Ein in The Lancet veröffentlichter Artikel der WHO hebt die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Flüchtlinge und Migranten hervor und betont die Notwendigkeit, diese in Gegenmaßnahmen und Bereitschaftsplanung in Reaktion auf den Ausbruch einzubeziehen. Flüchtlinge und Migranten, besonders Vertriebene oder in Flüchtlingslagern oder unter lagerähnlichen Bedingungen lebende Menschen, stehen vor besonderen Herausforderungen und sind besonderen Risiken ausgesetzt, die bei der Vorbereitung oder Reaktion auf die COVID-19-Pandemie berücksichtigt werden müssen.
Der in The Lancet veröffentlichte Artikel – verfasst von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Zsuzsanna Jakab, Stellvertretende Generaldirektorin der WHO, und Dr. Santino Severoni, Sonderberater für Migration und Gesundheit und Geschäftsführender Direktor der Abteilung Gesundheitssysteme und öffentliche Gesundheit im WHO-Regionalbüro für Europa – ist der jüngste Beitrag in einer Reihe von WHO-Dokumenten zur Unterstützung der Gesundheitsbehörden in der Europäischen Region hinsichtlich der Einbeziehung von Flüchtlingen und Migranten in Maßnahmen im Kampf gegen COVID-19 durch eine Reihe von Empfehlungen.
Flüchtlinge und Migranten besonders stark durch COVID-19 gefährdet
Der Artikel hebt folgende Problembereiche hervor:
- Flüchtlinge und Migranten sind einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt, auch in Bezug auf COVID-19, da sie üblicherweise unter beengten Bedingungen leben, ohne Möglichkeit, grundlegende Gesundheitsschutzmaßnahmen einzuhalten.
- Flüchtlinge und Migranten sind unter den Obdachlosen in den meisten Ländern überrepräsentiert und sehen sich ähnlichen Hindernissen beim Zugang zu sanitären Einrichtungen gegenüber.
- Der Zugang zu Gesundheitsangeboten ist in Umfeldern der humanitären Hilfe häufig eingeschränkt und wird durch Engpässe bei Arzneimitteln und einen Mangel an Gesundheitseinrichtungen weiter erschwert.
- Einkommensverluste, eine unsichere Gesundheitsversorgung und die mit der Ungewissheit bezüglich ihres rechtlichen Status oder einem Arbeitsplatzabbau einhergehenden Schwierigkeiten können Flüchtlinge und Migranten zusätzlich belasten.
Gewährleisten, dass Maßnahmen und Botschaften auch anfällige Gemeinschaften erreichen
Die WHO fordert die Gesundheitsbehörden auf, die Auswirkungen zu berücksichtigen, die die gegenwärtige Pandemie und die ergriffenen Gegenmaßnahmen auf Flüchtlinge und Migranten haben. Darüber hinaus betont die Organisation die Notwendigkeit:
- das Risiko einer Einschleppung und Ausbreitung von COVID-19 in Flüchtlingslagern zu bewerten;
- den Zugang zu Sicherheit, Gesundheitseinrichtungen und Informationen zu gewährleisten;
- sämtliche Hindernisse für den Zugang zu Gesundheitsangeboten, darunter auch sprachliche und physische Barrieren, sowie rechtliche, administrative und finanzielle Beschränkungen zu beseitigen;
- erzwungene Rückführungen aufgrund der Angst vor oder des Verdachts einer COVID-19-Übertragung zu vermeiden und zu gewährleisten, dass Flüchtlinge und Migranten nicht stigmatisiert werden, damit sie keine Angst davor haben, sich behandeln zu lassen oder mögliche Symptome zu offenbaren.
Niemanden zurücklassen
Am 30. Januar 2020 erklärte der WHO-Generaldirektor, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, die gegenwärtige Pandemie zu einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite. Der am 25. März 2020 veröffentlichte Globale Plan für humanitäre Hilfsmaßnahmen im Kampf gegen COVID-19 enthält eine ausdrückliche Verpflichtung, den am stärksten gefährdeten Gemeinschaften während des COVID-19-Ausbruchs zu helfen, darunter auch Flüchtlings- und Migrantengruppen.