Das Nationale Referenzlabor für Virologie der Generaldirektion für öffentliche Gesundheit des Gesundheitsministeriums der Türkei hat in der vergangenen Woche einen Meilenstein erreicht, indem es die 100 000. Gesamtgenomsequenz für SARS-CoV-2 in die Datenplattform der Globalen Initiative für den Austausch sämtlicher Influenza-Daten (GISAID), der weltweit größten Datenbank für SARS-CoV-2-Sequenzen, hochlud.
Die genomische Surveillance war während der gesamten COVID-19-Pandemie eine zentrale Komponente der Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit. Das Projekt zur Stärkung der nationalen Kapazitäten im Kampf gegen COVID-19, eine Zusammenarbeit zwischen dem türkischen Gesundheitsministerium und dem WHO-Länderbüro in der Türkei, zielt darauf ab, die nationalen Kapazitäten der Türkei im Bereich der Genomsequenzierung auszubauen und zu stärken. Das von der Europäischen Union finanzierte Projekt stattete das Nationale Referenzlabor für Virologie in der Türkei mit einem zusätzlichen Sequenzierungsinstrument der neuesten Generation aus, um während der COVID-19-Pandemie SARS-CoV-2-Viren zu entdecken und Varianten des Virus zu identifizieren.
Als Mitglied des Netzwerks des Globalen Systems zur Überwachung und Bekämpfung von Influenza (GISRS) teilt das Nationale Referenzlabor für Virologie in der Türkei Genomsequenzierungsdaten über das globale GISAID-System. GISAID fördert einen raschen Datenaustausch und bietet den Nutzern eine öffentlich zugängliche Datenbank geografisch und demografisch repräsentativer Daten zur SARS-CoV-2-Genomsequenzierung. Hinsichtlich der durchschnittlichen Anzahl an Tagen, die zwischen einer Probennahme und der Hinterlegung einer Sequenz in GISAID vergehen, findet sich die Türkei weltweit auf Rang 6, was zeigt, wie schnell das Land seine Daten mit anderen teilt.
„Die Türkei ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für verschiedene Regionen der Welt und ein beliebtes Reiseziel für Touristen, daher ist es enorm wichtig, dass wir eine genomische Surveillance vornehmen und unsere Sequenzierungsdaten mit der globalen Gesundheitsgemeinschaft über Plattformen wie GISAID teilen, damit diese in Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit auf der ganzen Welt einfließen können“, erläutert Dr. Batyr Berdyklychev, WHO-Repräsentant in der Türkei.
Die rasche Ausbreitung der Genomsequenzierung und die Verbesserung des Datenaustauschs während der Pandemie hoben die Notwendigkeit einer umfassenden langfristigen Strategie zur Aufrechterhaltung dieser Kapazitäten und zur Stärkung der genomischen Surveillance hervor. In dieser Hinsicht arbeitet die Türkei an einer nationalen genomischen Surveillance-Strategie, die als Orientierungshilfe für die Ausweitung dieser Anstrengungen dienen und andere Länder in der Europäischen Region der WHO dabei unterstützen soll, es der Türkei gleich zu tun.
„Kollegen aus unterschiedlichen Ländern besuchten uns, um sich die Arbeit des Labors persönlich anzuschauen“, erzählt Dr. Gulay Korukluoglu, Leiterin des Nationalen Referenzlabors für Virologie in der Türkei. „Dank der durch dieses Projekt erzielten Fortschritte hatten wir zudem Gelegenheit, unser Wissen auf der internationalen Ebene mit anderen zu teilen.“
„Länder in der Europäischen Region der WHO können eigene nationale Strategien für die genomische Surveillance entwickeln und dabei von den Erfahrungen der Türkei lernen. Zudem erhalten sie Unterstützung bei der Stärkung ihrer personellen Kapazitäten im Laborwesen durch Schulungen zu den neuesten Sequenzierungsansätzen sowie zu den Themen Bioinformatik und molekulare Epidemiologie“, erklärt Dr. Joanna Zwetyenga, Fachreferentin im Referat für Beherrschung von Infektionsrisiken bei WHO/Europa.
Die genomische Surveillance ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um Veränderungen beim SARS-CoV-2-Virus zu überwachen und besorgniserregende Varianten zu identifizieren. Infolge dieser Anstrengungen und der erhöhten Kapazitäten im Bereich der genomischen Surveillance können die Länder bessere Vorsorge- und Gegenmaßnahmen für künftige Pandemien entwickeln.