Kopenhagen, 14. Februar 2025
Deutlich sichtbar angebrachte gesundheitsbezogene Warnhinweise auf alkoholischen Getränken sind unerlässlich, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Alkoholkonsum zu Krebs führen kann. Diese einfache und kostengünstige Maßnahme kann Verbraucher in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen, die dazu beitragen können, alkoholbedingte Schäden zu verringern. Ein neuer Bericht von WHO/Europa mit dem Titel „Gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten: eine gesundheitspolitische Perspektive für Europa“ unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer verbindlichen, standardisierten Kennzeichnung von alkoholischen Getränken.
Alkohol verursacht jährlich etwa 800 000 Todesfälle in der Europäischen Region der WHO, in der mehr Alkohol getrunken wird als in allen anderen Regionen der WHO. Viele Länder der Region haben bislang noch keine nennenswerten Fortschritte bei der Umsetzung von Handlungskonzepten zur Minderung alkoholbedingter Schäden gemacht. Obwohl Krebs die Hauptursache für alkoholbedingte Todesfälle in der Europäischen Union (EU) ist, ist das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Zusammenhang zwischen Alkohol und Krebs nach wie vor erschreckend gering.
Unser Recht auf Wissen: die Informationslücke schließen
Eine in dem Bericht vorgestellte Studie von WHO/Europa, die in 14 Ländern der Europäischen Region durchgeführt wurde, ergab eine eklatante Kluft im Bewusstsein der Bevölkerung: Nur 15 % der Befragten wussten, dass Alkohol Brustkrebs verursacht, und nur 39 % waren sich des Zusammenhangs mit Darmkrebs bewusst. Diese Krebsarten machen bei Frauen (Brustkrebs) und Männern (Darmkrebs) den größten Anteil an alkoholbedingten Krebserkrankungen in der EU aus.
„Klare und deutlich sichtbar angebrachte gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten, die auch eine konkrete Krebswarnung enthalten, sind ein Eckpfeiler des Rechts auf Gesundheit, da sie den Menschen wichtige Informationen an die Hand geben, um fundierte Entscheidungen über die Schäden zu treffen, die alkoholische Produkte verursachen können. Die Bereitstellung dieser Informationen nimmt den Verbrauchern nichts weg, im Gegenteil, sie stattet sie mit Wissen aus, und Wissen ist Macht“, sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
Gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten werden derzeit nur in 3 von 27 EU-Ländern und nur in 13 der 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO verwendet, so dass sich Verbraucher nicht bewusst sind, welchen Risiken sie ausgesetzt sind.
Zentrale Erkenntnisse und politische Empfehlungen
- Kennzeichnungspflicht. Die Wirkung von gesundheitsbezogenen Warnhinweisen hängt von ihrer Gestaltung, ihrem Inhalt und ihrer Platzierung auf den Etiketten ab. Die Länder sollten gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten vorschreiben, anstatt sich auf die Selbstregulierung der Alkoholproduzenten zu verlassen, da diese sich möglicherweise für eine unauffällige Platzierung und zweideutige Botschaften entscheiden.
- Deutlich sichtbar angebrachte gesundheitsbezogene Warnhinweise. Alkoholische Produkte sollten mit klaren und deutlich sichtbaren gesundheitsbezogenen Warnhinweisen versehen werden. Diese können in reinem Textformat oder in Kombination mit Piktogrammen gestaltet werden, um die Reichweite zu maximieren und Verbrauchern klare, genaue Informationen an die Hand zu geben und sie so in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen zu können.
- Warnung vor Krebsrisiken. Untersuchungen mit fast 20 000 Teilnehmern aus 14 Ländern der Europäischen Region haben ergeben, dass Krebswarnungen auf Alkoholetiketten das Bewusstsein für die mit Alkoholkonsum verbundenen Krebsrisiken deutlich erhöhen. Etiketten mit Krebswarnungen regen im Vergleich zu anderen Arten von gesundheitsbezogenen Botschaften eher dazu an, über die Risiken von Alkohol zu sprechen und vom Konsum abzuschrecken.
- Jenseits von QR-Codes. Die Alkoholindustrie unterstützt im Allgemeinen die Einführung von QR-Codes auf Produkten, die es den Verbrauchern ermöglichen, auf Wunsch weitere Gesundheitsinformationen abzurufen. Eine Pilotstudie zeigte jedoch, dass nur 0,26 % der Käufer QR-Codes für Gesundheitsinformationen scannten, was die Bedeutung von sichtbaren Etiketten auf der Verpackung unterstreicht.
Über das Bewusstsein hinaus: Gestaltung von Normen, Handlungskonzepten und Kultur
„Gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten sind ein wichtiger Bestandteil der Alkoholpolitik und erfüllen mehrere Funktionen“, erklärt Dr. Gauden Galea, Strategischer Berater des Regionaldirektors, Sonderinitiative für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation bei WHO/Europa. „Sie versetzen Verbraucher in die Lage, fundierte Entscheidungen zu treffen, schärfen das Bewusstsein für alkoholbedingte Gesundheitsrisiken, können die öffentliche Unterstützung für alkoholpolitische Maßnahmen erhöhen und die Attraktivität von Alkoholprodukten insgesamt verringern, was letztlich die gesellschaftlichen Normen rund um den Alkoholkonsum beeinflusst. Insbesondere für jüngere Generationen könnten obligatorische gesundheitsbezogene Warnhinweise auf Alkoholprodukten dazu beitragen, ein gesünderes Verhalten und eine gesündere Einstellung zum Alkohol zu entwickeln.“
Die in dem Bericht enthaltenen Daten zeigen außerdem, dass mehr als drei Viertel der Befragten die Aufnahme deutlicher Warnhinweise zu alkoholbedingten Schäden auf Produktetiketten in der EU befürworten.
Gesundheitsbezogene Warnhinweise: eine bekannte und befürwortete strategische Maßnahme
Europas Plan gegen den Krebs enthält die Zielvorgabe der relativen Senkung des Alkoholkonsums um mindestens 10 % bis 2025, und eine der zentralen Maßnahmen des Plans ist die Ausarbeitung von Vorschlägen zur Anbringung von ernährungs- und gesundheitsbezogenen Informationen auf alkoholischen Getränken.
Auch der Globale Alkohol-Aktionsplan (2022–2030) und der Handlungsrahmen für die Alkoholpolitik in der Europäischen Region (2022–2025), die jeweils von allen Mitgliedstaaten der WHO gebilligt und angenommen wurden, enthalten Vorschläge zu vorrangigen Maßnahmen zur Bekämpfung alkoholbedingter Schäden, einschließlich der Ausarbeitung und Umsetzung von Kennzeichnungspflichten für alkoholische Getränke.
Auf der Grundlage vorhandener Erkenntnisse hat Irland ein neues Gesetz erlassen, das ab 2026 Etiketten mit Krebswarnungen auf alkoholhaltigen Produkten vorschreibt. Damit ist Irland das erste Land in der EU und das zweite Land weltweit (nach Südkorea), das Krebswarnungen auf Alkoholprodukten einführt.