WHO / NOOR / Sanne De Wilde
An der Nationalen COVID-19-Gedenkmauer in London.
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Mit dem Auslaufen der gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite setzt WHO/Europa seinen Übergangsplan für COVID-19 in Kraft

12 June 2023
Pressemitteilung
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Obwohl COVID-19 nicht mehr als gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite eingestuft wird, hat die Pandemie doch noch weltweit erhebliche gesundheitliche Auswirkungen. Im vierten Jahr der Pandemie ist klar geworden, dass das Virus uns wohl noch viele Jahre lang begleiten wird, wenn nicht für immer. Angesichts der gegenwärtigen Situation und mit Blick auf die Zukunft setzt WHO/Europa seinen Übergangsplan für COVID-19 in Kraft. 

„Auch wenn die gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite wohl vorüber ist, die Pandemie ist es sicher nicht“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Und während unsere Region versucht, diese Krise zu überwinden, ist sie schon mit neuen Gesundheitsgefahren konfrontiert, und das zu einer Zeit, in der unsere Gesundheitssysteme vor immer größeren personellen und sonstigen Herausforderungen stehen.“   

Er fügte hinzu: „Mit der seit 2020 aufgebauten Dynamik ist es jetzt an der Zeit, zu investieren und die während der Pandemiebekämpfung erzielten Erfolge zu erhalten und die Lehren aus dieser Pandemie und anderen gesundheitlichen Notlagen in die Tat umzusetzen. So können wir die Widerstandsfähigkeit unserer Gesundheitssysteme gegen künftige Erschütterungen erhöhen.“ 

Der Übergang in die nächste Phase 

Insgesamt haben sich in Europa und Zentralasien seit Januar 2020 mehr als 270 Mio. Menschen mit COVID-19 infiziert, und über 2,2 Mio. Menschen sind an der Krankheit gestorben. Obwohl die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch COVID-19 dank der zunehmenden Immunität der Bevölkerung deutlich zurückgegangen ist, sterben aufgrund der anhaltenden Verbreitung des Virus noch immer jede Woche Tausende von besonders gefährdeten Menschen. Trotz der erreichten Fortschritte bestehen in der Europäischen Region der WHO nach wie vor Ungleichheiten, und es müssen noch große Wissenslücken geschlossen werden. 

Es besteht immer noch das sehr reale Risiko, dass neue Varianten mit höherer Übertragbarkeit bzw. schwereren Symptomen auftauchen, was die Bereitstellung weiterer Ressourcen für die epidemiologische Überwachung noch wichtiger macht.  

In der Zwischenzeit wurden die Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionen gelockert, obwohl die längerfristigen gesundheitlichen Folgen von Infektionen und Reinfektionen auf individueller und Bevölkerungsebene nach wie vor nur unzureichend bekannt sind.   

Schätzungen zufolge erkrankten in den ersten beiden Jahren der Pandemie mindestens 17 Mio. Menschen am Post-COVID-Syndrom (Long COVID), und diese Zahl könnte sich bis 2022 auf über 34 Mio. verdoppelt haben.  

Wenn die Europäische Region nun in diese neue Phase eintritt, werden die Länder auch lernen müssen, mit dem Virus und mit anderen Atemwegserkrankungen zu leben, was bedeutet, dass die Bekämpfung von COVID-19 in umfassendere Präventions- und Kontrollprogramme integriert werden muss.  

In diesem Sinne wird WHO/Europa an seinem Konzept zur Bewältigung von COVID-19 13 strategische Veränderungen in den fünf zentralen Subsystemen der Arbeit von WHO im Bereich Notlagen vornehmen. 

Dazu bietet der neue Übergangsplan von WHO/Europa einen Rahmen, um Innovationen und Lehren aus COVID-19 und anderen Notlagen in jüngster Zeit in die Entwicklung des nächsten, auf fünf Jahre angelegten Aktionsplans zur Verbesserung der Vorsorge sowie der Reaktions- und Widerstandsfähigkeit bei gesundheitlichen Notlagen in der Europäischen Region der WHO (2024–2029) einfließen zu lassen, der bei WHO/Europa auch als „Vorsorge 2.0“ bezeichnet wird.   

„Dies ist ein Schritt hin zu einem neuen Paradigma, das darauf abzielt, die Europäische Region mit den erforderlichen Fähigkeiten und Netzwerken auszustatten, um neue und sich entwickelnde Gesundheitsgefahren rasch zu erkennen, zu überprüfen und zu melden und auf Notlagen, die durch eine Gefahr verursacht werden, wirksam zu reagieren, und zwar unter Anwendung der Grundsätze der Solidarität, Transparenz und Rechenschaftslegung“, sagte Dr. Gerald Rockenschaub, Direktor für gesundheitliche Notlagen bei WHO/Europa.   

In dem Übergangsplan wird erläutert, wie Maßnahmen gegen COVID-19 innerhalb der fünf Kernkomponenten der von der WHO geplanten globalen Architektur für die Bereitschaftsplanung für, Reaktion auf und Widerstandsfähigkeit gegenüber gesundheitlichen Notlagen (HEPR) gesteuert und integriert werden sollen: 
  • kooperative Surveillance, einschließlich Aufbau und Aufrechterhaltung von Laborkapazitäten und Nutzung digitaler Tools zur Erfassung und Analyse von Daten über COVID-19;
  • Schutz der Bevölkerung während des gesamten Zyklus von Notlagen, um sie während deren Dauer zu mündigen Entscheidungen in Bezug auf Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit zu befähigen;
  • klinische Versorgung, von der Ausbildung des an vorderster Linie eingesetzten Gesundheitspersonals und der Stärkung der Grundlagen für eine sichere, skalierbare und qualitativ hochwertige Versorgung bis hin zur Sicherstellung dauerhafter Investitionen in Gesundheitswesen und Notfallversorgungssysteme;
  • Gegenmaßnahmen, wie z. B. Lernen aus den Impfkampagnen gegen COVID-19 und Aufrechterhaltung dieser Kampagnen als Teil umfassenderer Anstrengungen im Impfwesen; und
  • Koordinierung, von gefahrenspezifischen Reaktionsplänen gegen COVID-19- und Influenzapandemien bis zur integrierten Pandemieplanung für Atemwegsviren. 
Um dies zu erreichen, müssen die Mitgliedstaaten strategisch und nachhaltig in die Pandemievorsorge investieren und gleichzeitig durch eine zweigleisige Bereitschaft, die auf neue Gesundheitsgefahren reagieren kann, wachsam bleiben und die Aufrechterhaltung und Krisenfestigkeit unentbehrlicher Gesundheitsleistungen sicherstellen.   

„Das Ende der globalen Notlage aufgrund von COVID-19 bedeutet nicht, dass wir zusammenpacken und weiterziehen können“, warnte Dr. Catherine Smallwood, Leitende Notlagenbeauftragte bei WHO/Europa. „Vielmehr ist es ein Appell, diese Zeit sinnvoll zu nutzen und die Fortschritte und Lehren der letzten drei Jahre nicht zu vergeuden, sondern sie zu erhalten und aus ihnen zu lernen, um eine besser vorbereitete und zukunftsfähigere Europäische Region zu schaffen.“