Astana, 7. April 2025
WHO/Europa hat heute in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit fünf Mitgliedstaaten aus Zentralasien und einer Reihe maßgeblicher Akteure die Initiative für ein tuberkulosefreies Zentralasien (CAI) ins Leben gerufen, um die Eliminierung der Tuberkulose, einschließlich ihrer medikamentenresistenten Formen (DR-Tb), in der gesamten Teilregion bis 2030 zu beschleunigen.
In Astana gaben Gesundheitsminister und hochrangige Beamte aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan den Startschuss, indem sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, in der sie sich verpflichten, die Zusammenarbeit zu verstärken und die Bemühungen zur Tuberkulosebekämpfung in enger Abstimmung mit der WHO, der Partnerschaft „Stopp der Tb“, dem Globalen Fonds, der Zivilgesellschaft und anderen Partnern voranzutreiben.
Die von WHO/Europa angeführte Initiative für ein tuberkulosefreies Zentralasien wird koordinierte Maßnahmen zwischen den Ländern fördern, Innovationen einführen und Kapazitäten auf nationaler und subregionaler Ebene stärken.
In den letzten zehn Jahren haben die fünf Länder Zentralasiens enorme Fortschritte bei der Bekämpfung der Tuberkulose erzielt, indem sie neue Behandlungsmethoden eingeführt und in eine stärkere Surveillance investiert haben, doch die Initiative wird ihre Bemühungen um Beendigung der Tuberkulose in der Teilregion bis 2030 noch deutlich verstärken.
Dies beinhaltet:
- die Gewährleistung, dass mindestens 95 % der neuen und rezidivierenden Tuberkulosefälle mit den von der WHO empfohlenen Schnelltests getestet werden; inzwischen sind alle fünf Länder der Teilregion zur Verwendung dieser Schnelltests übergegangen;
- die Ausweitung kürzerer, vollständig oraler Behandlungsschemata für DR-Tb , die eine Erfolgsquote von 85 % oder mehr sicherstellen;
- die Beschleunigung der Verbreitung und Akzeptanz neuer und innovativer Tuberkuloseimpfstoffe, sobald diese verfügbar sind;
- die Verankerung der Tuberkulosebekämpfung und -behandlung in der primären Gesundheitsversorgung der einzelnen Länder; dabei spielt das Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung in Almaty (Kasachstan) eine entscheidende Führungsrolle.
„Wir stehen an einem entscheidenden Punkt bei der Beendigung der Tuberkulose in Zentralasien, an dem wir auf unseren Erfolgen aufbauen und die wahrhaft erstaunlichen Fortschritte in der Medizin nutzen müssen, um die Ziellinie zu erreichen. Diese bahnbrechende subregionale Initiative wird anderen Ländern in der Europäischen Region der WHO und darüber hinaus, die mit einer erheblichen oder wachsenden Tuberkulosebelastung konfrontiert sind, als Modell dienen und Möglichkeiten für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu einer Zeit aufzeigen, in der diese mehr denn je benötigt wird“, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
Die Initiative baut auf geltenden globalen Verpflichtungen auf, namentlich der 2023 verabschiedeten Politischen Erklärung der zweiten Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zur Beendigung der Tuberkulose, in der ehrgeizige globale Ziele für den Zeitraum 2023–2027 festgelegt werden und ein subregionaler Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen aufgrund der Tuberkulose hervorgehoben wird. Außerdem deckt sie sich mit dem Anspruch des zweiten Europäischen Arbeitsprogramms 2026–2030, in dem die Eliminierung der Tuberkulose und der DR-Tb als eine vorrangige Aufgabe im Bereich der Gesundheitssicherheit herausgestellt wird. Bis 2027 werden messbare Fortschritte erwartet, und die Initiative für ein tuberkulosefreies Zentralasien wird den fünf Ländern der Teilregion einen strukturierten Rahmen bieten, in dem sie ihre Bemühungen zur Eliminierung der Tuberkulose bewerten und forcieren können.
Nach wie vor hohe Belastung durch Tuberkulose und DR-Tb in Zentralasien
Trotz guter Fortschritte stellen Tuberkulose und DR-Tb seit Langem eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit in Zentralasien dar: Jährlich werden über 35 000 Tuberkulosefälle und etwa 8000 Fälle von DR-Tb gemeldet. Vier der fünf Länder Zentralasiens gehören zu den 30 Ländern mit der höchsten Prävalenz der DR-Tb weltweit. In drei dieser Länder liegt die Prävalenz der DR-Tb bei zuvor behandelten Patienten bei über 50 % und bei neuen Patienten zwischen 26 % und 34 %, was ein Viertel der weltweiten Prävalenz der DR-Tb ausmacht.
Die COVID-19-Pandemie hat die Fortschritte bei der Tuberkulosebekämpfung in der Teilregion Zentralasien stark beeinträchtigt. So ging die Zahl der neu diagnostizierten Tuberkulosefälle nach 2019 aufgrund von Unterbrechungen der Versorgung deutlich zurück, was zu einer Vielzahl nicht diagnostizierter Fälle und einer erhöhten Sterblichkeit führte. Infolgedessen ist die Zahl der Fälle von Tuberkulose und DR-Tb sowie der durch sie bedingten Todesfälle stark angestiegen.
Die Bemühungen um Eliminierung der Tuberkulose werden durch die aktuellen weltweiten Kürzungen der Hilfe für die Tuberkulosebekämpfung und andere ergänzende Gesundheitsprogramme, insbesondere für HIV, weiter erschwert. Die zunehmende Finanzierungslücke bedroht die Nachhaltigkeit der Tuberkulosebekämpfung auf nationaler und subnationaler Ebene in ganz Zentralasien. Dies erfordert dringend Maßnahmen von Regierungen wie auch Gebern, um die in den letzten Jahren erzielten Fortschritte zu schützen und sicherzustellen, dass die Länder auf dem richtigen Weg sind, die Tuberkulose zu beenden.
„Ich danke der politischen Führung und den Gesundheitsbehörden der Mitgliedstaaten der WHO aus Zentralasien für ihr wachsendes Engagement für die endgültige Eradikation dieser uralten verheerenden Krankheit“, sagte Dr. Kluge abschließend. „Wir sind dem Erfolg näher als je zuvor; dennoch wird diese letzte Phase schwierig. Sie erfordert politischen Einsatz und konsequente Investitionen in Diagnostik, Behandlung und eine allgemeine Gesundheitsversorgung, damit alle Bedürftigen erreicht werden können. Darüber hinaus müssen wir uns bemühen, die mit der Tuberkulose verbundene Stigmatisierung und Diskriminierung zu beseitigen und dafür sorgen, dass alle Patienten mit der Empathie und der Achtung behandelt werden, die sie verdienen. Ich bin überzeugt, dass Zentralasien diese Herausforderung bewältigen kann, und wir sind hier, um bei jedem Schritt auf diesem Weg zu helfen.“