Nino Jajanidze
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Anas Geschichte: sich einsetzen für die Verbesserung der Krebsversorgung in Georgien

13 April 2023
Pressemitteilung
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„Ich bin eine Art Sozialarbeiterin und versuche, meine Erfahrungen zu nutzen, um andere Krebspatienten in dem Glauben zu bestärken, dass sie überleben werden. Sie müssen sich bewusst werden, dass eine Krebsdiagnose nicht das Ende ist.“ 

Ana Mazanishvili ist eine leidenschaftliche Fürsprecherin für größeres Bewusstsein. Sie leitet das Pink Space-Zentrum in Tiflis (Georgien), eine Wohltätigkeitsorganisation, die kostenlose Beratung und Unterstützung für Brustkrebspatienten anbietet. Vor Kurzem hat sie zum Start einer neuen WHO-Initiative beigetragen, die den Ländern Orientierung geben soll, wie sich die Brustkrebs-Sterblichkeit senken lässt, indem man die frühzeitige Erkennung von Brustkrebs und den Zugang zu einer hochwertigen und wirksamen Brustkrebsversorgung verbessert. 

Ana erläutert, dass die Behandlungsmöglichkeiten in Georgien zum Zeitpunkt ihrer Brustkrebsdiagnose im Jahr 2012 kostspielig waren und Krebspatienten keinerlei psychosoziale Unterstützung erhielten. Während sie in einer Klinik auf ihre Behandlung wartete, traf sie eines Tages eine andere Frau, die in Tränen ausbrach, nachdem sie gerade ihre Krebsdiagnose erhalten hatte. Sie realisierte, dass sie in der Lage war zu helfen. 

„Ich war inspiriert davon, mit Menschen zu arbeiten und ihnen zu zeigen, wie ein Leben mit Krebs aussehen kann. Ich wurde zu einer Aktivistin und begann, mich für die Verbesserung der Lebensqualität von Krebspatienten und ihrer Familienmitglieder einzusetzen. Die Menschen brauchen jemanden, mit dem sie sprechen können, und Ärzte haben dafür nicht immer genügend Zeit.“ 

Bereitstellung von Rehabilitationsangeboten 

Ana begann, als Freiwillige im S. Khechinashvili-Universitätskrankenhaus in Tiflis zu arbeiten, während sie sich selbst noch in Behandlung befand. Dort sprach sie mit Patienten und bot eine Schulter zum Anlehnen, während die Patienten eine Menge neuer Informationen verarbeiteten. Ihre Arbeit blieb nicht unbemerkt, und so wurde sie im Jahr 2018 zu einer Spezialistin für die psychosoziale Rehabilitation in der Todua-Klinik ernannt. 

Anas Engagement für die Verbesserung der Unterstützung für Frauen, die mit Krebs diagnostiziert werden, ist kein geregelter Job von 9 bis 17 Uhr. Sie ist eine aktive Fürsprecherin und Präsidentin eines Patientenverbandes, der sich für ein größeres Bewusstsein für Krebs und einen besseren Zugang zur Versorgung einsetzt. Ana eröffnete das Pink Space-Zentrum, das von Patienten für Patienten geführt wird, um die Lebensqualität und psychische Gesundheit von Krebspatienten zu verbessern. 

„In der Klinik arbeiten wir mit Psychologen zusammen, und wir bieten Kunsttherapie und besondere Aktivitäten für Krebspatienten. Wir haben uns dem Tanz des Lebens im Rahmen des Pinken Oktobers [dem Brustkrebs-Monat] angeschlossen und erzählen im Fernsehen die Geschichten unserer Überlebenden in einer Serie mit dem Titel ,Ich habe den Krebs besiegt‘. Neben der Bewusstseinsförderung bieten wir zudem Informationen zu Behandlungen und Nebenwirkungen. Soweit ich weiß, ist dies die einzige Organisation ihrer Art in der Kaukasus-Region.“

Unmittelbar aufeinanderfolgende Projekte

Ana ist zu einer Expertin für die Förderung von Patientenrechten geworden und erregt genug Aufsehen, um etwas zu bewirken. Zudem nutzt sie die Medien, um Regierungsbeamten Informationen über die Bedürfnisse von Patienten zu vermitteln. Ihre Tochter Mariam beschreibt sie als leidenschaftlich und ehrgeizig und sagt, sie habe Erfolg, weil sie sich mit Experten für die Krebsversorgung umgeben und eine starke Gefolgschaft im Land aufgebaut habe. 

„Wenn sie Erfolg hat oder ein Ziel erreicht, dann spornt sie das nur weiter an und nimmt dies nicht zum Anlass aufzuhören. Sie hat Pläne und immer wieder neue unmittelbar aufeinanderfolgende Projekte, und darum ist sie ein so großartiges Vorbild“, erläutert sie. Doch Mariam räumt auch ein, dass Ana alles in ihre so dringend benötigte Arbeit stecke, um eine Lücke in der Krebsversorgung zu füllen, sodass ihr nur wenig Zeit zum Entspannen bleibe. So stehe zum Beispiel ihr Telefon auf Spaziergängen oder während Familienausflügen niemals still. 

„Ich möchte immer erreichbar sein, denn Patienten müssen wissen, dass es jemanden gibt, mit dem sie sprechen können, insbesondere, wenn sie gerade erst ihre Diagnose erhalten haben. Oft müssen wir sie beruhigen und sie anleiten. Es ist emotional sehr anstrengend, aber auch sehr bereichernd, ihnen helfen zu können.“ 

Erfolge und Ziele 

Ana lacht, wenn man ihr sagt, dass sie vielbeschäftigt sei, doch sie räumt auch ein, dass sich ihr Leben in den letzten zehn Jahren sehr verändert habe. Vor ihrer Diagnose war sie Hausfrau und Mutter zweier kleiner Kinder. Heute, sagt sie, verbringe sie aufgrund ihrer Kampagnen- und Lobbyarbeit oft viel Zeit fern von ihrer Familie, doch sie betont, wie wichtig es sei, auf andere zuzugehen, um ihnen zu helfen, und Verbindungen zu anderen Organisationen und zu Politikern aufzunehmen. 

„Wir hatten viele erfolgreiche Kampagnen, und die Regierung Georgiens finanziert nun Chemotherapien, Strahlentherapien und Hormontherapien vollständig für sämtliche Krebspatienten im Land. Patienten mit metastasiertem Brustkrebs jedoch sind auf Immuntherapie angewiesen, die sehr teuer ist, und diese Kosten werden vom Staat nicht übernommen. Vor Kurzem haben wir dazu eine Petition gestartet und 6000 Unterschriften gesammelt, und wir haben auch an die Regierung geschrieben.“ 

Ana sagt, sie werde sich immer für Patientenrechte einsetzen. Ein typischer Tag bedeutet für sie, dass sie ihre Arbeit zur Unterstützung von Patienten in der Klinik um 17 Uhr beendet und dann direkt zum Pink Space fährt, wo sie normalerweise bis abends spät arbeitet, um sicherzustellen, dass keine Frau sich überfordert oder allein fühlt. 

„Es gibt nach wie vor viele Lücken in unserem Gesundheitssystem was die Finanzierung von Diagnostika, den Zugang zu kostspieligeren Behandlungen und die Einrichtung von Rehabilitationsangeboten in Krankenhäusern angeht“, erläutert sie. „Es wäre toll, wenn es andere Zentren wie den Pink Space im ganzen Land gäbe, die Überlebenden von Krebserkrankungen dabei helfen, ihr Leben neu auszurichten. Zudem brauchen wir eine vollständige Übernahme sämtlicher Krebsbehandlungen durch den Staat. Ich habe meinen Patienten versprochen, dass wir das schaffen werden.“