Italien: Neuem Bericht zufolge sind über 20% der Kinder übergewichtig

9 December 2020
Pressemitteilung
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Neue Daten von mehr als 50 000 Kindern in Italien zeigen, dass der Anteil der übergewichtigen Kinder im Land bei 20,4% liegt, wobei 9,4% der Kinder als adipös und 2,4% als stark adipös gelten, wenn man die Kriterien der Internationalen Arbeitsgruppe Adipositas anwendet. Bei Anwendung der Referenzwerte der WHO für Kinderwachstum liegt der Anteil sogar noch höher.

Während die Daten auf einen gewissen Rückgang der Prävalenz übergewichtiger Kinder in den letzten Jahren hindeuten, verdeutlichen langsame Fortschritte bzw. Rückschritte in einigen Gebieten die Notwendigkeit einer Verschärfung der Handlungskonzepte im Land.

Jedes vierte Kind verzehrt weniger als einmal pro Tag Obst und Gemüse

Trotz der erzielten Fortschritte zählt Italien weiterhin zu den Ländern der Europäischen Region mit den höchsten Werten beim Übergewicht unter Kindern im schulpflichtigen Alter.

Die jüngsten Daten verdeutlichen, dass nahezu jedes zweite Kind morgens kein angemessenes Frühstück verzehrt und jedes vierte Kind weniger als einmal pro Tag Obst und Gemüse verzehrt. 38% der Kinder verzehren weniger als einmal pro Woche Hülsenfrüchte und fast die Hälfte der Kinder nascht mehr als dreimal pro Woche Süßigkeiten. Rund jedes vierte Kind trinkt nach wie vor jeden Tag zuckerhaltige Getränke, wobei dieser von den aufgeführten Trends der einzige ist, der rückläufig zu sein scheint.

Die Indikatoren für das Bewegungsverhalten waren in den letzten Jahren meist stabil. Den jüngsten Ergebnissen zufolge hat jedes fünfte Kind sich am Tag vor dem Interview nicht bewegt, mehr als 70% gehen nicht zu Fuß bzw. fahren nicht mit dem Fahrrad in die Schule und nahezu die Hälfte verbringt mehr als zwei Stunden am Tag vor dem Fernseher, einem Tablet-Computer oder einem Mobiltelefon – diese Tendenz ist den Daten zufolge möglicherweise steigend.

„Diese Daten vermitteln uns einen wertvollen Einblick in die vorherrschenden Trends und verdeutlichen die anhaltenden Herausforderungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen“, erklärt Angela Spinelli, Direktorin des Nationalen Zentrums für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung (CNaPPS) am Nationalen Gesundheitsinstitut Italiens. „Die Daten aus dem Jahr 2019 zeigen einige Verbesserungen, etwa einen weiteren Rückgang des Übergewichts bei Kindern in unserem Land, doch sie machen auch deutlich, dass es im Hinblick auf die Förderung einer gesunden Lebensweise unter Kindern und Jugendlichen noch viel zu tun gibt.“

COSI: sorgfältige Überwachung für fundierte Handlungskonzepte

Die Erkenntnisse stützen sich auf eine Stichprobe von mehr als 50 000 Kindern und ebenso vielen Eltern und sind die Ergebnisse der Initiative der Europäischen Region der WHO zur Überwachung von Adipositas im Kindesalter (COSI), die im Jahr 2019 von OKkio alla SALUTE, dem vom CNaPPS koordinierten Surveillance-System, durchgeführt wurde. Das CNaPPS wurde erst kürzlich zum Kooperationszentrum der WHO für Adipositas im Kindesalter ernannt.

Adipositas im Kindesalter stellt weltweit ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Die Europäische Region ist die am stärksten von Morbidität und Mortalität aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten betroffene WHO-Region, und ein zunehmender Anteil an Kindern und jungen Menschen in der Region sind übergewichtig oder adipös. COSI überwacht die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas unter Kindern im schulpflichtigen Alter und liefert alle drei Jahre hochwertige Daten aus den teilnehmenden Ländern. Darüber hinaus überwacht die Initiative die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten von Kindern im schulpflichtigen Alter sowie ihr schulisches und familiäres Umfeld.

Italien war eines der ersten Länder, die sich an COSI beteiligten, und hat seit 2008 bereits an fünf Runden der Datenerhebung teilgenommen. Darüber hinaus verzeichnet das Land die größte Anzahl an teilnehmenden Kindern (mehr als 40 000 bei jeder Erhebung). In der vierten Runde der Datenerhebung im Rahmen von COSI (2015–2017) zählte Italien zusammen mit anderen südeuropäischen Ländern zu jenen Nationen mit dem höchsten Anteil an übergewichtigen Kindern.

„Wir wissen, dass mutige umfassende Konzepte, möglicherweise unter Nutzung von Konzepten für die Preisgestaltung, für Beschränkungen bei der Vermarktung (insbesondere im digitalen Umfeld) sowie für besseres Essen und mehr Bewegung in den Schulen, funktionieren können“, erklärt Dr. João Breda, Leiter des Europäischen Büros der WHO für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten. „Es ist wichtig, dass die von diesen Surveillance-Systemen erhobenen Daten die Grundlage für die Gestaltung besserer Handlungskonzepte zur Förderung einer gesunden Lebensweise zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Menschen bilden.“

Das nationale Surveillance-System zeigt das Ausmaß von Übergewicht und Adipositas und der damit verbundenen Lebensweisen bei Kindern. Dies erleichtert die Evaluation der Wirkung von gesundheitspolitischen und schulischen Konzepten im Verlauf der Jahre. Die konsequente Überwachung und Erhebung von Daten ermöglicht es dem Land, Handlungskonzepte zu evaluieren und auf wirksame Weise anzupassen. Doch Überwachung allein reicht nicht; es bedarf der Umsetzung wirksamer Konzepte, um Veränderungen herbeizuführen.

Die vollständigen Ergebnisse der Datenerhebung im Rahmen von COSI in Italien aus dem Jahr 2019 sind in italienischer Sprache verfügbar. Zudem ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse in englischer Sprache verfügbar.