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Eine akteursübergreifende Plattform für die Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln in der Europäischen Region

12 September 2022
Pressemitteilung
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Heute unterzeichneten im Rahmen der 72. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa 53 Länder eine Erklärung, in der sie sich verpflichteten, über eine akteursübergreifende Plattform Lösungen zur Verbesserung des Zugangs zu wirksamen neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln in der Europäischen Region zu identifizieren.

„Diese Erklärung ist das Ergebnis von zwei Jahren zielgerichteter, inklusiver und partizipatorischer Arbeit. Wir haben mit allen maßgeblichen Akteuren und Partnern, darunter die Europäische Kommission, die OECD [Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung], unabhängige Experten, Analysten, die Privatwirtschaft und die Zivilgesellschaft, zweckdienliche Konsultationen durchgeführt“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa bei der Unterzeichnung.

Die Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO haben Bedenken geäußert angesichts der rapide steigenden Kosten und haushaltlichen Auswirkungen von neuartigen Arzneimitteln, die den Zugang von Patienten beschränken. Der Markt für diese spezifischen Arzneimittel dürfte sich in den nächsten zehn Jahren erheblich erweitern und so neue Möglichkeiten für Patienten eröffnen, aber auch die Gesundheitssysteme vor Herausforderungen stellen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um einen chancengerechten Zugang für alle Patienten sicherzustellen, die auf diese Arzneimittel angewiesen sind, jetzt wie auch in Zukunft, und gleichzeitig die Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme zu gewährleisten.

Wie die in Reaktion auf die COVID-19-Pandemie entwickelten Kooperationen gezeigt haben, liegt der Schlüssel zum Fortschritt in dem gemeinsamen Bemühen, mögliche Lösungen für eine verstärkte Solidarität und Chancengleichheit zu identifizieren und zu vereinbaren. Seit ihrer Gründung war die Oslo-Initiative für Arzneimittel (OMI) darum bemüht, Hauptakteure zusammenzubringen, um gemeinsam Lösungen zur Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln in der Europäischen Region zu finden. Die OMI erkennt an, dass die Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln Solidarität, Transparenz und Nachhaltigkeit erfordert; Solidarität: denn zusammen ist man stark – Transparenz: um Vertrauen zu schaffen – und Nachhaltigkeit: denn wir brauchen ethische und nachhaltige Gesundheitssysteme.

In der OMI kam zum Ausdruck, dass es dringend erforderlich ist, die Aufgaben sowie die sozialen und ethischen Zuständigkeiten des öffentlichen und des privaten Sektors in Bezug auf Forschung und Entwicklung sowie den bezahlbaren Zugang zu wirksamen neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln deutlicher zu definieren. Die OMI schlägt vor, dies durch Dialoge zu erreichen, im Rahmen einer gemeinsamen Verantwortung und einer gemeinsamen Verpflichtung zur Verwirklichung eines „sozialen Kontraktes“.

Eine neutrale Plattform

Aufbauend auf der Arbeit der OMI wird diese neutrale Plattform für Akteure Länder und nichtstaatliche Akteure in die Lage versetzen, gemeinsam mögliche Lösungen für einen chancengerechten Zugang zu Arzneimitteln zu identifizieren und zu vereinbaren.

Die von WHO/Europa betriebene und ermöglichte Plattform soll direkte und offene Gespräche zwischen nichtstaatlichen Akteuren und Ländern fördern und ermöglichen, um die Durchführbarkeit einer Zusammenarbeit in unterschiedlichen Bereichen zu prüfen und konkrete Maßnahmen zu erörtern, die zu einer neuen Art der Zusammenarbeit beitragen könnten.

„Die WHO ist in einer einzigartigen Position. WHO/Europa kann wahrhaft die Rolle eines ehrlichen Vermittlers übernehmen. Wir sind in der Lage, unterschiedliche Ansichten und Parteien um einen gemeinsamen Tisch zu versammeln, zusammenzuarbeiten und gemeinsame Lösungen zu finden“, fügte Dr. Kluge hinzu. „Der Schlüssel zu gemeinsamen Lösungen ist ein Dialog. Und dieser Dialog muss in einem sicheren Raum stattfinden.

Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis, und die Länder werden Gelegenheit erhalten, sich an der Gestaltung des Mandats dieser Plattform zu beteiligen, auch im Hinblick auf Zeitrahmen, Mitgliedschaft, organisatorischen Ansatz und erwartete Ergebnisse.