In Usbekistan sind nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums 94% der Mädchen in der Altersgruppe von 12 bis 14 Jahren mit der ersten Dosis Impfstoff gegen Humane Papillomaviren (HPV) geimpft. Der HPV-Impfstoff wurde 2019 mit Hilfe der WHO und des UNICEF in den nationalen Impfplan eingeführt, um die Mädchen in dem Land vor Gebärmutterhalskrebs zu schützen.
Mit Unterstützung durch WHO und UNICEF entwickelte das Land einen Kommunikationsplan, der zu einem Schlüssel für die erfolgreiche flächendeckende Einführung der Impfung wurde. Im Vorfeld wurde formative Forschung durchgeführt, doch nur durch laufende Beobachtung der Situation vor Ort konnten die Probleme erkannt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden, um die Impfkampagne auf Kurs zu halten.
„Das nationale Impfprogramm (NIP) konnte die fortlaufende Beobachtung der Inanspruchnahme der Impfung aufrechterhalten und so sofort etwaige größere Probleme feststellen und dann mit allen Mitteln beheben“, erklärt Sahil Warsi, der bei WHO/Europa als Berater für das Programm für durch Impfung vermeidbare Krankheiten und Immunisierung (VPI) tätig ist und die nationalen Ansprechpersonen bei der Entwicklung und Umsetzung des Kommunikationsplans unterstützt hat.
Als an einer Schule in der Hauptstadt Taschkent die Zahlen zurückgingen, wurde eine Eltern-Lehrer-Veranstaltung im Rahmen des NIP einberufen. Zu dieser wurden Gesundheitsfachkräfte eingeladen, um Fragen zu in den sozialen Medien kursierenden Fehlinformationen über den Impfstoff zu beantworten. Diese Interventionen waren dank der laufenden Beobachtung, guter Planung und eines Plans für die Krisenkommunikation möglich.
Nach Aussage des WHO-Teams in Usbekistan waren Informationsveranstaltungen mit Eltern sehr effektiv. Sämtliche Bedenken der Eltern konnten von den Experten mit Hilfe von Daten, Beispielen und Studien zerstreut werden. Aufgrund dieser Informationen wollten die Eltern eine Impfung nicht nur für die eigenen Kinder, sondern für so viele Kinder wie möglich.
Kommunikation in einer Krise
Beispiele wie dieses verdeutlichen, wie wichtig Kommunikationsplanung ist, insbesondere Krisenkommunikation. Zum Zeitpunkt der Impfkampagne gegen HPV in Usbekistan gab es nur in städtischen Gebieten Internetzugang, doch die sozialen Medien hatten trotzdem Einfluss. „Die Reaktion auf das Ereignis in den sozialen Medien war sehr aufschlussreich“, erzählt Sahil. „Wichtig ist, dass Gesundheitspersonal und einflussreiche Persönlichkeiten bereitstehen, die über korrekte Informationen verfügen und auf die Verbreitung von Fehlinformationen reagieren können, und dass sie auch wissen, wo sie diese ggf. melden müssen.“
Die WHO leistete vor Beginn der Impfkampagne Unterstützung bei der Vorbereitung von Schulungen für Journalisten aus Fernsehen, Rundfunk und Presse. Diese Schulungen zielten darauf ab, den Medien alle relevanten Informationen über den HPV-Impfstoff an die Hand zu geben und ihnen eine Liste von Personen zu übergeben, von denen sie in Interviews weitere Informationen erhalten könnten.
Doch obwohl es erwiesenermaßen wichtig ist, die Medien eines Landes vorzubereiten und in den sozialen Medien auf Ereignisse zu reagieren, so zeigen doch Untersuchungen aus aller Welt auch, dass letztlich viele Menschen eher dem Hausarzt als den Medien vertrauen. Deshalb sollte der Schwerpunkt auf der Einbindung und Aufklärung solcher Autoritätspersonen liegen, denen die Menschen vertrauen, wenn sie zuverlässige Informationen suchen. In Usbekistan gehörten dazu Minister, Leiter von Kommunalverwaltungen, Gesundheitspersonal, Lehrer und religiöse Führer.
Aufklärung der wichtigsten Zielgruppen
Einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg des Impfprogramms gegen HPV in Usbekistan war es, dass alle maßgeblichen Akteure zusammengeführt wurden, um mit einer Stimme zu sprechen. So wurde bei Lehrern für die Schulungen geworben, weil sie geachtete Mitglieder der Gesellschaft sind und weil etwa eine halbe Million Lehrer die mehr als 6 Millionen Schüler unterrichten, von denen die Hälfte Mädchen sind. Eine Lehrerin in Taschkent erzählte: „Manchmal machen wir ein Quiz und sprechen mit den Schülern über Impfungen. Außerdem versuchen wir, den Eltern ganz nüchtern zu erklären, dass Impfungen dazu da sind, ihr Kind vor einer Ansteckung zu bewahren.“
Dies ist eine der positiven Botschaften, die während der HPV-Impfkampagne in Usbekistan verbreitet wurden, wo der Schwerpunkt der Argumentation nicht auf der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, sondern auf der Förderung eines gesunden Lebens und dem Schutz einer künftigen Mutterschaft für die Mädchen lag. Darüber hinaus wurden auch Eltern und Großeltern aufgeklärt und ihre Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoffs zerstreut, um eine möglichst breite Inanspruchnahme der Impfung zu gewährleisten.
Neben der Impfkampagne arbeitet Usbekistan auch bei der landesweiten Einführung von HPV-Vorsorgeuntersuchungen mit der WHO zusammen. Als eines der Partnerländer beim weltweiten Handlungsappell der WHO zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs möchte Usbekistan durch Einführung der grundlegenden Komponenten des Fahrplans für die Europäische Region zu einem regionalen Musterland für die Eliminierung der Krankheit werden.