Die Eingliederung einer patientenorientierten Versorgung von Ohren und Gehör in die Gesundheits- und Sozialsysteme Georgiens stand im Mittelpunkt der Diskussionen der maßgeblichen Akteure während eines Politikdialogs der WHO, der vor Kurzem in Tiflis stattfand. In der Europäischen Region der WHO sind über 190 Mio. Menschen in irgendeiner Form von Hörverlust betroffen, und Ohren- und Hörprobleme zählen zu den verbreitetsten gesundheitlichen Problemen. In Georgien wurden bei der Verbesserung der Zugänglichkeit von Leistungen für Menschen mit solchen Erkrankungen große Fortschritte erzielt, aber es gibt weiterhin Herausforderungen.
Dr. Tamar Gabunia, Erste Stellvertretende Ministerin für Binnenvertriebene aus den besetzten Gebieten, Arbeit, Gesundheit und Soziales in Georgien, eröffnete die zweitägige Veranstaltung, indem sie darauf hinwies, wie wichtig es sei, den Dialog aufzunehmen und Veränderungen herbeizuführen: „Wir alle wissen, dass ein Hörverlust zu Funktionseinschränkungen führen kann, aber wir wissen auch, dass es inzwischen viele Möglichkeiten gibt, einen Hörverlust zu lindern.“
Dr. Silviu Domente, Repräsentant der WHO in Georgien, wies darauf hin, dass derzeit weniger als ein Viertel der Fälle von Ohr- und Hörproblemen erkannt werden und dass Stigmatisierung und Diskriminierung fortbestehen: „Hörprobleme werden oft mit dem Alter in Verbindung gebracht; dabei sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Eine frühzeitige Erkennung und rechtzeitiges Eingreifen in jüngeren Jahren sind entscheidend, um negative Folgen im späteren Leben zu vermeiden.“
Wie die WHO die Ohr- und Hörversorgung in Georgien unterstützt
2017 verabschiedete die Weltgesundheitsversammlung eine Resolution zur Prävention von Taubheit und Hörverlust, in der sie die Länder aufforderte, die Versorgung von Ohren und Gehör in die primäre Gesundheitsversorgung und in die Sozialsysteme zu integrieren. Nach den vorliegenden Erkenntnissen können 60 % der Hörprobleme auf der Ebene der primären Gesundheitsversorgung erkannt und behandelt werden.
Zu den konkreten Maßnahmen gehören die Verbesserung des Zugangs zu hochwertigen Hörhilfen und alternativen Kommunikationsmethoden, die Schulung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens und die Verbesserung der Verfügbarkeit von Förder- und Präventionsprogrammen in Form von Impfungen und Kampagnen zur Verhaltensänderung für sicheres Hören.
In ihrem 2021 erschienenen Weltbericht über das Hören erklärt die WHO, wie verbreitet und bedeutsam Hörverlust ist, und empfiehlt, dass eine Ohr- und Hörversorgung auf allen Versorgungsebenen verfügbar sein sollte. Außerdem werden darin kostenwirksame Interventionen und Vorschläge zur Überwachung von Fortschritten genannt.
Bestimmung von Herausforderungen und Lösungen
In einer Reihe von interessanten Präsentationen und Workshops zeichneten die Teilnehmer des Politikdialogs ein Bild der Ohr- und Hörversorgung in Georgien, verglichen dieses mit den Empfehlungen des Weltberichts über das Hören und ermittelten Prioritäten und Strategien zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Ohr- und Hörproblemen.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Erfahrungsaustausch zwischen den Ländern. Dabei gaben internationale Experten Einblicke in ähnliche Initiativen in anderen Teilen der Europäischen Region. Die Teilnehmer verpflichteten sich außerdem, in den kommenden Monaten eine Strategie und einen Aktionsplan für die Ohr- und Hörversorgung in Georgien auszuarbeiten, um Visionen und Entschlossenheit in konkrete Maßnahmen für Menschen mit Ohren- und Gehörerkrankungen umzusetzen.