Ymyt Berdibekova, eine 66-jährige Rentnerin aus Bischkek, kann nun dank einer neuen Initiative des kirgisischen Gesundheitsministeriums 5 % ihrer monatlichen Ausgaben für Arzneimittel sparen.
Ymyt leidet seit über 36 Jahren unter Bluthochdruck und muss dafür zweimal am Tag Medikamente einnehmen. Die Hälfte ihrer monatlichen Rente – die sich auf 35 US-$ beläuft – gibt sie für ihre Behandlung aus. Bis jetzt musste Ymyt als Verkäuferin in einem örtlichen Laden arbeiten, da ihre monatliche Rente nicht ausreicht, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.
Zum ersten Mal werden in Kirgisistan die Preise für Arzneimittel reguliert, und zwar auf Grundlage eines Regierungsbeschlusses, mit dem Preiskontrollen für eine Reihe von Arzneimitteln, die auf Ebene der primären Gesundheitsversorgung für die Behandlung nichtübertragbarer Krankheiten verschrieben werden, eingeführt wurde.
Diese Maßnahme, die von der Partnerschaft für eine allgemeine Gesundheitsversorgung – der größten Initiative der WHO für die internationale Zusammenarbeit zugunsten einer allgemeinen Gesundheitsversorgung und der primären Gesundheitsversorgung – unterstützt wurde, zielt darauf ab, die Bezahlbarkeit dieser Arzneimittel zu verbessern – ein Aspekt, der entscheidend ist, um der Belastung durch nichtübertragbare Krankheiten im Land entgegenzuwirken.
Einführung eines neuen Preiskontrollmechanismus
Um die Preistransparenz zu verbessern und Änderungen an der Verordnung zur Preiskontrolle zu inspirieren, organisierte die WHO mehrere Grundsatzdialoge mit Herstellern und Vertriebshändlern in Kirgisistan. Im Anschluss an diese Gespräche wurde der überarbeite Gesetzesentwurf im Juli 2021 verabschiedet.
Mit Unterstützung der WHO und anderer Entwicklungspartner wird gegenwärtig im ganzen Land ein temporärer Preiskontrollmechanismus für ausgewählte Arzneimittel erprobt. Einer vorläufigen Analyse zufolge, die von nationalen Behörden durchgeführt wurde, sind die Preise für ausgewählte Medikamente infolgedessen um 3–5 % gesunken. Eine permanente Regelung, die von einer Arbeitsgruppe des Gesundheitsministeriums ausgearbeitet wurde, durchläuft derzeit eine öffentliche Konsultation, bevor sie formell dem Ministerkabinett zur Verabschiedung vorgelegt wird.
Diese ersten Maßnahmen zur Preisregulierung zeigen bescheidene Wirkung und die Regierung arbeitet an weiteren Maßnahmen, um den Zugang zu Arzneimitteln zu verbessern und die finanziellen Kosten für Patienten zu senken.
Gewährleistung wirksamer Regulierungspraktiken für Arzneimittel
Darüber hinaus arbeitet das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der WHO an der Aktualisierung seines Rechtsrahmens zur Gewährleistung des Zugangs der Bevölkerung zu sicheren, wirksamen, hochwertigen Arzneimitteln. Es wurden Gesetzesänderungen in Bezug auf Arzneimittel und medizinische Geräte vorgenommen und zudem zusätzliche untergeordnete Rechtsvorschriften und Änderungen ausgearbeitet. Infolgedessen wurde die Liste unentbehrlicher Arzneimittel, die einer Preisregulierung unterliegen, erweitert und es wurden bewährte Regulierungspraktiken für Arzneimittel und medizinische Geräte eingeführt.
Ferner wurde die Rechtsgrundlage für die Umsetzung eines Erfassungssystems für Arzneimittel geschaffen, wodurch die Einrichtung einer elektronischen Datenbank für Arzneimittel zur Verwaltung von Beständen, Verbesserung der pharmakologischen Kontrolle und Verhinderung des Schmuggels von gefälschten Arzneimitteln ermöglicht werden soll. Zudem wurden unterschiedliche Ansätze für die Marktzulassung verschiedener Gruppen unentbehrlicher Arzneimittel identifiziert.
Die WHO ist weiterhin entschlossen, den Mitgliedstaaten bei der Ausarbeitung von Handlungskonzepten und Leitlinien zu helfen, die eine verantwortungsbewusste Auswahl und Nutzung medizinischer Produkte und Arzneimittel fördern, und sie bei der Ausweitung des Zugangs zu angemessen bepreisten, hochwertigen unentbehrlichen Arzneimitteln zu unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die WHO weiterhin Grundsatzdialoge mit Gesundheitsministerien und gesetzlichen Krankenkassen in der gesamten Europäischen Region der WHO organisieren.