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Von WHO/Europa geschaffene Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln startet solidaritätsorientierte Arbeitsgruppe zur grundlegenden Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln

10 November 2023
Pressemitteilung
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Um den Zugang zu wirksamen neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln zu verbessern, hat die von WHO/Europa geschaffene Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln (NMP) eine Sitzung ihrer ersten Arbeitsgruppe abgehalten, die sich mit dem zentralen Thema Solidarität beschäftigte. 

„Solidarität zwischen Ländern und zwischen maßgeblichen Akteuren ist unser Leitprinzip. Heute haben viel zu viele Menschen in unserer Region keinen Zugang zu den benötigten Arzneimitteln, und nur allzu oft liegt das daran, dass die Rufe nach Solidarität nicht laut genug sind. Heute brauchen wir Solidarität dringender denn je“, betonte Dr. Natasha Azzopardi Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. 

Die NMP ist eine neue Initiative von WHO/Europa, die darauf abzielt, spezifische Maßnahmen zu ermitteln, die den Zugang der Patienten zu diesen oft schier unbezahlbaren Behandlungen verbessern können. Zu diesem Zweck hat die Initiative vier Arbeitsgruppen mit folgenden Schwerpunkten eingesetzt: Transparenz, Solidarität, Nachhaltigkeit und neue antimikrobielle Mittel. 

Im Einklang mit dem Europäischen Arbeitsprogramm 2020–2025 strebt die Arbeitsgruppe 2 (WG2) eine Stärkung freiwilliger Partnerschaften an, die besonderen Wert auf Solidarität bei der Sicherstellung des Zugangs zu Arzneimitteln legen. Dies schließt Aktivitäten ein, die auf die Gewinnung von Erkenntnissen, die Festigung der Nachfrage und die Gestaltung von Beschaffungsstrategien abzielen.

Ausweitung auf Länder außerhalb der Europäischen Union

An der Tagung, die unter dem Vorsitz von Jakub Dvořáček, dem Stellvertretenden Gesundheitsminister Tschechiens, und seiner Stellvertreter Yann le Cam, Geschäftsführer von Rare Diseases Europe (EURORDIS), und Neil Mulcock von der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) stattfand, nahm eine heterogene Gruppe von maßgeblichen Akteuren aus zwölf Ländern sowie Vertretern von drei Patientenorganisationen, sechs Partnerorganisationen und fünf Wirtschaftsverbänden teil.

Zwar gibt es in der Europäischen Region der WHO zahlreiche Aktivitäten und Initiativen in Verbindung mit dem Zugang von Patienten zu Arzneimitteln, doch erkannten die Teilnehmer die Notwendigkeit einer stärkeren Schwerpunktlegung auf die Länder außerhalb der Europäischen Union an. Diese Länder stehen oft vor besonderen Herausforderungen beim Zugang zu hochpreisigen Arzneimitteln, und die Berücksichtigung ihrer spezifischen Bedürfnisse ist für einen chancengleichen Zugang unverzichtbar.

„Die derzeitige Marktdynamik entspricht nicht den Bedürfnissen der Patienten, insbesondere der Patienten aus kleineren Ländern. Das wollen wir ändern. Durch die Arbeitsgruppe der Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln erhalten wir eine einzigartige Gelegenheit“, unterstrich Dvořáček.

Stärkung der Zusammenarbeit und Austausch von Sachverstand

Eines der zentralen Themen der Tagung war die Bedeutung der Förderung von Zusammenarbeit und Wissensaustausch zwischen verschiedenen Einrichtungen und Akteuren. Durch die Bündelung von Ressourcen, Fachwissen und Erfahrungen können die Beteiligten die Herausforderungen, die mit dem Zugang zu teuren Arzneimitteln verbunden sind, besser bewältigen. Diese Zusammenarbeit wird auch dazu beitragen, die Prozesse während des gesamten Lebenszyklus von Arzneimitteln anzugleichen, insbesondere nach der bedingten Zulassung. Diese Angleichung kann die für die Bewertung von Gesundheitstechnologien zuständigen Behörden und die Kostenträger beeinflussen und effizientere Entscheidungsprozesse fördern. 
Die Teilnehmer betonten auch den Wert der Durchführung von Demonstrationsprojekten als Mittel zur Beschleunigung des Lernprozesses. Diese Projekte können den Austausch von Wissen erleichtern und den Nutzen der Solidarität in der Praxis belegen.

„Auf dieser ersten Sitzung der Arbeitsgruppe 2 der NMP wurde echte Solidarität demonstriert, indem Mitgliedstaaten aus der gesamten Europäischen Region und verschiedene Interessengruppen einbezogen und neuartige Ansätze zur Gewinnung von Erkenntnissen ausgetauscht wurden. Damit wurde die Grundlage für die Erörterung potenzieller Demonstrationsprojekte geschaffen, die bewährte Verfahren umsetzen und eine bessere Patientenversorgung fördern könnten“, sagte Karen Facey, Gastwissenschaftlerin an der Universität Edinburgh.

Die NMP

Die NMP wurde auf der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa im September 2022 ins Leben gerufen und soll auf den Erfolgen ihrer Vorgängerin, der Oslo-Initiative für Arzneimittel (2020–2022), aufbauen.

Bei der NMP fungiert WHO/Europa weiterhin als neutraler Initiator sowie als Gastgeber und Moderator, indem es eine formelle Kooperationsplattform für maßgebliche Akteure zur Verbesserung des Zugangs zu neuartigen Arzneimitteln schafft. Die Zielsetzung der Plattform lautet, konkrete Maßnahmen (einschließlich Pilotversuche) zur Verbesserung des bezahlbaren und chancengleichen Zugangs der Patienten zu wirksamen neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln in der Europäischen Region zu bestimmen.