Mobile Gesundheitskarawanen bringen die Bewohner des Westbalkans zu COVID-19-Impfungen zusammen und Gesundheitsempfehlungen näher an die Menschen heran

20 March 2023
Pressemitteilung
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In 2022 und 2023 haben vier mobile Gesundheitskarawanen entlegene und unterversorgte Gebiete des Westbalkans bereist, um sicherzustellen, dass gefährdete Menschen Zugang zu COVID-19-Impfungen und einer öffentlichen Gesundheitsberatung erhalten, um sich selbst schützen zu können. Um Impfungen, Gesundheitsversorgung und Gesundheitsempfehlungen in diese Gemeinschaften zu bringen, haben nationale und entsprechende öffentliche Gesundheitsbehörden mit Unterstützung von WHO und Partnern in Albanien, Montenegro, Nordmazedonien und dem Kosovo [1] Gesundheitskarawanen organisiert. Neben der Verbesserung des Zugangs zu unterschiedlichen Gesundheitsleistungen bieten die Gesundheitskarawanen zudem Gelegenheit für Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung. Im Rahmen ihrer Besuche ermöglichen direkte Dialoge zwischen Gesundheitsanbietern und Mitgliedern der Gemeinschaft die Beantwortung von Fragen durch das Personal der Karawanen und die Verbesserung des Verständnisses mit Blick auf die Bedürfnisse der Gemeinschaften sowie die bestehenden Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. 

Die Erfahrung auf dem Westbalkan zeigt, warum Gesundheitskarawanen eine solch wichtige Intervention zum Schutz der öffentlichen Gesundheit in Notlagen darstellen.

Gesundheitskarawanen tragen zum Abbau von geografischen und praktischen Barrieren bei Impfungen bei

Im März 2022 bereiste eine Karawane mit Unterstützung der WHO, des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung (USAID) 14 städtische und ländliche Gemeinschaften in ganz Nordmazedonien, in denen die Inanspruchnahme von COVID-19-Impfungen unter dem landesweiten Durchschnitt lag. Örtliche Organisationen der Zivilgesellschaft lieferten wertvollen Input, indem sie von Tür zu Tür gingen, um die Menschen über die Ankunft der Karawane zu informieren. Mobile Gesundheitskarawanen können dazu beitragen, die Impfraten in Gemeinschaften mit beschränktem Zugang zu Gesundheitseinrichtungen zu erhöhen, indem sie helfen, Barrieren bei Impfungen abzubauen, wie etwa fehlende Transportmöglichkeiten, große Entfernungen und zeitliche Einschränkungen. Eine neue Analyse von WHO/Europa verdeutlicht die Rentabilität von Investitionen in Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung für Gesundheitsbehörden. Die mobile Impfkarawane in Nordmazedonien etwa führte in den Wochen nach dem Besuch der Karawane zu einem Anstieg der täglichen Impfraten um 35 % gegenüber den Impfraten vor Durchführung der Intervention.

„Mit dieser Karawane erreichen wir Menschen, die in entlegenen oder unterversorgten Gebieten leben, und stellen sicher, dass sie Zugang zu Impfungen erhalten“, erklärte Anne Johansen, Repräsentantin der WHO und Leiterin des Länderbüros in Nordmazedonien. 

Mersiha Usein, Grassroots-Aktivistin bei der nichtstaatlichen Organisation Romalitico, war der gleichen Ansicht: „Es ist äußerst wichtig, auf die Bedürfnisse und Prioritäten der Gemeinschaften auf kommunaler Ebene einzugehen“, erklärte sie.

Gesundheitskarawanen schaffen Vertrauen

In Albanien unterstützte die WHO den ganzen Sommer und Herbst 2022 lang zusammen mit dem albanischen Roten Kreuz mit Finanzmitteln von USAID eine Karawane, die Impfmaßnahmen näher an die Wohnorte der Menschen heranbrachte und diese dazu ermutigte, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen und die Schutzmaßnahmen aufrechtzuerhalten.

Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung umfassen auch, sich die Bedenken der Bevölkerung anzuhören und auf diese einzugehen. Mobile Gesundheitsfachkräfte können Fragen beantworten, Zweifel anhören und wissenschaftliche Aspekte in einfachen Worten erklären. Aufzuzeigen, dass Gesundheitsanbieter sich um die Bedürfnisse und Bedenken der Gemeinschaft kümmern und auf diese eingehen, schafft Vertrauen und fördert die Akzeptanz und Inanspruchnahme von Impf- und Gesundheitsmaßnahmen.

Im Rahmen der Besuche der Karawane in Albanien wurden Menschen in insgesamt 11 Gemeinden erreicht und 6125 Menschen geimpft. In den Tagen nach dem Besuch der Gesundheitskarawane stieg zudem die Zahl der Menschen, die sich in gemeindenahen Impfzentren einfanden.

