In einem gemeinsam von der WHO, der Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung (USAID)/ihrem Programm in der Ukraine, der Weltbank und der Europäischen Union (EU) verfassten Diskussionspapier werden die zentralen Prioritäten
für den Wiederaufbau des Gesundheitssystems in der Ukraine über die nächsten zwei Jahre inmitten der anhaltenden Invasion durch die Russische Föderation hervorgehoben.
Das Dokument, das den Nationalen Plan für den Wiederaufbau der Ukraine ergänzt, basiert auf Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium und anderen maßgeblichen Akteuren. Es enthält eine Analyse der entscheidenden Prioritäten
für das Gesundheitswesen in vier Bereichen:
- Bereitstellung von Gesundheitsleistungen – frühzeitig Möglichkeiten finden, um vorrangige Gesundheitsleistungen wiederherzustellen, und zwar unter Erweiterung der Vision einer Gesundheitsreform der ukrainischen Regierung und bei gleichzeitigem Ansetzen an den wichtigsten Gesundheitsrisiken, mit denen die ukrainische Bevölkerung infolge des Krieges zu kämpfen hat;
- Kapitalinvestitionen – Identifizierung kritischer Entscheidungen und Abwägungen für die Regierung und ihre Partner bei der Planung umfangreicher Investitionen in den Wiederaufbau und die Umgestaltung mit langfristigen Folgen für das Gesundheitssystem, um so die Ukraine in die Lage zu versetzen, die Gesundheit kurzfristig zu schützen und gleichzeitig langfristig einen Wiederaufbau zum Besseren zu verfolgen;
- Gesundheitsfinanzierung – Festlegung von Finanzierungsprioritäten zur Aufrechterhaltung der grundlegenden Gesundheitsleistungen angesichts starker finanzpolitischer Einschränkungen, um mit den verfügbaren Mitteln mehr zu erreichen; und
- Stärkung von Institutionen – Unterstützung der Bedürfnisse der zentralen und kommunalen staatlichen Institutionen des Gesundheitswesens zuständig für Politik, Planung, Verwaltung und Steuerungsaufgaben sowie Aufrechterhaltung der laufenden Finanzierung des Gesundheitswesens und der Reformen der Führungsstrukturen, die für ein wirksames, verantwortungsvolles Gesundheitssystem und die Bestrebungen der Ukraine nach europäischer Integration entscheidend sind.
„Trotz der immensen Herausforderungen infolge des Krieges ist das nationale Gesundheitssystem funktionsfähig und stellt Gesundheitsleistungen für Millionen von Ukrainern bereit, unterstützt durch Entwicklungspartner und die humanitäre
Gemeinschaft“, erklärt Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine.
„Die vonseiten der internationalen Gemeinschaft sowohl jetzt als auch in Zukunft geleistete Unterstützung für das Gesundheitssystem wird großen Einfluss nicht nur auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in der Ukraine,
sondern auch auf die künftige Entwicklung des Gesundheitswesens haben. Investitionen in Gesundheit und das Gesundheitswesen sind integraler Bestandteil der Reaktion auf Notlagen und der Unterstützung bei der Entwicklung und beim Wiederaufbau
des Landes. Der Wiederaufbau des Gesundheitssystems kann nicht warten bis der Krieg zu Ende ist.“
Das gemeinsame Dokument wurde in dem Verständnis verfasst, dass die ukrainische Regierung und ihre Partner trotz der anhaltenden Herausforderungen im Hinblick auf die Sicherheit, die humanitäre Lage und die wirtschaftliche Situation Notfallmaßnahmen
ergreifen, um das System zu stabilisieren, und gleichzeitig den längerfristigen Wiederaufbau und Aufschwung planen.
„Das Diskussionspapier unterstreicht die enge, anhaltende Partnerschaft zwischen den zentralen Entwicklungspartnern und der Regierung der Ukraine bei diesem historischen Unterfangen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit des ukrainischen
Gesundheitssystems in Kriegszeiten und schafft gleichzeitig die Grundlagen für einen Wiederaufbau zum Besseren“, erläutert Ben Zinner, Direktor des Gesundheitsbüros von USAID in der Ukraine.
