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Europäische Region wendet weitere Rückschritte bei Routineimpfungen ab, verfehlt aber vollständige Rückkehr zum vorherigen Zustand

15 July 2022
Pressemitteilung
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Weltweit ist der Anteil der Kinder, die drei Dosen des Impfstoffs gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP3) – eine Kennzahl für die Durchimpfung innerhalb von und zwischen Ländern – erhalten haben, zwischen 2019 und 2021 um 5 Prozentpunkte auf 81% gesunken. Dies geht aus offiziellen Daten hervor, die heute von der WHO und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) veröffentlicht wurden. 

Der in den Jahren 2020 und 2021 für die Europäische Region der WHO ermittelte Durchschnittswert für die Durchimpfung mit DTP3 betrug 94%, ein Rückgang um einen Prozentpunkt gegenüber 2019. Auch wenn die Europäische Region insgesamt 2021 einen weiteren Rückgang verhindern konnte, so sind doch die Diskrepanzen zwischen den Ländern hinsichtlich der Impfbilanz offensichtlich. 

So konnten 2021 elf der 53 Länder der Europäischen Region einen größeren Anteil der infrage kommenden Kinder mit DTP3 impfen, teilweise sogar im Vergleich zu 2019; doch gleichzeitig verzeichneten 16 Länder einen Rückgang der Durchimpfung. 
Die Mehrzahl der Länder, die 2021 einen Rückgang der Durchimpfung mit DTP3 bzw. der ersten Dosis Masernimpfstoff um über 5 Prozentpunkte gegenüber 2019 verzeichneten, sind Länder mit mittlerem Volkseinkommen (MIC). Da 2021 50% der 20 MIC in der Europäischen Region, jedoch weniger als 10% der Länder mit hohem Einkommen Impfraten unter 90% meldeten, ist die Impfgerechtigkeitslücke zwischen den Ländern und ihren Bürgern gewachsen.  
 
„Die COVID-19-Pandemie hat die Widerstandsfähigkeit der Impfprogramme und Gesundheitssysteme in jedem Land auf eine harte Probe gestellt. Es wurden außerordentliche Anstrengungen unternommen, allen Kindern die Routineimpfungen zu verabreichen und gleichzeitig über 1,5 Milliarden Impfdosen gegen COVID-19 zu verimpfen, dazu noch die zusätzlichen Impfkampagnen, etwa gegen Polio“, erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. 

„Um künftige Ausbrüche zu verhindern, müssen wir den Willen aufrechterhalten – nicht nur, um verlorenen Boden wieder gutzumachen, sondern auch, um weitere Fortschritte beim Schutz aller Menschen in unserer Region vor impfpräventablen Krankheiten zu erreichen.“ 

Verschärfte Herausforderungen


Die Impfbilanz der Europäischen Region für das Jahr 2021 zeugt von intensiven Anstrengungen aller Länder zur Aufrechterhaltung der Routineimpfungen bei gleichzeitiger Ausweitung der Impfungen gegen COVID-19. Vereinzelte Impflücken spiegeln auch bereits vor der Pandemie bestehende Barrieren für Impfungen wider, u. a. systembedingte Schwachstellen in den Impfprogrammen und Defizite in Bezug auf Akzeptanz von und Nachfrage nach Impfstoffen.

Um in den kommenden Jahren Ausbrüche von Diphtherie, Masern und anderen impfpräventablen Krankheiten zu verhindern, stehen die nationalen Impfprogramme in der Europäischen Region nun vor einer dreifachen Herausforderung: der Erhöhung der Impfraten bei Routineimpfungen, der Sicherstellung sämtlicher erforderlicher Nachimpfungen für ungeimpfte Kinder und der gleichzeitigen Fortsetzung der Impfungen gegen COVID-19. Die von allen Ländern der Europäischen Region angenommene Europäische Impfagenda 2030 wird diesen Prozess prägen. Dabei wird der Schwerpunkt auf der Verbesserung der Chancengleichheit sowie der Entwicklung lokaler Lösungen für lokale Barrieren liegen.