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Wachsende Anforderungen an Arbeitskräfte im Bereich der digitalen Gesundheit in Kasachstan

20 October 2023
Pressemitteilung
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Innerhalb eines Jahrzehnts hat Kasachstan den Übergang von einem papiergestützten Gesundheitsinformationssystem zu einer raschen Umsetzung digitaler Interventionen für Führungskräfte, Kliniker und Patienten vollzogen. Digitale Daten und digitale Prozesse sind für die Finanzierung des Gesundheitswesens, die Verwaltung der Patientenpfade, die Qualitätskontrolle sowie gesundheitsbezogene staatliche Leistungen unverzichtbar geworden. Seit 2013, als die erste nationale Entwicklungsstrategie für e-Gesundheit verabschiedet wurde, hat das Land institutionelle Reformen durchgeführt und die Gesetzgebung gestärkt, aber auch digitale Tools auf allen Ebenen des Gesundheitswesens eingeführt. 

Das WHO-Länderbüro in Kasachstan und das Gesundheitsministerium haben mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union (EU) einen zweitägigen Runden Tisch mit Wissenschaftlern organisiert, um einige der Fragen zu erörtern, die sich aus diesen neuen Entwicklungen ergeben. Sind die Gesundheitsberufe dafür gerüstet, den sicheren Gebrauch neuer Technologien zu gewährleisten? Verfügt das Gesundheitswesen über ausreichend Personal und Wissen, um mit dem Tempo des technologischen Wandels Schritt zu halten? Welche digitalen Fähigkeiten und Kenntnisse sollten Angehörige der Gesundheitsberufe in fünf oder zehn Jahren besitzen? 

„Der Planungshorizont für die Ausbildung und das Personalmanagement im Gesundheitswesen ist extrem lang, während die Technologien uns gerade im Alltag neue Revolutionen bescheren. Das bedeutet, dass wir das Thema digitale Gesundheit in der Berufsausbildung strategisch und mit Bedacht angehen müssen“, erklärte Beibut Jessenbajew, Stellvertretender Gesundheitsminister von Kasachstan. 

Eine digitalisierte Zukunft

An der Veranstaltung nahmen Dekane und Fakultätsmitglieder von sieben medizinischen Universitäten sowie Beamte des Gesundheitsministeriums teil. Die Teilnehmer diskutierten lebhaft über die spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten, die in die Lehrpläne für die medizinische Ausbildung aufgenommen werden sollten. Dabei kristallisierten sich folgende Schlüsselbereiche heraus:
  • Digitalkompetenz: Die Teilnehmer waren sich einig, dass Gesundheitsfachkräfte über eine solide digitale Kompetenz verfügen müssen, die nicht nur grundlegende Computerkenntnisse, sondern auch ein Verständnis für Datenschutz und Cybersicherheit umfasst.
  • Telemedizin und Fernüberwachung: Angesichts des zunehmenden Trends zur virtuellen Gesundheitsversorgung wurde die Bedeutung der Ausbildung der Gesundheitsberufe in Bezug auf Telemedizin und die Fernüberwachung von Patienten hervorgehoben.
  • Künstliche Intelligenz (KI) und Datenanalytik: Die Integration von KI und Datenanalytik in klinische Entscheidungsprozesse wurde als entscheidend für die Verbesserung der Diagnosegenauigkeit und der Behandlungsergebnisse diskutiert.
  • Interdisziplinäre Ausbildung: Obwohl einige medizinische Universitäten bereits Erfahrungen in der gemeinsamen Ausbildung mit technischen Fakultäten in Bezug auf Informationstechnologien im Gesundheitswesen gesammelt haben, wurde hervorgehoben, in welchem Maße die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsfachkräften, Datenwissenschaftlern, Ingenieuren und anderen Experten zu Innovationen im Gesundheitswesen beiträgt.
„Die rasante Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens in Kasachstan erfordert einen neuen transdisziplinären Ansatz für die Ausbildung von Fachkräften, die über eine Synthese aus medizinischem und informationstechnischem Wissen verfügen. Wir sollten die Aufgaben und Zuständigkeiten dieser Spezialisten definieren, anspruchsvolle berufliche Standards und Kompetenzen festlegen und eine solide Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium, der WHO und den Arbeitgebern betreiben, um diese Initiative erfolgreich umzusetzen. Wir werden alles tun, um die digitale Gesundheit im Land zu fördern und zu unterstützen“, sagte Prof. Victor Ricklefs, Vizerektor für strategische Entwicklung und internationale Zusammenarbeit an der Medizinischen Universität Karaganda.

Die Teilnehmer einigten sich auf mehrere Aktionspunkte, die die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung von personellen Ressourcen und Kompetenzen für die digitale Gesundheit bilden sollen. Die WHO ist entschlossen, Kasachstan in diesem wichtigen Bereich zu unterstützen und entscheidend zur Schaffung einer besseren, digitaleren Zukunft für die Angehörigen der Gesundheitsberufe und die von ihnen versorgten Patienten beizutragen. Diese Bemühungen stehen im Einklang mit dem Aktionsplan zur Förderung der digitalen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2023–2030), der im vergangenen Jahr von allen Mitgliedstaaten in der Europäischen Region angenommen wurde. Die Verbesserung der Kapazitäten der Länder zur Steuerung des digitalen Wandels im Gesundheitswesen und die Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz sind zentrale Ziele des Aktionsplans.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der EU

Die Diskussion fand im Rahmen eines mit 10 Mio. € dotierten Projektes, das von der EU mitfinanziert und von WHO/Europa im Zeitraum 2022–2026 umgesetzt wird. Das Projekt zielt darauf ab, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie abzumildern und die längerfristige gesundheitliche Widerstandsfähigkeit durch stärkere nationale Impfprogramme und Gesundheitsinformationssysteme in fünf Ländern Zentralasiens zu stärken: Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. 

Das im Oktober 2022 gestartete Projekt konzentriert sich zunächst auf die Ausweitung der COVID-19-Impfung, die Entwicklung und Umsetzung von COVID-19- und Routineimpfplänen, die Schulung von Gesundheitspersonal und an der Impfung beteiligten Fachkräften sowie die Stärkung von Impfinformationssystemen. Das Projekt wird auch die Überwachung von impfpräventablen Krankheiten und den Einsatz digitaler Lösungen zur Verhinderung bzw. Bekämpfung künftiger Ausbrüche impfpräventabler Krankheiten verbessern.