Internationaler Tag der sauberen Luft für einen blauen Himmel: gemeinsame Anstrengungen zur Bekämpfung der klima- und gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung

7 September 2022
Pressemitteilung
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Die Luftverschmutzung ist neben dem Klimawandel eine der größten Umweltgefahren für die menschliche Gesundheit. Sie ist verantwortlich für eine halbe Million vorzeitige Todesfälle in der Europäischen Region der WHO, überwiegend durch nichtübertragbare Krankheiten wie ischämische Herzkrankheit, Schlaganfall, Lungenkrebs und chronisch obstruktive Lungenkrankheit. Am Internationalen Tag der sauberen Luft für einen blauen Himmel am 7. September weist WHO/Europa auf den Wert unserer Atemluft („Die Luft, die wir teilen“) und auf die Notwendigkeit einer abgestimmten Anstrengung zur Bekämpfung der anhaltenden Luftbelastung hin, die den Klimawandel vorantreibt und der menschlichen Gesundheit schadet. 

Luftverschmutzung kann direkte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, etwa durch Schwebstaubbelastung (PM), hat aber auch Auswirkungen auf das Klima, da manche Luftschadstoffe auch kurzlebige Klimaschadstoffe sind. Die Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse zur Energieerzeugung ist die größte Ursache von Luftverschmutzung und die größte Emissionsquelle von Treibhausgasen. Die Reduzierung oder der Ausstieg aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Biomasse wird eine Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen und gesundheitsrelevanten Luftschadstoffen bewirken. Dies wird für mehr Gesundheit durch Verbesserung der Luftqualität sorgen und auch zum Klimaschutz beitragen, was langfristig auch dem Schutz der Gesundheit zugutekommt.

Gerade hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren Nachrichtenbrief Luftqualität und Klimaschutz der WMO (2022), ihre jährliche Bewertung der Wechselbeziehungen zwischen Luftverschmutzung und Klimawandel, veröffentlicht, deren inhaltlicher Schwerpunkt in diesem Jahr auf den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Waldbränden auf die Luftqualität durch großflächige Zunahme der PM-Konzentrationen liegt. So befeuert also nicht nur die Luftverschmutzung den Klimawandel, sondern der Klimawandel führt auch zu einer Verschlechterung der Luftqualität. 

„Wir erleben gerade eine Zunahme der Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzeperioden, die zu mehr Waldbränden führen, die in fast allen Regionen der Welt schwerwiegende Auswirkungen auf die Luftqualität haben“, erklärt Dr. Joy Shumake-Guillemot vom Gemeinsamen Büro für Klima und Gesundheit von WHO und WMO. „Die sich verstärkende Wechselwirkung zwischen Luftverschmutzung und Klimawandel belegt Hunderte Millionen Menschen in aller Welt mit einer zusätzlichen „Klimastrafgebühr“. Diese beinhaltet auch eine durch den Klimawandel bedingte Verschärfung der ebenfalls gesundheitsschädlichen Belastung durch Bodenozon.

Vor einem Jahr wurden die Globalen Luftgüteleitlinien der WHO veröffentlicht, die als Instrument zur Bereitstellung solider, evidenzgeleiteter Empfehlungen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit vor Luftverschmutzung und zur Förderung des Klimaschutzes dienen sollen. „Fast alle Bemühungen um eine Verbesserung der Luftqualität können auch dem Klimaschutz zugutekommen, und der Klimaschutz kann seinerseits eine Verbesserung der Luftqualität zugunsten der öffentlichen Gesundheit bewirken“, stellt Dr. Dorota Jarosinska, Leiterin des Programms Lebens- und Arbeitsumfelder bei WHO/Europa, fest. „Durch ihre Bemühungen, die Luftgüteleitlinien der WHO einzuhalten, tragen die Länder sowohl zum Schutz der Gesundheit als auch zum Schutz des weltweiten Klimas bei.“ Durch die Förderung ökologischer Nachhaltigkeit in Verbindung mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit können wir große Fortschritte hin zur Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung erzielen.

Das diesjährige Thema – „Die Luft, die wir teilen“ – legt den Schwerpunkt auf die grenzüberschreitende Natur der Luftverschmutzung und unterstreicht die Notwendigkeit einer kollektiven Rechenschaftslegung und kollektiven Handelns. Außerdem kommt darin die Notwendigkeit einer unverzüglichen und gezielten regionsweiten und internationalen Zusammenarbeit für eine effizientere Umsetzung von Klimaschutzkonzepten und von Maßnahmen zur Luftreinhaltung zum Ausdruck.

Der grenzüberschreitende Charakter der Luftverschmutzung ist bereits Gegenstand der Zusammenarbeit der WHO mit anderen Organisationen der Vereinten Nationen wie der Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) sowie mit den Mitgliedstaaten. Die Sonderarbeitsgruppe von WHO und UNECE über Gesundheitsaspekte der Luftverschmutzung wurde 1998 im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung gegründet, um die gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung zu bewerten und konkret zu belegen und die Auswirkungen weiträumiger grenzüberschreitender Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit zu quantifizieren. Diese bewährte ressortübergreifende Plattform hilft bei der Festlegung von Prioritäten für die Gestaltung künftiger Überwachungs- und Emissionsminderungsstrategien. Sie berät auch bei Überwachungs- und Modellierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Bewertungen. 

Globale Luftgüteleitlinien der WHO

Die aktualisierten Luftgüteleitlinien beinhalten Empfehlungen zu Richtwerten für Luftqualität sowie Zwischenziele in Bezug auf sechs Luftschadstoffe: PM₂.₅ und PM₁₀, Ozon (O₃), Stickstoffdioxid (NO₂), Schwefeldioxid (SO₂) und Kohlenmonoxid (CO). 

Obwohl die Leitlinien nicht rechtsverbindlich sind, können sie doch als evidenzgeleitete Bezugswerte verwendet dienen und Politikern dabei behilflich sein, rechtsverbindliche Normen und Ziele für die Reinhaltung der Luft auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene festzulegen. Die Erreichung der in den Luftgüteleitlinien empfohlenen Werte wird weltweit erheblichen gesundheitlichen Nutzen schaffen, denn etwa 80% aller durch Belastung mit PM₂.₅ bedingten Todesfälle könnten vermieden werden, wenn die Länder die in den Luftgüteleitlinien vorgesehenen jährlichen Grenzwerte für PM₂.₅ einhielten. 

Angesichts der Bedeutung der Luftgüteleitlinien für die Bewältigung der globalen Belastung durch Luftverschmutzung und Klimawandel sowie der Notwendigkeit, politische Entscheidungsträger in aller Welt zu erreichen, wurde die Zusammenfassung der Leitlinien inzwischen in 14 Sprachen übersetzt. Die chinesische, rumänische und serbische Fassung wird heute veröffentlicht.