Der Klimawandel trifft alle Menschen auf der ganzen Welt, doch jedes Land kämpft dabei mit unterschiedlichen Auswirkungen. Um dieser Bedrohung zu begegnen, brauchen die nationalen Behörden Informationen zu den konkreten klimabedingten Gefahren,
denen die Länder bereits ausgesetzt sind, zu den Gefahren, denen sie sich in Zukunft werden stellen müssen, sowie zu den Möglichkeiten, wie sich die Auswirkungen des Klimawandels eindämmen lassen. Aus diesem Grund haben die WHO
und das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) die Initiative für Länderprofile zum Thema Gesundheit und Klimawandel ins Leben gerufen, um die nationalen und globalen Fortschritte im Bereich
Gesundheit und Klimawandel zu überwachen.
Im letzten Jahr hatten Länder in der Europäischen Region mit zahlreichen extremen Wetterereignissen zu kämpfen, die in direktem Zusammenhang mit dem sich verändernden Klima stehen, von Überschwemmungen bis hin zu Waldbränden
und Hitzewellen, die sich unmittelbar und mittelbar auf die Gesundheit der Menschen wie auch die Gesundheitssysteme auswirken. Die klimabedingten gesundheitlichen Notlagen in der Europäischen Region dürften aufgrund des Klimawandels in Zukunft
an Häufigkeit und Intensität zunehmen.
Die Länderprofile zum Thema Gesundheit und Klimawandel geben einen Überblick über entscheidende Handlungsbereiche zur Bekämpfung dieser Bedrohungen und enthalten Links zu verfügbaren Ressourcen. Die in Kooperation mit nationalen
Gesundheitsdiensten entwickelten Länderprofile fassen die vorhandene Evidenz zu klimabedingten Gefahren und Gesundheitsrisiken für die Länder zusammen. Sie verfolgen die von den Ländern erzielten Fortschritte im Kampf gegen die
gesundheitlichen Bedrohungen des Klimawandels und heben Möglichkeiten hervor, wie sich aus Klimaschutzmaßnahmen gesundheitlicher Nutzen ziehen lässt.
Die WHO veröffentlichte die Länderprofile der ersten Gruppe der teilnehmenden Länder aus der Europäischen Region für die aktuelle globale Reihe für den Zeitraum 2021–2022. Im Folgenden heben wir ein paar Highlights
aus den sechs neuen Länderprofilen hervor:
- Bulgarien: Die Exposition der Bevölkerung gegenüber Hitzebelastung dürfte sich infolge der zunehmenden Verstädterung (und der damit einhergehenden Wirkung städtischer „Hitzeinseln“) und der durch den Klimawandel bedingten erhöhten Wahrscheinlichkeit schwerer Hitzewellen noch erhöhen.
- Tschechien: Durch den Klimawandel erhöhen sich die Intensität und Häufigkeit extremer Wetterereignisse, einschließlich Dürren und Überschwemmungen. Diese Ereignisse können zur Vertreibung der Bevölkerung führen, sich auf die Infrastruktur und Dienste der Wasser- und Sanitärversorgung auswirken und das Trinkwasser mit Fäkalbakterien (aus Abflüssen oder überlaufenden Abwasserrohren) verseuchen.
- Island: Steigende Meeresspiegel können zu Sturmfluten, Küstenerosion, dem Eindringen von Salzwasser in Grundwasserspeicher und Störungen des Ökosystems führen. Diese Ereignisse wiederum können die Vertreibung der Bevölkerung zur Folge haben und sich auf die Infrastruktur und Dienste der Wasser- und Sanitärversorgung auswirken, u. a. bedingt durch Wasserkontamination.
- Israel: Aufgrund des Klimawandels könnte die jährliche Niederschlagsmenge bis zum Ende des Jahrhunderts um rund 25% sinken. Süßwasserverknappung ist in Israel eine ständige Realität. Die permanente Herausforderung besteht darin, die Lücke zwischen Bedarf und verfügbaren natürlichen Wasserressourcen zu schließen. Israel begegnet diesen Herausforderungen im Bereich Wasser durch die Umsetzung eines nachhaltigen Ansatzes für die Wasserwirtschaft und die Entwicklung fortschrittlicher Technologien für die Meerwasserentsalzung und Abwasseraufbereitung.
- Malta: Das Land hat mit Wasserknappheit zu kämpfen. Die Regierung hat sich zur Umsetzung einer Reihe von Anpassungsmaßnahmen zum Schutz der Wassersicherheit in Malta verpflichtet, die durch den Klimawandel bedroht wird. Diese Maßnahmen umfassen etwa eine Reihe von Maßnahmen wie Bohrloch- und Grundwasserspiegel-Überwachung, den Aufbau von Regenwasserauffanganlagen, Abwasser-Recycling für Bewässerungszwecke und die Beschränkung der Nutzung von Grundwasserressourcen.
- Slowakei: Der Klimawandel beeinflusst bereits die Übertragung und Ausbreitung von Vektorkrankheiten, und deren Auswirkungen dürften sich in Zukunft verschlimmern. Infolgedessen könnte sich auch die Exposition der Bevölkerung gegenüber Vektorkrankheiten verändern. Bevölkerungsgruppen, die bislang nicht bestimmten Vektorkrankheiten ausgesetzt waren, könnten diesen in Zukunft zunehmend ausgesetzt sein, infolge der weltweit steigenden Temperaturen und der dadurch bedingten Verlagerungen bei der Verteilung von Vektoren.
Seit ihrem Start im Jahr 2015 haben sich über 80 Länder an der Initiative für Länderprofile zum Thema Gesundheit und Klimawandel beteiligt. Weitere Länderprofile für Länder aus der Europäischen Region (Belarus,
Deutschland, Finnland, Georgien, Kroatien, Litauen, Rumänien, Schweden, die Türkei, Ungarn und Zypern) sind in Entwicklung und sollen in Kürze veröffentlicht werden.