„COVID-19 stellt nach wie vor eine Bedrohung dar und wir alle müssen entsprechend handeln und uns impfen lassen, um uns vor dieser Krankheit zu schützen“, erklärte Anila Shameti, eine Pflegekraft, die die gemeindenahen Veranstaltungen der Karawane in Albanien unterstützte.

Gesundheitskarawanen bieten Gesundheitsberatung

Im Kosovo[1] wurden zwischen dem 22. Dezember 2022 und dem 26. Januar 2023 insgesamt 28 Gemeinden von der mobilen Karawane angefahren. Organisiert wurde sie von der WHO in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium des Kosovo und dem Institut für öffentliche Gesundheit, mit finanzieller Unterstützung von USAID.

Medizinisches Personal und Impfpersonal kamen mit den örtlichen Gemeinschaften ins Gespräch, ermutigten sie zu COVID-19-Impfungen und boten Gesundheitsberatungen zu einer Vielzahl anderer Themen. Während einem der Aufenthalte der Karawane ließ sich der Verbindungsreferent aus dem WHO-Büro in Pristina in einer mobilen Einheit gegen die saisonale Grippe impfen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass die im Rahmen der Karawane verabreichten Impfungen sicher und wirksam sind. Durch den Zugang zu transparenten und korrekten Gesundheitsinformationen werden die Menschen in die Lage versetzt, fundierte Entscheidungen zu ihrer eigenen Gesundheit zu treffen und die Bedeutung von Schutzmaßnahmen zu verstehen. Zudem werden dadurch Verhaltensänderungen gefördert und die Menschen zu gesünderen Praktiken ermutigt, und dieser Zugang kann ferner dazu beitragen, dass staatliche Leitlinien besser anerkannt und befolgt werden. Entscheidend ist jedoch, dass er eine bessere Resilienz in Gemeinschaften fördern kann. Gemeinschaften, die über mehr Fähigkeiten und mehr Wissen verfügen, können wiederum besser mit Krisen umgehen und verfügen oftmals über ein höheres Maß an gemeinschaftlicher Verantwortlichkeit und Unterstützung.

„Die Karawane hat entscheidend dazu beigetragen, Impfmaßnahmen näher an die Gemeinschaften heranzubringen und sie in die Lage zu versetzen, mehr darüber zu erfahren, wie sie ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden schützen und lebensrettende Impfungen erhalten können“, erklärte Isme Humolli, Nationale Fachreferentin im WHO-Büro in Pristina.

Gesundheitskarawanen setzen an Ungleichheiten bei der Inanspruchnahme von Impfmaßnahmen an

Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Montenegros und dem Institut für öffentliche Gesundheit und mit Unterstützung von USAID organisierte die WHO eine Gesundheitskarawane, die im Februar und März 2023 durch das Land fährt. Im Mittelpunkt der Karawane stehen COVID-19-Impfungen, doch die Initiative wurde auch auf andere lebensrettende Impfungen ausgeweitet, die Kinder und junge Menschen vor humanen Papillomviren (HPV) sowie Masern, Mumps und Röteln (MMR) schützen können. Die Karawane besuchte vier Gemeinden, in denen die Impfraten gegen COVID-19, HPV und MMR besonders niedrig waren. Durch die besondere Schwerpunktlegung auf Gemeinden mit niedrigen Impf- und hohen Krankheitsraten können die mobilen Impfkarawanen dazu beitragen, gesundheitliche Ungleichheiten abzubauen und die gesundheitliche Chancengleichheit zu verbessern.

„COVID-19 stellt nach wie vor eine Bedrohung dar und die Inanspruchnahme der Impfungen ist noch immer sehr niedrig in Montenegro“, erklärte Dr. Mina Brajović, Repräsentantin der WHO in Montenegro. „Mit der Gesundheitskarawane wollen wir so viele Menschen wie möglich erreichen und COVID-19- sowie andere grundlegende Impfungen leichter zugänglich machen für gefährdete Bevölkerungsgruppen und Menschen in entlegenen bzw. benachteiligten Gebieten. Um die Inanspruchnahme von Impfmaßnahmen zu verbessern, bedarf es gemeinsamer Maßnahmen, Partnerschaften, einer starken örtlichen Einbeziehung der Bevölkerung und gut informierter Bürger.“

Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung im Zentrum der Reaktion auf Notlagen stehen. Die Bereitstellung von Gesundheitsleistungen und Interventionen ist in Notlagen schlicht nicht genug. Das Verhalten der Menschen ist ausschlaggebend für die Eindämmung von Notlagen, und um die Genesung zu beschleunigen, müssen diese Angebote und Interventionen zugänglich sein und in Anspruch genommen werden. Die Gesundheitskarawanen auf dem Westbalkan zeigen auf, inwiefern die direkte Einbeziehung und der transparente Umgang mit der Bevölkerung eine Brücke schlagen kann zur Bereitstellung von und dem Zugang zu Gesundheitsleistungen und sich derart positiv auf den Schutz der Gesundheit auswirkt. 

[1] Alle in diesem Dokument enthaltenen Verweise auf das Kosovo sind im Zusammenhang mit der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zu verstehen.