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Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren – durch unsere Ernährungssysteme –, ist eng mit unserer Umwelt und Gesundheit verknüpft.
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Eine gesündere Ernährung für unseren Planeten: neues Daten-Tool von WHO/Europa soll innovativen Konzepten in den Ländern Impulse geben

6 November 2023
Pressemitteilung
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Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren – durch unsere Ernährungssysteme –, ist eng mit unserer Umwelt und Gesundheit verknüpft. Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Salz, Zuckerzusätzen und Transfetten können unserer Gesundheit schaden und zu vorzeitigem Tod führen. Gleichzeitig kann die Nahrungsmittelproduktion zu Bodenverschmutzung, Treibhausgasemissionen und Verpackungsmüll beitragen. Doch es gibt eine Möglichkeit, die Auswirkungen von Lebensmittelsystemen auf Umwelt und Gesundheit verständlich zu machen: Das neue Tool von WHO/Europa zur Bewertung der Auswirkungen von Ernährung (DIA) kann hier helfen. 

Ungesunde Ernährung: die übersehenen Risiken 

In verschiedenen Teilen der Europäischen Region der WHO und darüber hinaus sind die Ernährungsgewohnheiten und die Lebensmittelsysteme allgemein weder gesund noch nachhaltig. Ungesunde Ernährungsgewohnheiten gehören zu den führenden Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten – von Diabetes über Krebs bis zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und sind weltweit für ein Fünftel aller Todesfälle verantwortlich.

Weltweit leben über 2 Milliarden Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. In der Europäischen Region sind ein Drittel aller Kinder im Grundschulalter davon betroffen.

„Neben den eindeutigen Risiken einer ungesunden Ernährung ergibt sich für die Lebensmittelproduktion in unserer Region insgesamt ein noch besorgniserregenderes Bild. Die Art der Erzeugung und des Konsums von Nahrungsmitteln weltweit ist inzwischen jenseits dessen, was als unbedenklich für die Stabilität unseres Planenten angesehen wird“, erklärte Dr. Kremlin Wickramasinghe, Regionalbeauftragter für Ernährung, Bewegung und Adipositas bei WHO/Europa.
„Wenn aber eine gesunde und nachhaltige Ernährung teuer wird, dann ist das nicht nur für die Mehrheit der Haushalte ungünstig, sondern auch für die Volkswirtschaften der Länder.“

Lebensmittelsysteme untergraben die Stabilität der Erde

Die Auswirkungen der Nahrungsmittelproduktion auf die Umwelt sind erschreckend. So ist die Landwirtschaft für etwa ein Viertel aller Treibhausgasemissionen und für den Verbrauch von 70 % aller Süßwasserressourcen verantwortlich. Der übermäßige Einsatz von Düngemitteln hat in manchen Regionen zur Verschmutzung von Oberflächengewässern und Grundwasser sowie zu toten Zonen in den Meeren geführt.

Die Weltbevölkerung wird voraussichtlich von derzeit 7 Milliarden bis Mitte des Jahrhunderts auf fast 10 Milliarden anwachsen, sodass sich die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt wohl noch verstärken werden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Lebensmitteln wie Fleisch, Milchprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln, die sowohl die menschliche Gesundheit als auch die Umwelt schädigen können.

Ohne Veränderungen an Produktion und Konsum von Lebensmitteln, etwa durch Übergang zu einer gesünderen und stärker pflanzenbasierten Ernährung, gefährden wir unseren Planeten und riskieren es, dass wir einen gefährlichen Klimawandel nicht mehr abwenden können.

Was ist in dem Tool zur Bewertung der Auswirkungen von Ernährung (DIA)?

Das DIA-Tool ist für politische Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Praktiker in den Ländern der Europäischen Region der WHO bestimmt, die auf Daten gestützte Qualitätsinstrumente brauchen, um Ernährung zu bewerten und folgende Fragen zu beantworten:
  • Wie können die Länder die Ernährung ihrer Bevölkerung gesünder, nachhaltiger und bezahlbarer gestalten?
  • Wie lassen sich heute verbreitete Ernährungsgewohnheiten mit den globalen Gesundheits- und Umweltzielen vereinbaren?  
  • Welche möglichen politischen Veränderungen können dazu beitragen, die wichtigsten ökologischen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus den Lebensmittelsystemen der Länder ergeben?
Für jedes Ernährungsszenario untersucht das DIA-Tool gleichzeitig Gesundheitsindikatoren – etwa durch verbesserte Ernährung vermeidbare Todesfälle, Risikofaktoren für Krebs, Herzkrankheiten und Diabetes oder durch Körpergewicht bedingte Risikofaktoren – und Umweltanalysen wie Treibhausgasemissionen, Anbauflächen und Süßwasserressourcen.

„Das DIA-Tool wird es den Ländern ermöglichen, nachhaltigere und stärker auf Daten gestützte Konzepte zu entwickeln, die auf ihre Bevölkerung zugeschnitten sind. Es dient nicht nur dazu, die gesundheitlichen, ökonomischen und umweltbezogenen Folgen der Ernährung zu untersuchen. Vielmehr ermöglicht es auch die Projektion verschiedener Szenarien für Ernährungsumstellung und die Abschätzung der gesundheitlichen, umweltbezogenen und kostenmäßigen Auswirkungen jedes Szenarios“, erklärte Dr. Wickramasinghe.