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Europäische Region meldet höchste Zahl von Masernfällen seit mehr als 25 Jahren – UNICEF, WHO/Europa

13 March 2025
Medienmitteilung
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Europäische Region verzeichnet 127 350 Masernfälle für das Jahr 2024 – doppelt so viele wie für 2023 und die höchste Zahl seit 1997

Genf/Kopenhagen, 13. März 2025

Nach einer Analyse der WHO und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) wurden für das Jahr 2024 in der Europäischen Region 127 350 Masernfälle gemeldet; das ist doppelt so viel wie im Jahr 2023 und die höchste Zahl seit 1997.

Mehr als 40 % der gemeldeten Fälle in der Europäischen Region, die 53 Länder in Europa und Zentralasien umfasst, betrafen Kinder unter fünf Jahren. In mehr als der Hälfte der gemeldeten Fälle war ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Auf der Grundlage der bis 6. März 2025 eingegangenen vorläufigen Daten wurden insgesamt 38 Todesfälle gemeldet.

Die Zahl der Masernfälle in der Europäischen Region ist seit 1997, als rund 216 000 Fälle gemeldet wurden, generell rückläufig und erreichte 2016 mit 4440 Fällen einen Tiefststand. Doch in den Jahren 2018 und 2019 kam es mit 89 000 bzw. 106 000 gemeldeten Fällen zu einem Wiederanstieg. Nachdem die Durchimpfung während der COVID-19-Pandemie zurückgegangen war, stiegen die Fallzahlen in den Jahren 2023 und 2024 wieder deutlich an. In vielen Ländern sind die Impfquoten noch nicht wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgekehrt, was die Gefahr von Ausbrüchen erhöht.

„Die Masern sind zurück, und das ist ein Weckruf. Ohne hohe Impfquoten gibt es keine Gesundheitssicherheit. Nun, da wir an unserer neuen Gesundheitsstrategie für Europa und Zentralasien arbeiten, können wir es uns nicht leisten, an Boden zu verlieren. Jedes Land muss seine Anstrengungen verstärken, um die unzureichend geimpften Bevölkerungsgruppen zu erreichen“, warnte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Das Masernvirus ruht nie – und wir dürfen das auch nicht.“

2024 entfiel ein Drittel aller Masernfälle weltweit auf die Europäische Region. Allein 2023 verpassten in der Europäischen Region 500 000 Kinder die erste Dosis Masernimpfstoff (MCV1), der im Rahmen von Routineimpfungen verabreicht werden müsste.

„Die Zahl der Masernfälle in Europa und Zentralasien ist in den letzten zwei Jahren sprunghaft angestiegen – das ist ein Hinweis auf Impflücken“, erklärte Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien. „Um Kinder vor dieser verheerenden und oft tödlichen Krankheit zu schützen, brauchen wir dringend staatliche Maßnahmen, und namentlich dauerhafte Investitionen in das Gesundheitspersonal.“

Die Masern gehören zu den für den Menschen ansteckendsten Viren. Neben Krankenhausaufenthalten und Todesfällen aufgrund von Komplikationen wie Lungenentzündung, Enzephalitis, Durchfall und Dehydrierung können die Masern auch verheerende langfristige gesundheitliche Komplikationen wie Erblindung verursachen. Sie können auch das Immunsystem schädigen, indem sie sein Gedächtnis für die Bekämpfung von Infektionen „auslöschen“, sodass die Überlebenden anfällig für andere Krankheiten werden. Die Impfung ist der beste Schutz gegen das Virus.

In Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Rumänien wurden 2023 weniger als 80 % der impfberechtigten Kinder mit MCV1 geimpft; dies liegt weit unter der zur Aufrechterhaltung der Herdenimmunität erforderlichen Durchimpfung von 95 %. Sowohl in Bosnien und Herzegowina als auch in Montenegro liegt die Durchimpfung für MCV1 seit fünf oder mehr Jahren unter 70 % bzw. 50 %.

Rumänien meldete für das Jahr 2024 mit 30 692 Fällen die höchsten Fallzahlen in der Europäischen Region, gefolgt von Kasachstan mit 28 147 Fällen.

Die Masern stellen nach wie vor eine erhebliche globale Bedrohung dar. Für das Jahr 2024 wurden weltweit 359 521 Masernfälle gemeldet. Das Virus wird regelmäßig in Länder und auf Kontinente eingeschleppt, und Ausbrüche dieser hoch ansteckenden Krankheit treten überall dort auf, wo das Virus auf Häufungen ungeimpfter oder unzureichend geimpfter Menschen trifft.

Das UNICEF und die WHO arbeiten zusammen mit Regierungen und mit Unterstützung von Partnern wie der Europäischen Union und Gavi, die Impfallianz, darauf hin, Masernausbrüche zu verhindern bzw. zu bekämpfen, indem sie die Bevölkerung einbeziehen, Gesundheitspersonal schulen, Impfprogramme und Krankheitsüberwachungssysteme stärken und Nachholkampagnen zur Masernimpfung starten.

UNICEF und WHO fordern die Regierungen von Ländern mit aktiven Ausbrüchen auf, die Ermittlung von Fällen und Kontaktpersonen dringend zu intensivieren und Notimpfkampagnen durchzuführen. Die Länder müssen unbedingt die Ursachen von Krankheitsausbrüchen analysieren, Schwachstellen in ihren Gesundheitssystemen beseitigen und epidemiologische Daten strategisch nutzen, um Impflücken zu ermitteln und zu schließen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen muss das Bestreben stehen, zögernde Eltern und marginalisierte Bevölkerungsgruppen zu erreichen und gegen Ungleichheiten beim Zugang zu Impfungen vorzugehen.

Länder, in denen es derzeit keine Masernausbrüche gibt, sollten sich vorbereiten, u. a. durch Ermittlung und Behebung von Impflücken, Aufbau und Aufrechterhaltung des öffentlichen Vertrauens in Impfstoffe und die Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme.