Die Macht von Filmen nutzen: schwedischer Filmemacher beleuchtet das Thema psychische Gesundheit beim 4. Film-Festival „Gesundheit für alle“

6 June 2023
Pressemitteilung
Reading time:

 

Auf der großen Leinwand porträtierte psychische Erkrankungen können beim Publikum nachhaltigen Widerhall finden und den Dialog und das Verständnis fördern. Paul Jerndal, preisgekrönter schwedischer Filmemacher und leidenschaftlicher Verfechter für psychische Gesundheit, beschloss schon früh in seiner Karriere, seinem Aktivismus durch das Medium Film Ausdruck zu verleihen. Am 6. Juni wurde er beim diesjährigen Film-Festival „Gesundheit für alle“ (HAFF) für seinen fesselnden Kurzfilm „Mirrors“ [Spiegel] zum Gewinner der Kategorie Sehr kurze Filme erklärt.

„Durch das Medium des Films haben wir die Möglichkeit, die Komplexität psychischer Erkrankungen zu beleuchten, zu bedeutungsvollen Gesprächen anzuregen und einen Beitrag zu leisten zur Entstigmatisierung der Herausforderungen, mit denen sich zahllose Menschen konfrontiert sehen“, erklärte Jerndal. 

„Filme und andere künstlerische Ausdrucksmittel können als Katalysatoren für den Dialog und echte Unterstützung dienen und damit wahrhaft Barrieren überwinden. Diesen hoch angesehenen Preis entgegennehmen zu dürfen, ist wahrlich eine Ehre, doch vor allem habe ich die Hoffnung, dass dadurch die Bedeutung von psychischer Gesundheit weiter hervorgehoben und den Menschen in Erinnerung gerufen wird, dass sie mit ihrem Kampf gegen negative Gedanken nicht alleine sind.“

Mit seinem aussagekräftigen Film unter der Beteiligung der schwedischen Prominenten Anis Don Demina, Cecilia von der Esch und Danny Saucedo dringt Jerndal in die Tiefen der Selbstkritik und Selbstreflexion ein. Während die Protagonisten ihren Spiegelbildern begegnen und sich mit ihren schlimmsten Gedanken konfrontiert sehen, aber auch ihren inneren Freund finden, wird der Zuschauer mit auf eine Reise durch eindrucksvolle Bilder und eine aufrüttelnde Geschichte genommen.

„Jeder kann in seinem Leben jederzeit psychische Gesundheitsprobleme erfahren – das ist uns allen in den letzten Jahren, insbesondere während der COVID-19-Pandemie, klar geworden. Dennoch ist das Thema psychische Erkrankungen weiterhin mit großen Stigmata verbunden“, betont Ledia Lazeri, Regionalbeauftragte für psychische Gesundheit bei WHO/Europa. „Deshalb ist Film ein so wichtiges Medium – es kann uns helfen, uns selbst und unsere Angehörigen in jenen zu sehen, die unter psychischen Gesundheitsproblemen leiden.“

Lazeri führt fort: „Filme können zudem eine nachhaltige Wirkung auf die Politikgestaltung und die öffentliche Wahrnehmung haben. Wenn ein gut gemachter Film sich erfolgreich mit psychischen Erkrankungen befasst, hat er das Potenzial, das öffentliche Interesse zu wecken und Politiker dazu zu veranlassen, dem Thema psychische Gesundheit auf ihren Tagesordnungen hohe Priorität einzuräumen. Es ist großartig zu sehen, dass die Beiträge des Film-Festivals „Gesundheit für alle“ den Mut hatten, sich diesem wichtigen Thema zuzuwenden, darunter auch der Film ,Mirrors‘.“

Jerndal erläutert: „,Mirrors‘ wurde mit Unterstützung einer schwedischen gemeinnützigen Organisation mit Namen 29k produziert, die zuvor bereits mit der schwedischen Zeitung Aftonbladet zusammengearbeitet hat, um Online-Chats mit Psychologen anzubieten. Es ist ein tolles Beispiel dafür, was Kunst, Partnerschaften und verschiedene Akteure in der Gesellschaft bewegen können, wenn sie sich zusammentun.“ 

Im Laufe seiner Film-Karriere hat Jerndal mit nationalen Kampagnen und gemeinnützigen Organisationen in Schweden zusammengearbeitet. Im Jahr 2017 produzierte er den preisgekrönten Film „Steps for life“, der sich mit dem Thema Suizidprävention befasst. Zusammen mit dem schwedischen Roten Kreuz ist er derzeit federführend an einer dreijährigen Kampagne mit dem Titel „Wie geht es dir?“ (Hur mår du?) für Jugendliche in schwierigen Umfeldern beteiligt.

„Die Offenheit, der Tatendrang und die natürliche Art von Jugendlichen darüber zu sprechen, wie sie sich fühlen, wenn man ihnen nur genug Raum gibt, ist sowohl inspirierend als auch ermutigend. Mein Traum wäre es, dass Freunde, Familien, Schulkameraden, Teamkollegen – jeder – den Mut hat, mehr miteinander darüber zu sprechen, wie sie sich fühlen“, erklärt Jerndal. 

„Eines der Mädchen in dem Projekt sagte: ,Irgendwo auf dieser Welt gibt es genau in diesem Augenblick jemanden, der sich genauso fühlt wie du gerade. Du bist nicht allein.‘ Das ist genau die Zeile, die die Schauspielerin Cecilia von der Esch in ,Mirrors‘ sagt, und ich glaube, dass sie wirklich tröstlich und hilfreich ist für jeden, der mit seiner psychischen Gesundheit kämpft.“ 

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und betreffen ungefähr jeden Sechsten in der Europäischen Region der WHO. Die meisten Betroffenen erhalten keine Behandlung, zum Teil aufgrund von Stigmata. Den sozialen Kontakt zu Menschen mit psychischen Erkrankungen auszuweiten, ist eine der besten Möglichkeiten, um negative Vorurteile abzubauen und Empathie, Bewusstsein und den Zugang zur Versorgung zu fördern. 

Das vierte Jahr in Folge waren für das HAFF Hunderte von Beiträgen aus der ganzen Welt in den Kategorien Allgemeine Gesundheitsversorgung, Gesundheitliche Notlagen, Mehr Gesundheit und Wohlbefinden, Sexuelle und reproduktive Gesundheit und damit verbundene Rechte, Klimawandel und Gesundheit und Sehr kurze Filme eingegangen.

Seit 2020 sind für das HAFF über 4300 Beiträge aus 110 Ländern eingegangen, die sich mit unterschiedlichen gesundheitlichen Herausforderungen und Chancen von Menschen auf der ganzen Welt befassen.