Die WHO und das Gesundheitsministerium der Ukraine haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, um die psychische Gesundheitsversorgung im Land zu stärken. Ziel der Vereinbarung ist es, Angebote der psychischen Gesundheitsversorgung sowie psychologische Unterstützungsangebote im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung leichter zugänglich zu machen.
„Die Unterzeichnung dieser Vereinbarung am heutigen Tag markiert einen historischen Moment, denn wir haben uns gemeinsam dazu verpflichtet, die psychische Gesundheitsversorgung in der Ukraine im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung zu stärken“, erklärte Dr. Jarno Habicht, Repräsentant der WHO in der Ukraine, der die Vereinbarung gemeinsam mit dem Gesundheitsminister der Ukraine, Viktor Liashko, unterzeichnete.
„Das Aktionsprogramm der WHO zur Schließung von Lücken in der psychischen Gesundheitsversorgung arbeitet bereits seit 2019 in der Ukraine, doch seit der Invasion der Ukraine durch die Russische Föderation am 24. Februar ist der diesbezügliche Bedarf dramatisch gestiegen, daher müssen wir rasch entsprechende Schulungen und Leistungen ausweiten. Ich danke dem Gesundheitsministerium und dem Büro der Gattin des Präsidenten dafür, dass sie der psychischen Gesundheit höchste Priorität einräumen, denn mittlerweile sind über 10 Millionen Menschen im Land auf psychologische Hilfe angewiesen. Darüber hinaus danke ich allen Partnern, denn gemeinsam können wir mehr erreichen“, fügte Dr. Habicht hinzu.
Das Aktionsprogramm zur Schließung von Lücken in der psychischen Gesundheitsversorgung (mhGAP) ist ein weltweites Programm der WHO, das im Jahr 2008 ins Leben gerufen wurde, um den Zugang zu Angeboten der psychischen Gesundheitsversorgung durch die Einbeziehung von nicht spezialisierten Gesundheitsfachkräften, wie Familienärzten und Pflegepersonal, in die Leistungserbringung zu verbessern. Mittlerweile wird das Programm in über 100 Ländern weltweit umgesetzt und die Programmmaterialien wurden in über 20 Sprachen übersetzt, darunter auch Ukrainisch.
Über das Programm wird nicht spezialisiertes Gesundheitspersonal darin geschult, wie man Menschen mit häufigen psychischen Gesundheitsproblemen, wie Depressionen, Angstzuständen, posttraumatischer Belastungsstörung und suizidalem Verhalten, helfen kann. Seit Juli 2022 haben 655 Gesundheitsfachkräfte die Schulung in der Ukraine abgeschlossen, darunter Familienärzte, Kinderärzte, Therapeuten, Rettungssanitäter und Pflegekräfte.
„In der letzten Woche ergänzte die Regierung ihr Programm zur Gewährleistung einer medizinischen Versorgung um ein neues Paket mit dem Titel ,Unterstützung für Erwachsene und Kinder mit psychischen Gesundheitsproblemen und deren Behandlung im Rahmen der primären Gesundheitsversorgung‘. Mithilfe dieses Pakets soll die Pauschalvergütung für Familienärzte mit angemessener Ausbildung erhöht werden, um diese in die Lage zu versetzen, Frühdiagnosen zu stellen und eine grundlegende psychologische Versorgung für alle Menschen anzubieten, bei denen ein entsprechender Bedarf besteht“, erklärte Gesundheitsminister Liashko.
„Ziel der Initiative der Präsidentengattin, Olena Zelenska, zur Schaffung des Nationalen Programms für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung ist es, zu gewährleisten, dass Angebote der psychischen Gesundheitsversorgung von hoher Qualität und für jedermann zugänglich sind. Die Unterzeichnung der Vereinbarung und die dadurch gestarteten Prozesse sind in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung: Erstens wird so den Menschen die Möglichkeit geboten, an ihrem Wohnort auf leicht zugängliche Weise und in einem leicht nachvollziehbaren Umfeld Hilfe zu erhalten. Zweitens tragen sie dazu bei, den Ansatz mit Blick auf das Gesundheitspersonal grundlegend umzugestalten und so einen ganzheitlichen Ansatz für die physische und psychische Gesundheit voranzutreiben“, erläuterte Anna Luschai, Leiterin des Teams für Zugänglichkeit und psychische Gesundheit im Büro der Gattin des Präsidenten der Ukraine.
Neben Präsenzschulungen haben die Partner einen online durchgeführten Selbstlernkurs über den Umgang mit psychischen Gesundheitsproblemen in Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung in der Ukraine entwickelt. Dieser Kurs stützt sich auf Schulungsmaterialien des mhGAP. Die ersten Module sollen im November veröffentlicht werden.
Zu den Partnern, die ihr Bekenntnis zu einer Kooperation für die Umsetzung des Schulungsprogramms im Rahmen des mhGAP in der Ukraine bestätigt haben, zählen: das Gesundheitsministerium, das Büro der Gattin des Präsidenten der Ukraine, die WHO, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), das International Medical Corps, Medicos del Mundo, das Projekt „Mental Health for Ukraine“, das HOPE-Projekt, das Projekt „Entwicklung eines nachhaltigen öffentlichen Gesundheitssystems in der Ukraine“, die Akademie für Familienmedizin der Ukraine, die nichtstaatliche Organisation „Proliska“ und die ukrainische Stiftung für öffentliche Gesundheit.