Die grönländische Regierung, das Naalakkersuisut, hat in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für öffentliche Gesundheit in Grönland und WHO/Europa ein Projekt begonnen, dessen Ziel die Ausarbeitung von Empfehlungen für eine neue nationale Alkoholpolitik ist, mit der eine seit langem bestehende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit angegangen werden soll.
Bei einer ordnungsgemäß formulierten und mit angemessenen Mitteln ausgestatteten nationalen Alkoholpolitik erhalten der Alkoholkonsum und seine Folgen im Land die gebührende Aufmerksamkeit und wird die Regierung zu einem koordinierten Vorgehen bei der Ausarbeitung von Gesetzen, Vorschriften und Leistungsangeboten in Verbindung mit Alkohol veranlasst. In Grönland würde die Umsetzung einer nationalen Alkoholpolitik, die sich mit den erheblichen Schäden und den gesellschaftlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Einzelpersonen, Familien und Kommunen befasst, die Festlegung von Prioritäten und wirksame Maßnahmen ermöglichen.
Daher hat das Naalakkersuisut einen kooperativen Prozess zur Ausarbeitung von Empfehlungen eingeleitet, die die Grundlage für eine langfristig angelegte, evidenzbasierte nationale Alkoholpolitik bilden sollen. Diese Politik wird darauf abzielen, den Teufelskreis des sozialen Erbes zu durchbrechen und Gesundheit und Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zu schützen.
Laut der jüngsten Erhebung zur Gesundheit der grönländischen Bevölkerung von 2018–2019 hatten 35 % der jungen Menschen zwischen 15 und 34 Jahren in den letzten 30 Tagen mindestens einmal mindestens 60 Gramm oder mehr reinen Alkohol getrunken.
„Der Alkoholkonsum schadet vor allem denjenigen, die am meisten gefährdet sind“, sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Eine gut durchdachte und umgesetzte Alkoholkontrollpolitik schützt die gesamte Bevölkerung, vor allem die am stärksten gefährdeten Gruppen. Der Beginn der Ausarbeitung von Empfehlungen für eine nationale Alkoholpolitik ist für Grönland ein bedeutender Erfolg, der Gesundheit und Wohlbefinden für alle fördert und bei dem niemand zurückgelassen wird.“
Die Initiative geht auf die Entschließung FM/2023/67 des grönländischen Parlaments (Inatsisartut) zurück. Diese sieht vor, dass sich die Analyse auf das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen konzentrieren und eine Bewertung der für die Umsetzung der Empfehlungen erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen beinhalten soll und dass die Empfehlungen im Zuge eines interessengruppenübergreifenden Konsultationsprozesses ausgearbeitet werden sollen. Schließlich sieht die Entschließung auch vor, dass die Empfehlungen bis zum Frühjahr 2025 fertiggestellt und verbreitet werden sollen. Die Ausarbeitung von Empfehlungen für eine nationale Alkoholpolitik ist für Grönland ein wichtiger Meilenstein. Sie erfolgt mittels eines inklusiven und partizipatorischen Ansatzes, bei dem die wichtigsten Interessengruppen einbezogen werden, um die Entstehung eines Konsenses und eines gemeinsamen Gefühls der Verantwortung zu fördern.
„Die Empfehlungen sollen die Grundlage für die Entwicklung einer vorausschauenden und langfristig wirksamen nationalen Alkoholpolitik bilden“, sagt Agathe Fontain, Gesundheitsministerin von Grönland. „Ich hoffe sehr, dass wir uns auf eine gemeinsame Vision für die Zukunft einigen können: eine starke Bevölkerung in einer sicheren Gesellschaft, in der weder Kinder noch Erwachsene durch Alkohol geschädigt werden.“
Während dieses Prozesses wird die WHO über ihr Regionalbüro für Europa mit Sitz in Kopenhagen eine wichtige Rolle spielen, indem sie kosteneffektive Maßnahmen empfiehlt, die nachweislich den Alkoholkonsum reduzieren und seine schädlichen Auswirkungen abschwächen.
WHO/Europa hat auch eine Reihe anderer Regierungen in der Europäischen Region (die 53 Mitgliedstaaten in Europa und Zentralasien umfasst) bei der Entwicklung einer evidenzbasierten nationalen Alkoholpolitik beraten und dabei durch seine Mitarbeiter und Netzwerke Zugang zu führenden Experten zu dieser Thematik geschaffen.