WHO
© Credits

Erklärung – Ohne Vorbereitung kann die Hitze tödlich sein

Erklärung von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

18 July 2023
Aussage
Reading time:
Während weite Teile der Europäischen Region der WHO unter brütender Hitze leiden, müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass diese Hitze ohne Vorbereitung tödlich sein kann. Auch wenn längerfristige Maßnahmen für unsere Region und die ganze Welt dringend erforderlich sind, so können wir doch auch Sofortmaßnahmen ergreifen, um uns und unsere Angehörigen zu schützen.

Nach neuen Schätzungen, die vor Kurzem in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurden, starben allein im vergangenen Jahr mehr als 60 000 Menschen in Europa an den Folgen extremer Hitze – dreimal so viele wie bisher angenommen –, und da sich unser Planet weiter erwärmt, wird diese Zahl von Jahr zu Jahr steigen. 

Während wir uns auf diese neue Normalität mit ihren verheerenden Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden einstellen, ist es wichtig, dass wir alle mit dem nötigen Wissen ausgestattet sind, das Leben retten kann. 

So schützen Sie sich und andere

Für Millionen von Menschen, die derzeit in Hitzewellen leben und arbeiten müssen, vor allem in Süd- und Osteuropa, und für viele, die in den Urlaub fahren, gilt: Bitte überprüfen Sie regelmäßig die Wetterberichte, befolgen Sie örtliche Hinweise und informieren Sie sich bei seriösen Quellen über wetterbedingte Gesundheitsrisiken.

Es ist wichtig, sich so kühl wie möglich zu halten, um die schlimmsten gesundheitlichen Auswirkungen der Hitze zu vermeiden. Befolgen Sie dazu die einfachen, praktischen Ratschläge der Kampagne #KeepCool von WHO/Europa:
  • Meiden Sie die Hitze. Vermeiden Sie es, sich während der heißesten Tageszeit im Freien aufzuhalten und anstrengende Tätigkeiten auszuführen. Bleiben Sie im Schatten, und lassen Sie Kinder oder Tiere nicht in geparkten Fahrzeugen zurück. Verbringen Sie, wenn notwendig und möglich, mindestens zwei bis drei Stunden des Tages an einem kühlen Ort.
  • Halten Sie die Wohnung kühl. Nutzen Sie die Nachtluft, um Ihre Wohnung zu kühlen. Verringern Sie tagsüber die Wärmebelastung in Innenräumen, indem Sie Jalousien oder Rollläden herunterlassen und so viele elektrische Geräte wie möglich ausschalten.
  • Sorgen Sie für Erfrischung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Tragen Sie leichte, lose Kleidung und verwenden Sie leichte Bettwäsche, duschen oder baden Sie zur Abkühlung und trinken Sie regelmäßig Wasser. Verzichten Sie auf zuckerhaltige, alkoholische und koffeinhaltige Getränke.
Denken Sie an Ihre eigene Gesundheit, sehen Sie aber auch nach Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn, die viel Zeit allein verbringen. Anfällige Menschen könnten an heißen Tagen Hilfe benötigen. Helfen Sie gefährdeten Personen, die Rat und Hilfe benötigen.

Wenn Sie oder andere sich unwohl (Schwindel, Schwäche, starker Durst, Kopfschmerz) fühlen, suchen Sie Hilfe. Begeben Sie sich so schnell wie möglich an einen kühlen Ort, trinken Sie Wasser, um wieder Flüssigkeit zu sich zu nehmen, und messen Sie Ihre Körpertemperatur mindestens 30 Minuten lang. Wenn die Körpertemperatur weiterhin hoch ist, suchen Sie sich fachliche Hilfe. Wenn die Körpertemperatur sinkt und die Person sich nach dem Ausruhen in einer kühlen Umgebung besser fühlt, handelt es sich wahrscheinlich um Hitzebelastung.

Wenn Sie unter schmerzhaften Muskelkrämpfen leiden, ruhen Sie sich sofort an einem kühlen Ort aus und trinken Sie orale Rehydrierungslösungen mit Elektrolyten. Holen Sie sich Hilfe, wenn die Hitzekrämpfe länger als eine Stunde anhalten. Bei ungewöhnlichen Symptomen oder bei Anhalten der Symptome wenden Sie sich an Ihren Arzt. Wenn jemand eine heiße, trockene Haut, Deliriumssymptome  oder Krämpfe bekommt oder das Bewusstsein verliert, rufen Sie umgehend einen Arzt oder Krankenwagen.

Langfristige Lösungen erfordern globale, lokal angepasste Maßnahmen

Wir müssen uns nicht nur in diesem Sommer an unsere neue Realität anpassen, sondern auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Zur wirksamen Bekämpfung der Klimakrise, die eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellt, werden dringend regionale und globale Maßnahmen benötigt. 

Anfang dieses Monats haben Länder aus der gesamten Europäischen Region der WHO in Ungarn die Erklärung von Budapest verabschiedet, in der sie sich verpflichten, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit und unsere Gesundheitssysteme zu bekämpfen, und zwar in Partnerschaft miteinander. 

Entscheidend ist, dass wir die Jugend mit einbeziehen, weil sie sich wirklich für die Klimaproblematik engagiert, die sie von uns erbt, und weil sie oft geradezu vor Ideen und Lösungen strotzt. 

Schließlich dürfen Maßnahmen in Bezug auf den Klimawandel nicht von einer bestimmten Regierung oder politischen Partei abhängig gemacht werden, sondern es muss tatsächlich ein überparteiliches Thema sein, das von allen Seiten des politischen Spektrums, von links bis rechts, vertreten wird. Die Erklärung von Budapest trägt dazu bei, diese dringend benötigte Solidarität zu verankern und den Rahmen für gemeinsame Maßnahmen zur Sicherung unserer Zukunft auf diesem Planeten zu schaffen.    

 

Media Contacts

Pressebüro von WHO/Europa

Bhanu Bhatnagar


WHO/Europe