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Starker Einsatz für psychische Gesundheit durch europäische Filmemacher bei Bekanntgabe der diesjährigen Gewinner des Film-Festivals „Gesundheit für alle“ durch die WHO

6 June 2023
Medienmitteilung
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Genf/Kopenhagen, 6. Juni

Unter den Gewinnern des weltweiten WHO-Film-Festivals „Gesundheit für alle“ (HAFF) sind in diesem Jahr Filme aus Deutschland, Frankreich, Israel, Schweden und dem Vereinigten Königreich – fünf der 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO.

Der WHO-Generaldirektor, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, schloss sich den Empfehlungen der Festival-Jury an und gab heute die Gewinner bekannt.

Über 780 Kurzfilme waren eingereicht worden, von denen bei der vierten Ausgabe des HAFF 93 in die engere Auswahl kamen. Die Filme befassten sich mit wichtigen Gesundheitsthemen, die von Notlagen und psychischer Gesundheit bis hin zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Klimawandel reichten. 

„Filme verfügen über eine einzigartige Fähigkeit, Gesundheitsthemen – wie etwa psychische Gesundheit – anzusprechen und sie persönlich und damit für Menschen und Gemeinschaften umso relevanter zu machen“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Indem sie auf emotionaler Ebene eine Verbindung zum Publikum herstellen, Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen entstigmatisieren und vermenschlichen und zu Gesprächen anregen, können Filme Vorstellungen hinterfragen und zu einer empathischeren und stärker unterstützenden Gesellschaft beitragen. Die Macht von Filmen kann genutzt werden, um positive Veränderungen herbeizuführen, die Menschen zusammenzubringen, ihnen ihre gemeinsamen Erfahrungen in Erinnerung zu rufen, Empathie zu fördern und – was besonders wichtig ist – zum Handeln anzuregen. Dies trägt letztendlich zu mehr Gesundheit für alle bei.“

Starke Ausrichtung auf psychische Gesundheit bei europäischen Beiträgen

„In diesem Jahr hat sich eine große Zahl der Dokumentationen dem Thema psychische Gesundheit zugewandt“, erklärte Sharon Stone, Jurorin beim diesjährigen HAFF, Schauspielerin, Golden Globe- und Emmy-Gewinnerin, Produzentin und Aktivistin für gesundheitliche und humanitäre Zwecke. „Weltweit lebt jeder Achte mit einer psychischen Erkrankung. Gemeinsam haben wir auf der ganzen Welt gerade erst eine Krise durchlebt. Wir müssen in Betracht ziehen, inwiefern aussagekräftige Filme helfen können, das Bewusstsein für psychische Erkrankungen zu schärfen, die Daten der WHO zufolge weltweit zunehmen.“ 

In ihrem ersten Kurzfilm mit dem Titel „Ich bin nackt“ (Je suis nue) zeigt Alexandra Mignien aus Frankreich eine junge Frau, deren Freund Nacktbilder von ihr ins Internet gestellt hat. Daraufhin beginnt die junge Frau, vollkommen nackt herumzulaufen und ihre alltäglichen Aktivitäten ebenfalls nackt zu verrichten, um so das schreckliche Gefühl der totalen Enthüllung zu verdeutlichen, das oft von Opfern von Rachepornografie und Online-Belästigung beschrieben wird.

Der deutsche Kurzfilm „Nach Leben ringen“ (Gasping for life) unter der Regie von Su Hyun Hong beleuchtet die Themen Depression, Vergleich zu anderen und der von Online-Kanälen wie den sozialen Medien ausgehende Druck, und geht damit auf die Herausforderungen ein, mit denen die Menschen, insbesondere junge Menschen, die viel Zeit im Internet verbringen, heutzutage konfrontiert sind.

Der schwedische Gewinner des Filmpreises für sehr kurze Filme befasst sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit dem Thema psychische Gesundheit. Der ausdrucksstarke Film „Spiegel“ (Mirrors), der von Paul Jerndal produziert wurde, dringt in die Tiefen der Selbstkritik und Selbstreflexion ein, mit Beteiligung der schwedischen Prominenten Anis don Demina, Cecilia von der Esch und Danny Saucedo, die ihren Spiegelbildern begegnen und sich ihren dunkelsten Gedanken und Unsicherheiten stellen. 

„Durch das Medium des Films haben wir die Möglichkeit, die Komplexität psychischer Erkrankungen zu beleuchten, zu bedeutungsvollen Gesprächen anzuregen und einen Beitrag zu leisten zur Entstigmatisierung der Herausforderungen, mit denen sich zahllose Menschen konfrontiert sehen. Filme und andere künstlerische Ausdrucksmittel können als Katalysatoren für den Dialog und echte Unterstützung dienen und damit wahrhaft Barrieren überwinden. Diesen hoch angesehenen Preis entgegennehmen zu dürfen, ist wahrlich eine Ehre, doch vor allem habe ich die Hoffnung, dass dadurch die Bedeutung von psychischer Gesundheit weiter hervorgehoben und den Menschen in Erinnerung gerufen wird, dass sie mit ihrem Kampf gegen negative Gedanken nicht alleine sind“, erklärte Jerndal.

