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Europäische Region erreicht hohe Impfraten bei Routineimpfungen, bleibt aber hinter dem Niveau vor der Pandemie zurück

19 July 2023
Pressemitteilung
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Die Europäische Region der WHO verzeichnete 2022 eine durchschnittliche Durchimpfung von 94 % mit drei Dosen des Impfstoffs gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP3) und von 93 % mit der ersten Dosis Masernimpfstoff (MCV1). Dies geht aus Daten hervor, die am 18. Juli 2023 von der WHO und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) veröffentlicht wurden. Diese Durchschnittswerte spiegeln die umfangreichen Bemühungen der Gesundheitsbehörden wider, den Rückgang der Routineimpfungen während der COVID-19-Pandemie auszugleichen, aber auch deren ungleiche Ergebnisse: Denn 27 der 53 Länder der Europäischen Region haben bei der Durchimpfung mit DTP3 noch nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht. Im Jahr 2022 erhielten 300 000 Säuglinge in der Europäischen Region in ihrem ersten Lebensjahr keine der vorgesehenen Impfungen. 

„Die Europäische Region hat sich energisch darum bemüht, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hinter sich zu lassen und impfpräventable Krankheiten in Schach zu halten“, erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Das Nachholen verpasster Impfungen und die Versorgung jedes neuen Kindes mit den Impfungen, die es braucht und verdient, müssen in jeder Kommune mit voller Kraft fortgesetzt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass COVID-19 oder andere Notlagen unsere Fortschritte im Kampf gegen Masern und Röteln, Polio, Gebärmutterhalskrebs und viele andere schwere Krankheiten gefährden.“ 

Wo Impfungen verpasst werden, kann es zu Ausbrüchen kommen 

In der Europäischen Impfagenda 2030 wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, für DTP3 und MCV1 eine Durchimpfung von 95 % zu erreichen. 2022 wurden insgesamt 825 Masernfälle aus 23 Ländern der Europäischen Region gemeldet. In diesem Jahr wurden für den Zeitraum von Januar bis Mai bereits 5699 Masernfälle gemeldet. „Ein solcher Anstieg der Masernfälle, sowohl bei Kleinkindern als auch bei Erwachsenen aller Altersgruppen, weist auf die Anfälligkeit unserer Region hin. Es muss jetzt darauf hingearbeitet werden, die versäumten Dosen nachzuholen und eine optimale Durchimpfung zu erreichen, damit die Übertragung gestoppt und Ausbrüche in den kommenden Monaten verhindert werden können“, erklärte Dr. Nino Berdzuli, Direktorin der Abteilung Gesundheitsprogramme der Länder bei WHO/Europa.

Masern gehören zu den für den Menschen ansteckendsten Krankheiten und können daher ein frühes Signal für das Vorhandensein von Immunitätslücken sein. Nach der Aufhebung der durch die COVID-19-Pandemie notwendig gewordenen gesundheitlichen und sozialen Maßnahmen ist in der Europäischen Region auch ein Anstieg anderer impfpräventabler Krankheiten zu verzeichnen. So stieg die Zahl der gemeldeten Diphtheriefälle von 41 im Jahr 2020 auf 362 im Jahr 2022, und in den Jahren 2021 und 2022 wurden in mehreren Ländern der Europäischen Region Polioviren nachgewiesen.