„USAID hat sich der Unterstützung der laufenden Reform und des Wiederaufbaus des ukrainischen Gesundheitssystems verschrieben, damit dieses jetzt wie auch in Zukunft auf die Bedürfnisse der ukrainischen Bevölkerung eingehen kann,
und ist gleichzeitig dabei behilflich, die öffentliche Gesundheit zu schützen und jene zu unterstützen, die von diesem brutalen Krieg Russlands betroffen sind.“
Angesichts des sich auch im Jahr 2023 fortsetzenden Krieges erkennt das Papier an, dass bei der Verteilung der knappen Mittel kritische Entscheidungen und Abwägungen erforderlich sein werden. Sowohl nationale Behörden als auch internationale
Unterstützer werden entscheiden müssen, welche Investitionen den größten Nutzen für die Bevölkerung und das Gesundheitssystem während einer Phase großen Bedarfs bringen könnten.
Kurzfristig gesehen werden die gesamtfiskalischen Belastungen für den Staatshaushalt der Ukraine die öffentlichen Dienste strapazieren. Dies erfordert hohe Aufmerksamkeit für die laufenden Reformen und Investitionen, um die Effizienz zu
erhöhen und die Fortschritte aufrechtzuerhalten, sowie kurzfristige Maßnahmen, um den Zugang zu vorrangigen Angeboten aufrechtzuerhalten.
Dr. Caryn Bredenkamp, Leitende Wirtschaftswissenschaftlerin für die humanitäre Entwicklung bei der Weltbank, erklärt: „Die ukrainischen Behörden haben bei ihrer Reaktion auf die dringendsten Bedürfnisse des Gesundheitswesens
trotz starker finanzpolitischer Einschränkungen erstaunliche Widerstandsfähigkeit bewiesen – zudem deckte sich ihre Reaktion auch mit der langfristigen Vision der Reformierung.“
Sie fährt fort: „Die koordinierte Unterstützung vonseiten der Partner ist entscheidend. Ein neues Projekt für die Förderung der Gesundheit und die Rettung von Menschenleben (HEAL) in der Ukraine, das eine Notfallfinanzierung
vonseiten der Weltbank wie auch anderer Entwicklungspartner für Rehabilitationsmaßnahmen, psychische Gesundheit, die Bereitstellung grundlegender Angebote der primären Gesundheitsversorgung und entscheidender Arzneimittel sowie den
Wiederaufbau des Netzwerks von Gesundheitseinrichtungen umfasst, soll dabei helfen, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.“
Das neue gemeinsame Diskussionspapier trägt zu dem fortlaufenden Dialog über eine wohlüberlegte und priorisierte Reaktion bei, der unentbehrlich ist, um ein klügeres, effizienteres Gesundheitssystem im Land aufzubauen. Die Ukraine
und ihre Partner stehen vor einer historischen Chance, diese Herausforderungen auf eine Weise anzugehen, die hilft auf neue Bedürfnisse einzugehen, während gleichzeitig der Zugang zu unentbehrlichen Angeboten, die während des Krieges
unterbrochen wurden, wiederhergestellt wird. Gleichzeitig trägt dies dazu bei, das Land auf Kurs für nachhaltige Fortschritte auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung zu bringen.
Alexandra Janovskaia, Fachreferentin der EU-Delegation für die Ukraine, fügt hinzu: „Die frühere Agenda für die Reformierung des Gesundheitssystems hat ohne Zweifel zur Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Gesundheitssystems
beigetragen. Trotz der schwierigen Umstände infolge des ausgewachsenen Angriffskriegs Russlands ist es wichtig, den Weg auf diesem Reformpfad fortzusetzen, insbesondere im Hinblick auf die Verpflichtungen der Ukraine in den Bereichen öffentliche
Gesundheit, Beschaffung von Arzneimitteln usw. Diese Fortschritte werden für die Stärkung der Ukraine im EU-Integrationsprozess von entscheidender Bedeutung sein.“