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Jonathan Vinke, technischer Berater der WHO für die Verlegung von Intensivpatienten, hilft bei der Stabilisierung eines kranken Babys, damit es zur Fortsetzung seiner Behandlung nach Deutschland verlegt werden kann.
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Krebskranke ukrainische Kinder aus beschädigtem Kiewer Kinderkrankenhaus nach Deutschland verlegt

19 July 2024
Medienmitteilung
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Acht Kinder, die im Krankenhaus Ochmatdyt wegen einer Krebserkrankung behandelt wurden, sind zusammen mit ihren Betreuern nach Deutschland evakuiert worden. Das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine wurde in der vergangenen Woche durch den anhaltenden Krieg stark beschädigt. 

Hier lagen viele der am stärksten gefährdeten pädiatrischen Patienten, die sowohl physisch als auch psychisch dringend versorgt werden müssen; zwei von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand.

Ihre zermürbende, mehr als 24-stündige Reise begann am 17. Juli und führte sie in einem Konvoi von Ambulanzbussen vom Ochmatdyt-Krankenhaus in Kiew nach Lwiw in der Westukraine. Anschließend wurden sie über die Grenze nach Rzeszów in Polen gebracht, von wo aus sie mit einem norwegischen Flugzeug an verschiedene Orte in Deutschland geflogen wurden, wo sie die notwendige Versorgung erhalten.

„Sofia ist erst vier Monate alt und befand sich in einem kritischen Zustand, als ich sie sah“, sagt Jonathan Vinke, fachlicher Berater der WHO für die Verlegung von Intensivpatienten. „Ich befürchtete, dass sie die 720 km lange Reise nicht überleben würde, aber dank des Engagements aller Beteiligten konnte sie glückerlicherweise rechtzeitig stabilisiert werden, um den Flug nach Deutschland anzutreten, wo sie die dringend benötigte Behandlung erhalten wird. Diese Arbeit ist manchmal hart, aber es sind Momente wie dieser, die sie lohnenswert machen. Dieser heikle Patiententransport wäre ohne die Teamarbeit mehrerer internationaler und ukrainischer Organisationen, die alle das Gesundheitsministerium unterstützen, nicht möglich gewesen.“

Unter den acht Kindern ist der dreijährige Dmytro, der mit seiner Mutter Oksana evakuiert wurde, um seine Behandlung fortzusetzen. Bei Dmytro wurde vor etwas mehr als einem Monat eine akute lymphatische Leukämie, eine Art von Knochenmarkkrebs, diagnostiziert. 

Dmytro war in Behandlung, als das Krankenhaus am 8. Juli getroffen wurde. Mehrere Stockwerke des Krankenhauses wurden schwer beschädigt, sodass der Betrieb der Einrichtung gestört und die kritische Versorgung von Kinderpatienten beeinträchtigt wurde. 

„Wir kommen schon seit Anfang Juni in dieses Krankenhaus. Wir hatten große Hoffnung in seine Behandlung gesetzt“, erzählt Oksana der WHO. „Zum Zeitpunkt des Angriffs waren wir im Krankenhaus. Es war ein Schock. Da das Krankenhaus jetzt nur noch begrenzt handlungsfähig ist, gehen wir ins Ausland. Der Kampf gegen diese Krankheit ist langwierig und sehr beschwerlich. Ich reise mit meinem Sohn, und wir haben auch zwei ältere Jungen, 13 und 7 Jahre alt, die bei meinem Mann in der Ukraine wohnen.“ 

Die WHO bemüht sich in enger Zusammenarbeit mit dem Ochmatdyt-Krankenhaus darum, Tausenden von Kindern lebensrettende Hilfe zu leisten. Dazu gehören die Bereitstellung von zwei Generatoren zur Gewährleistung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung, die Spende von assistiven Technologien zur Unterstützung der körperlichen Rehabilitation und die Spende von Medikamenten und anderen medizinischen Produkten für Krankenhäuser, die nach dem Angriff vom 8. Juli Patienten aus Ochmatdyt aufgenommen haben. 

„Das ukrainische Gesundheitssystem und das Gesundheitspersonal haben eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit bewiesen. In den vergangenen zwei Jahren hat WHO/Europa mit finanzieller Unterstützung der EU das ukrainische Gesundheitsministerium bei der Durchführung medizinischer Evakuierungen in Länder inner- und außerhalb der Europäischen Union unterstützt“, sagt Ihor Perehinets vom Programm für gesundheitliche Notlagen bei WHO/Europa. „Wir sind stolz darauf, zum Aufbau eines nachhaltigen und effizienten Systems beigetragen zu haben, das kurzfristig aktiviert werden kann, um Leben zu retten.

Am 8. Juli wurde das größte Kinderkrankenhaus der Ukraine von einer Rakete getroffen, wobei zwei Erwachsene getötet und über 50 Menschen, darunter viele Kinder, verletzt wurden. Durch den Einschlag wurden mehrere Abteilungen schwer beschädigt, darunter die Intensivstationen, die Onkologie und die Chirurgie; die Abteilungen für Toxikologie und Traumatologie wurden vollständig zerstört. Hunderte von Kindern, darunter auch Dialysepatienten, wurden auf die umliegenden Straßen evakuiert.

Dr. Oleh Yanchuk ist ein pädiatrischer Chirurg am Ochmatdyt-Krankenhaus. „Ich arbeite schon seit Jahren im Ochmatdyt“, erzählt er. „Als Kiew zu Beginn des Krieges 2022 angegriffen wurde, brachte ich meine ganze Familie ins Krankenhaus, weil es sicherer war, als zu Hause zu bleiben. Ich wohnte mit meiner Familie im Krankenhaus und arbeitete Tag und Nacht, um mich um meine jungen Patienten und ihre Familien zu kümmern. Das Krankenhaus wurde zu meiner Burg. Aber letzte Woche wurde meine Burg zerstört, von der ich glaubte, dass meine Familie und meine Patienten dort sicher seien. Körperlich geht es mir gut, ich bin unversehrt. Aber emotional bin ich am Ende. Ich habe meine sichere Burg verloren.“

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Bhanu Bhatnagar


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Sarah Tyler

Pressebüro von WHO/Europa