Die vielfältige Hilfe der WHO für die Ukraine während des vergangenen Kriegsjahres umfasste sowohl gesundheitliche Sofortmaßnahmen als auch Maßnahmen zur Stärkung und Reformierung des Gesundheitssystems sowie zu seinem Wiederaufbau.
Aus dem neuen Jahresbericht des WHO-Länderbüros in der Ukraine geht hervor, dass die gesundheitspolitische Reaktion auf die Krise in der Ukraine nützliche Lehren für alle Bereiche der humanitären Hilfe und der Entwicklungspolitik gebracht hat. Dank der Entschlossenheit des ukrainischen Gesundheitspersonals sowie des Engagements und der Investitionen der internationalen Gemeinschaft, die die Lieferung von Hilfsgütern und eine anhaltende Unterstützung ermöglichten, hat sich das nationale Gesundheitssystem als äußerst widerstandsfähig erwiesen.
Außergewöhnliche Anstrengungen
2022 konnte die WHO medizinische Hilfsgüter in einige der am stärksten gefährdeten und am schwersten zugänglichen Teile des Landes liefern. Außerdem eröffnete sie notfallbedingt eine Reihe neuer Außenstellen, Knotenpunkte und Lagerhäuser, um Binnenvertriebenen und Bedürftigen in Nähe der Frontlinie zu helfen. Darüber hinaus unterstützte die WHO die Schaffung mobiler Einrichtungen für die primäre Gesundheitsversorgung in sieben Oblasten, um in von dem Konflikt betroffenen Gebieten die Versorgung sicherzustellen.
Ende 2022 hatte die WHO 1360 Tonnen medizinische Produkte im Wert von 36 Mio. US-$ geliefert. Dabei wurden Hilfsgüter an insgesamt fast 700 Gesundheitseinrichtungen in 25 Oblasten versandt, darunter persönliche Schutzausrüstungen, Medikamente und Sauerstoffvorräte sowie Hilfsmittel für Trauma- und Notfalloperationen, Stromgeneratoren und Krankenwagen.
Darüber hinaus erhielten über 8 Mio. Menschen medizinische Notfall-Kits, die insbesondere den Bedarf in Bezug auf Grundversorgung, Trauma- und Notfallchirurgie und die Behandlung nichtübertragbarer Krankheiten deckten. Diese umfangreiche Nothilfe wurde durch eine Reihe von Spendern ermöglicht.
Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine, erklärte: „Der Krieg hat das ukrainische Gesundheitssystem vor erhebliche Herausforderungen gestellt und den Zugang der Patienten zu Gesundheitsleistungen und Medikamenten erschwert. Seit dem ersten Tag des Krieges unterstützt das Team der WHO in der Ukraine das Land bei der Bewältigung der dringendsten gesundheitlichen Bedürfnisse und sagt gleichzeitig dem ukrainischen Gesundheitspersonal sowie den Einrichtungen des Gesundheitswesens seine unermüdliche Unterstützung zu.“
Langfristige Auswirkungen des Krieges
Trotz des Krieges hat die Ukraine ihre 2017 begonnenen Maßnahmen zur Reformierung des Gesundheitswesens fortgesetzt. „Die langfristigen Auswirkungen des Krieges werden schwerwiegend sein, wenn die systemische Umgestaltung des ukrainischen Gesundheitssystems nicht weiter unterstützt und in sie investiert wird, um das System wieder aufzubauen und dabei zu verbessern. Die WHO wird die Gesundheitsreformen des Landes, die im Rahmen der Strategie für die Entwicklung des Gesundheitswesens bis 2030 gebündelt sind, weiterhin unterstützen“, erklärte Dr. Habicht.
„Die WHO ist bestrebt, zur Erhöhung der Leistungs- und Widerstandsfähigkeit des Gesundheitssystems beizutragen, indem sie fachliche Unterstützung und Beratung für den Reformkurs der Ukraine bereitstellt. Wir haben die Verabschiedung des neuen Gesetzes über das öffentliche Gesundheitswesen in der Ukraine im Jahr 2022 ebenso unterstützt wie Gesetze und Verordnungen über Rehabilitation, Tabakbekämpfung und die Besteuerung von zuckergesüßten Getränken.“
Dr. Habicht fügte hinzu: „Die WHO hat auch die Fachwelt, speziell im Bereich Informationstechnologien, und die Zivilgesellschaft in den erstmalig stattfindenden ,Gesundheits-Hackathon‘ einbezogen, der die Bestimmung neuer Lösungen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und psychische Gesundheit für die vom Krieg betroffene Bevölkerung zum Ziel hatte.“
Seit 2018 setzt die WHO in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium, lokalen und internationalen nichtstaatlichen Organisationen sowie weiteren Partnern das Aktionsprogramm zur Schließung von Lücken in der psychischen Gesundheitsversorgung (mhGAP) in der Ukraine um. Das ganze Jahr über wurden gemeindenahe Angebote, Kurse zur Stressbewältigung, Schulungen für Gesundheitspersonal und Studienbesuche sowie eine Reihe von Unterstützungsveranstaltungen durchgeführt – einige in Anwesenheit von Präsident Wolodymyr Selenskyj und mit Ansprachen des Generaldirektors der WHO und des Regionaldirektors für Europa –, um die Aufmerksamkeit auf das Thema psychische Gesundheit und die dringendsten Bedürfnisse der vom Krieg betroffenen Menschen zu lenken.
Im Jahresbericht des WHO-Länderbüros in der Ukraine wird Rechenschaft über seine Tätigkeit im Jahr 2022 abgelegt. Seit dem Einmarsch der Russischen Föderation im Jahr 2022 arbeiten alle drei Organisationsebenen der WHO – Länderbüro, Regionalbüro und Hauptbüro – zusammen mit Partnern auf eine Bewältigung der Krise hin.