Während der Countdown für die Vierte Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene über die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten im September 2025 läuft, zeigen die neuesten Daten der WHO, dass es Dänemark, Estland, Norwegen und Schweden gelungen ist, die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und chronischen Atemwegserkrankungen zu verringern. Doch welche Maßnahmen zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten haben diesen Fortschritt möglich gemacht? Es gibt kein Patentrezept, das für jedes Land geeignet ist, aber es gibt einige gemeinsame politische Maßnahmen, die zum Schutz der Gesundheit der Menschen beitragen können.
Die von der Europäischen Union finanzierten Projekte JA-PreventNCD (Gemeinsame Maßnahme zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten) und JACARDI (Gemeinsame Maßnahme zur Verhütung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes) arbeiten gemeinsam mit WHO/Europa daran, die Merkmale von Ländern zu ermitteln, die wirksam gegen die Bedrohung durch nichtübertragbare Krankheiten vorgehen und ihre Überwachungssysteme stärken. Am 10. September 2024 veranstalteten die Organisationen eine gemeinsame Tagung mit dem Titel „Stärkung der Überwachungssysteme für nichtübertragbare Krankheiten in der EU: ein kooperativer Ansatz“, auf der neue Daten über die Fortschritte der Länder bei der Erreichung regionsweiter und globaler Ziele in der Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten präsentiert wurden.
„Länder, die evidenzbasierte Verfahren anwenden und versuchen, sie an ihre konkreten Bedürfnisse anzupassen, können erhebliche Fortschritte erzielen. Hier kommt es vor allem auf Wissen und Daten an. Wenn die politischen Entscheidungsträger die Entwicklung ihres Landes im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten und auch seine Stärken und Schwachstellen kennen, können sie gezielte Verbesserungsmaßnahmen ergreifen“, sagte Dr. Knut-Inge Klepp, Wissenschaftlicher Koordinator von JA-PreventNCD, einer der Redner auf der Veranstaltung. Ziel der Veranstaltung war es, den Dialog über die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten zu fördern und eine Plattform für Transparenz und Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO zu schaffen.
Investitionen in Daten können dazu beitragen, die größte Gesundheitsbedrohung abzuwenden
Nichtübertragbare Krankheiten stellen in allen Ländern der Europäischen Region die größte Bedrohung für die Gesundheit dar. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen sind zusammen für 90 % aller Todesfälle und 85 % aller Behinderungen verantwortlich. Mit anderen Worten: jährlich sind 8,2 Mio. Todesfälle in unseren Ländern auf nichtübertragbare Krankheiten zurückzuführen. 2,3 Mio. von ihnen sind vorzeitige Todesfälle, d. h. sie treten vor dem Alter von 70 Jahren auf.
Doch es besteht Grund zur Hoffnung. Nach Angaben der WHO können evidenzbasierte politische Maßnahmen wie die von der WHO empfohlenen zeit- und kostenwirksamen „schnellen Erfolgsrezepte“ die durch nichtübertragbare Krankheiten bedingte Mortalität und Morbidität wirksam verhindern.
Zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten muss das Auftreten einer Krankheit vermieden werden, indem die Menschen in die Lage versetzt und dazu befähigt werden, gesündere Entscheidungen zu treffen, und sie vor einschlägigen Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel oder ungesunder Ernährung geschützt werden.
„Die durch nichtübertragbare Krankheiten entstandenen Schäden in der Europäischen Region der WHO sind enorm und machen sich auf allen Ebenen unserer Gesellschaft bemerkbar – vom Anstieg der Adipositas bei Kindern über die Prävalenz von Herzinfarkten und Schlaganfällen bis hin zum Einfluss gesundheitsschädlicher Wirtschaftsbranchen, der politische Handlungskonzepte untergräbt. Zur Erkennung und Bekämpfung dieser Risiken kommt es entscheidend auf belastbare Daten und Überwachungssysteme an. Indem wir die Fortschritte auf Länder- und Regionsebene überwachen, können wir unsere Strategien auf die besonderen Herausforderungen der einzelnen Länder zuschneiden“, erklärt Dr. Gauden Galea, Strategischer Berater des WHO-Regionaldirektors für Europa.
Zu den Ländern der Region, denen es gelungen ist, die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten zu verringern, gehören Dänemark, Estland, Norwegen und Schweden. WHO/Europa führt derzeit eine eingehende Analyse der mit diesen Rückgängen verbundenen Merkmale und Muster durch.
„Für weitere Fortschritte brauchen wir mehr als nur Engagement. Indem wir unser kollektives Fachwissen nutzen, können wir Daten in verwertbare Erkenntnisse umwandeln, Konzepte in die Praxis umsetzen und unsere Vision Wirklichkeit werden lassen. Bei der Förderung der Überwachung nichtübertragbarer Krankheiten geht es auch darum, für Gerechtigkeit und Chancengleichheit im Gesundheitsbereich zu sorgen und jeden Mitgliedstaat und jede Gesellschaft eindringlich aufzufordern, sich für eine Zukunft einzusetzen, in der jeder die Möglichkeit hat, ein möglichst gesundes Leben zu führen“, sagte Dr. Benedetta Armocida, Koordinatorin des Projekts JACARDI.
Alle Länder haben die Chance zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten
Die WHO hat mehrere schnelle Erfolgsrezepte eingeführt, um die Fortschritte der Länder bei der Verwirklichung der auf nichtübertragbare Krankheiten bezogenen Zielvorgaben des Europäischen Arbeitsprogramms der WHO und der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG) zu beschleunigen, insbesondere des Ziels 3.4, das eine Senkung der vorzeitigen Sterblichkeit aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten bis 2030 um ein Drittel gegenüber 2010 vorsieht.
Unter den schnellen Erfolgsrezepten sind zwei Maßnahmen, die in der gesamten Europäischen Region besonders wirksam zur Senkung der Krankheitslast aufgrund nichtübertragbarer Krankheiten beitragen:
- Erhöhung der Besteuerung und der Preise von Tabakwaren, Alkohol und ungesunden Lebensmitteln (mit hohem Anteil an Transfetten, Salz und Zucker); und
- Verbot von Werbung und Sponsortätigkeit (auf allen Plattformen, einschließlich der sozialen Medien) für Tabakwaren, Alkohol und ungesunde Lebensmittel (mit hohem Anteil an Transfetten, Salz und Zucker).
Diese politischen Hebel können den Ländern der Region dabei helfen, nichtübertragbare Krankheiten wirksam zu bekämpfen und Lebensumfelder zu schaffen, in denen ungesunde Entscheidungen nicht die Norm sind und gesunde Entscheidungen leichter fallen, die im Ergebnis mehr Gesundheit für alle Menschen bringen.