Die Gewinnerin der Kategorie Sexuelle und reproduktive Gesundheit und damit verbundene Rechte, Dina Stescovich aus Israel, zeigt in ihrem Film „Vulvo und Dynia“ den inneren Monolog einer jungen Frau während sie beim Geschlechtsverkehr unter anhaltenden Schmerzen leidet – und mit dem Gefühl des ständigen Versagens und dem Gedanken „nicht so zu sein wie andere“ zu kämpfen hat.

Der Beitrag aus dem Vereinigten Königreich mit dem Titel „Die Freiheit zu atmen: das Recht eines Kindes auf saubere Atemluft“ (Freedom to breathe: a child’s right to breathe clean air) unter der Regie von Georgette Thomas erhielt eine besondere Erwähnung in der Kategorie Klimawandel und Gesundheit. Er verweist auf die Bedrohung durch die Luftverschmutzung und das Recht von Kindern auf saubere Luft.

Das vierte Jahr in Folge waren für das WHO-Film-Festival „Gesundheit für alle“ Hunderte von Beiträgen aus der ganzen Welt in den Kategorien Allgemeine Gesundheitsversorgung, Gesundheitliche Notlagen, Mehr Gesundheit und Wohlbefinden, Sexuelle und reproduktive Gesundheit und damit verbundene Rechte, Klimawandel und Gesundheit und Sehr kurze Filme eingegangen.

LISTE DER PREISTRÄGER

Großer Preis in der Kategorie Allgemeine Gesundheitsversorgung
„Jonathan’s Miracle Feet“ [Jonathans Wunderfüße] – Sierra Leone / Behinderung, Klumpfuß
Regie: Mamihasina Raminosoa und Nantenaina Rakotondranivo aus Madagaskar für die nichtstaatliche Organisation Miracle Feet / Dokumentation – Dauer: 3:19 Min.
 
Großer Preis in der Kategorie Gesundheitliche Notlagen 
„Nurses facing COVID / Na Linha de Frente“ [Pflegekräfte im Kampf gegen COVID] – Brasilien / COVID-19 und Zugang zur Gesundheitsversorgung
Regie: Klimt Publicidade und Conselho Federal de Enfermagem aus Brasilien / Dokumentation – Dauer: 8 Min.
 
Großer Preis in der Kategorie Mehr Gesundheit und Wohlbefinden 
„One in 36 million: Story of childhood lead poisoning in Bangladesh“ [Einer von 36 Millionen: die Geschichte einer Bleivergiftung in der Kindheit in Bangladesch] – Bangladesch / Umwelt und Gesundheit
Regie: Mitali Das und Arifur Rahman (Bangladesch) für die nichtstaatliche Organisation Pure Earth Bangladesh / Dokumentation – Dauer: 6:32 Min.
 
Sonderpreis in der Kategorie Klimawandel und Gesundheit
„When climate change turns violent“ [Wenn der Klimawandel in Gewalt umschlägt] – Weltweit / Geschlechtsspezifische Gewalt und Klimawandel
Regie: Vandita Sariya (Indien) / Dokumentation – Dauer: 4:32 Min.
 
Sonderpreis in der Kategorie Sexuelle und reproduktive Gesundheit
„Vulvo and Dynia“ – Israel / Vulvodynia
Regie: Dina Stescovich (Israel) / Fiktion – Dauer: 4:13 Min.

Studentischer Filmpreis
„Gasping for life“ [Nach Leben ringen] – Deutschland / Psychische Gesundheit, Online-Sucht, Ängste, Depressionen
Regie: Su Hyun Hong (Deutschland) / Animation – Dauer: 8 Min.

Sonderpreis in der Kategorie Sehr kurze Filme
„Mirrors“ [Spiegel] – Schweden / Psychische Gesundheit, Depressionen
Regie: Paul Jerndal (Schweden) / Fiktion – Dauer: 3 Min.

BESONDERE ERWÄHNUNG DER JURY

Besondere Erwähnung in der Kategorie Gesundheitliche Notlagen
„My roots: Mayas during COVID-19“ [Meine Wurzeln: Mayas während COVID-19] – Guatemala / COVID-19
Regie: Ángela Lucrecia Chiquin (Guatemala) / Dokumentation – Duration: 3:11 Min.
 
Besondere Erwähnung in der Kategorie Mehr Gesundheit und Wohlbefinden
„Love Shades“ [Schattierungen der Liebe] – Schweden / Psychische Gesundheit, Depressionen und Empathie
Produktion und Regie: Stephanie Stan (Vereinigte Staaten von Amerika) und Pratick Paudel (Nepal) / Fiktion – Dauer: 5:51 Min.

Besondere Erwähnung in der Kategorie Klimawandel und Gesundheit 
„Freedom to breathe: a child’s right to breathe clean air“ [Die Freiheit zu atmen: das Recht eines Kindes auf saubere Atemluft] – Weltweit / Asthma und Luftverschmutzung
Regie: Georgette Thomas (Vereinigtes Königreich) / Dokumentation – Dauer: 5:39 Min.

Besondere Erwähnung in der Kategorie Sehr kurze Filme
„I am naked / Je suis nue“ [Ich bin nackt] – Frankreich / Verletzung der Privatsphäre, psychische Gesundheit, emotionale Gewalt gegen Frauen
Regie: Alexandra Mignien (Frankreich) / Fiktion – Dauer: 2:20 Min.

Dieser Artikel wurde am 7. Juni 2023 geändert, da in einer früheren Fassung das Vereinigte Königreich nicht in der Liste der Gewinnerländer berücksichtigt worden war.