Dies ist keine gewöhnliche Fracht, sie enthält lebensrettende medizinische Hilfsgüter für die Ukraine.
Am Samstag, den 5. März, etwas mehr als eine Woche nach der Eskalation der Kampfhandlungen in der Ukraine, überquerten drei große Lastwagen mit 36 Tonnen lebenswichtiger medizinischer Hilfsgüter der WHO die polnische Grenze nach Lwiw (auf Deutsch: Lemberg), wo sie gelagert und dann an Gesundheitseinrichtungen im ganzen Land, einschließlich der Hauptstadt Kiew, verteilt wurden.
Die Lieferketten für Arzneimittel, medizinische Versorgungsgüter und Gemeingüter in der Ukraine wurden stark beeinträchtigt, was einen dringenden Bedarf geschaffen hat. Viele Vertriebshändler sind nicht betriebsfähig und viele staatliche und humanitäre Vorräte sind aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen nicht zugänglich. Lebensrettende unentbehrliche Arzneimittel wie Sauerstoff und Insulin, persönliche Schutzausrüstung, chirurgisches Material, Narkosemittel und sichere Blutprodukte sind Berichten zufolge Mangelware. Die WHO ist mit ihren Partnerorganisationen darum bemüht, einige dieser Engpässe zu beheben.
Hilfsgüter nach Polen schaffen
Die Logistik für diese Lieferung zu koordinieren und sicherzustellen, dass sie ihr Ziel auch erreicht, war keine leichte Aufgabe – insgesamt dauerte es 5–6 Tage von der Abfertigung in Dubai bis zur Ankunft in Lwiw.
Robert Blanchard, Leiter des für Notfallmaßnahmen zuständigen Teams, erklärt: „Hier im globalen Logistikzentrum der WHO in der International Humanitarian City in Dubai werden medizinische Hilfsgüter und Ausrüstung für gesundheitliche Notlagen in aller Welt bereitgestellt, gelagert und rasch abgefertigt. Gegenwärtig arbeiten wir rund um die Uhr, um medizinische Hilfsgüter in die Ukraine zu liefern. Die WHO unterhält ein breites Spektrum an lebensrettenden medizinischen Bedarfsgütern, darunter chirurgisches Material für Traumatologie und Notfallmedizin, was Artikel wie unentbehrliche Arzneimittel, sterile chirurgische Instrumente, Verbände, Paracetamol und Desinfektionsmittel umfasst. Zudem versenden wir unterstützende Ausrüstung wie Generatoren, die entscheidend sind für die Organisation einer wirksamen Reaktion auf Notlagen.“
Die Hilfsgüter trafen am 3. März mit einem Frachtflugzeug in Polen ein, nachdem sie eine Strecke von 6200 km aus dem Logistikzentrum in Dubai zurückgelegt hatten. Die 36 Tonnen medizinischer und traumatologischer Hilfsgüter werden den dringendsten Bedarf von 1000 Menschen decken, die auf eine chirurgische Versorgung angewiesen sind, und der medizinischen Versorgung von 150 000 Menschen dienen.
Sicherstellen, dass die Hilfsgüter Bedürftige erreichen
Ein vorrangiges gesundheitliches Problem ist die Zunahme der konfliktbedingten Traumata und Verletzungen, die aus dem fehlenden Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und lebensrettenden Arzneimitteln und Versorgungsgütern resultieren könnte.
„Wir verfügen über chirurgisches Material, um Wunden zu behandeln, sowie über Arzneimittel für alle übrigen Krankheiten, die infolge des Krieges natürlich nicht einfach verschwinden. In den kommenden Tagen erwarten wir weitere Hilfsgüter“, kommentiert Flavio Salio, Leiter des Netzwerks für medizinische Notfallteams der WHO.
Doch diese Hilfsgüter auch in ukrainische Krankenhäuser zu bringen, bleibt weiterhin ein Problem, wie Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine, hervorhebt: „Diese traumatologischen und medizinischen Hilfsgüter müssen jene erreichen, die sie am dringendsten benötigen. Dafür müssen wir sicherstellen, dass eine sichere Durchfahrt gewährleistet ist, denn die gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen nehmen mit jedem Tag, mit jeder Stunde zu.“
Zusätzliche Lieferungen sind geplant und schon auf dem Weg
Dies war die erste mehrerer Lieferungen, die zur Unterstützung der von dieser humanitären Notlage schwer getroffenen Menschen geplant sind. Eine weitere Lieferung ist in Lwiw zur Verteilung in andere Teile der Ukraine eingetroffen und enthält Produkte der Kühlkette, wie Kühlschränke, damit Impfstoffe und andere Arzneimittel sicher gelagert werden können. Das Logistikteam in Dubai bereitet zudem weitere gesundheitliche Hilfsgüter für einen dritten Charterflug vor, der weitere 40 Tonnen notfallmedizinische und traumatologische Chirurgie-Kits liefern soll, damit Krankenhäuser weiterhin verletzte Patienten behandeln und Operationen durchführen können.
Anhaltende Unterstützung der WHO für die Ukraine und ihre Nachbarländer
Die WHO hat bereits 5,2 Mio. US-$ aus ihrem Notfallfonds für gesundheitliche Notlagen freigegeben, muss aber weitere 45 Mio. US-$ für die Ukraine und 12,5 Mio. US-$ zur Unterstützung der Nachbarländer und der Versorgung der dort eintreffenden Flüchtlinge aufbringen.
Die Sicherung von Gesundheit und Wohlbefinden aller Menschen steht stets im Mittelpunkt des Auftrags und der Verpflichtungen der WHO. Die WHO arbeitet eng mit ihren Büros in der Ukraine und den Nachbarländern zusammen, über staatliche und andere Gesundheitspartner, um rasch auf die durch den Konflikt ausgelöste gesundheitliche Notlage reagieren und die Beeinträchtigung der Versorgung mit wichtigen Gesundheitsleistungen so gering wie möglich halten zu können.