich impfen zu lassen.“
Lernen von den Impfkampagnen gegen COVID-19
Am Ende unseres Gesprächs hatte Dr. Douna eine letzte Anregung, wie man mehr Menschen zur Grippeimpfung bewegen könnte.
„Es wäre nützlich, wenn man den Erfolg aus den Impfkampagnen gegen COVID-19 wiederholen könnte, und zwar durch eine groß angelegte Kampagne, bei der nach Möglichkeit auch die Koadministration, also die gleichzeitige Impfung gegen beide Krankheiten, angestrebt wird. Ich glaube, eine Doppelkampagne für saisonale Grippe und COVID-19 könnte wirklich viel bewirken.“
Die Botschaft der WHO zur Impfung gegen Influenza und COVID-19
COVID-19 und Influenza stellen nach wie vor eine schwerwiegende Gefahr für die Millionen besonders anfälliger Menschen in der Europäischen Region dar, die weiter ungeimpft oder nicht vollständig geimpft sind. Die Durchimpfung der am meisten gefährdeten Gruppen ist immer noch zu niedrig, vor allem in vielen Ländern im östlichen Teil der Europäischen Region der WHO, die die 53 Länder Europas und Zentralasiens umfasst. Dies stellt eine Gefährdung für die Allgemeinbevölkerung dar, sodass alle in Frage kommenden Gruppen dringend dazu aufgefordert werden sollten, sich vollständig impfen zu lassen.
Wenn Grippeimpfstoffe verfügbar sind, sollten die Länder auch die gleichzeitige Verabreichung der Impfungen gegen saisonale Grippe und COVID-19 in Betracht ziehen.
*Der Abschnitt über den Anspruch auf eine Grippeimpfung wurde geändert, um mehr Klarheit hinsichtlich der Situation in Griechenland seit Dezember 2022 zu schaffen.