Kirgisistan hat vorausschauende Maßnahmen ergriffen, um seine Vorsorge- und Reaktionskapazitäten zu stärken, um in Zukunft mögliche Ausbrüche von Poliomyelitis (Polio) wirksamer bewältigen zu können.
Die Europäische Region der WHO ist seit 2002 frei von endemischer Polio, doch sind Ausbrüche dieser hochinfektiösen und verheerenden Krankheit in der Region weiterhin möglich, solange das Virus irgendwo auf der Welt zirkuliert. Nach einem Polioausbruch im benachbarten Tadschikistan im Jahr 2021 und angesichts mehrerer Nachweise von Polioviren in anderen Ländern der Europäischen Region im Jahr 2022 haben die Gesundheitsbehörden in Kirgisistan die Überwachung des Virus vorausschauend verstärkt, um eine mögliche Einschleppung oder Ausbreitung zu erkennen. Außerdem haben sie in einer landesweiten Nachimpfkampagne 260 000 Kinder geimpft, die in der Vergangenheit eine Polioimpfung versäumt haben, und Maßnahmen zur Prüfung der Verwendbarkeit des neuen oralen Polioimpfstoffs eingeleitet, falls er benötigt wird, um einen möglichen Ausbruch des Poliovirus Typ 2 zu stoppen.
Darüber hinaus hat Kirgisistan am 11. und 12. Juli eine Simulationsübung zum Ausbruch von Polio (POSE) durchgeführt – als erstes Land in der Europäischen Region seit 2019.
„Unser Erfolg bei der Simulation eines Polioausbruchs spiegelt das entschlossene Engagement Kirgisistans für den Schutz der öffentlichen Gesundheit wider. Indem wir unsere Teilnehmer mit wichtigen Fähigkeiten und Kenntnissen ausstatten, stärken wir unsere Vorsorge- und Reaktionskapazitäten und ermöglichen schnelle und effiziente Sofortmaßnahmen gegen potenzielle Ausbrüche“, sagte Gulnara Zhumagulova, Stellvertretende Leiterin des Republikanischen Zentrums für Immunprophylaxe.
POSE
POSE ist eine von WHO/Europa konzipierte Simulationsübung, die den Mitgliedstaaten dabei helfen soll, ihre Bereitschaftsplanung kritisch zu überprüfen und ihre nationalen Pläne zur Bekämpfung von Polioausbrüchen zu aktualisieren.
Bei jeder POSE-Übung wird ein realistisches Szenario zugrunde gelegt, und diese Simulationsübung konzentrierte sich auf zwei potenzielle Ereignisse: die Einschleppung von Polio-Wildviren und das Auftreten von zirkulierenden vakzine-abgeleiteten Polioviren des Typs 2. Sie brachte die maßgeblichen Akteure und Experten aus dem öffentlichen Gesundheitswesen zusammen und befasste sich mit zentralen Aspekten des Ausbruchsmanagements, darunter die Koordinierung von Sofortmaßnahmen, Surveillance und Erkennung, Labordiagnostik, Impfkampagnen sowie Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung. Die Teilnehmer sammelten wertvolle praktische Erfahrungen und erwarben die wesentlichen Fähigkeiten und Kenntnisse, die für eine rasche und effiziente Reaktion im Falle eines Ausbruchs erforderlich sind.
„Durch die Simulation realistischer Szenarien stellen die Teilnehmer sicher, dass im Falle eines Poliovirus-Ereignisses oder -Ausbruchs ein schneller und koordinierter Reaktionsmechanismus vorhanden ist“, betonte Dr. Shahin Huseynov, Sonderbeauftragter des Regionaldirektors für Europa und kommissarischer Leiter des Länderbüros in Kirgisistan.
Die Simulationsübung wurde auf Wunsch des kirgisischen Gesundheitsministeriums mit fachlicher Unterstützung durch WHO/Europa und das Länderbüro durchgeführt.
Die WHO empfiehlt allen Ländern, wachsam zu bleiben und ihre Surveillance-Systeme und Impfprogramme für Polio zu verstärken. Die Kommission der Europäischen Region für die Zertifizierung der Poliomyelitis-Eradikation hat die Länder der Europäischen Region auch wiederholt dazu aufgefordert, sich auf mögliche Ausbrüche vorzubereiten, u. a. durch POSE-Übungen.